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US-Wahlen 2024

US-Wahl: Umfrage-Institute suchen nach Erklärungen für Fehlprognosen

FILE - A supporter catches a hat before President Donald Trump's arrival an airport rally, Wednesday, Oct. 14, 2020, in Des Moines, Iowa. He's a criminal defendant, a businessman and a polit ...
Viele Trumpwähler sind Umfrageverweigerer. Sie hängen auf, wenn ein Institut im Auftrag eines «Mainstream-Mediums» anruft.Bild: keystone

Deshalb lagen die Umfrage-Institute bei den US-Wahlen zum 3. Mal daneben

Und wieder ist es passiert: Obwohl Meinungsforschungsinstitute ihre Methoden geändert haben, nachdem sie Donald Trump 2016 und 2020 falsch eingeschätzt hatten, lagen sie jetzt schon wieder daneben. Ist die Pollster-Branche am Ende?
08.11.2024, 05:0608.11.2024, 05:18
Patrik Müller / ch media
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Kein einziges namhaftes Umfrageinstitut sah voraus, dass Donald Trump landesweit mehr Stimmen machen würde als Kamala Harris. Die Verblüffung war deshalb gross, als in der Wahlnacht die «Prognosenadel» der «New York Times» die Sensation anzuzeigen begann.

Auch am Donnerstag sind noch nicht alle Stimmen ausgezählt, aber gemäss aktuellem Stand führt Trump beim sogenannten «Popular Vote» landesweit mit 3,5 Prozentpunkten Vorsprung. Im Durchschnitt der letzten Umfragen vor der Wahl lag Harris mit 1,2 Prozentpunkten vorne. Der Fehlerabstand also: Stolze 4,7 Prozentpunkte. Und das beim vermeintlich engsten Rennen der US-Geschichte.

Wichtiger sind die Abweichungen in den Swing States. Deren Elektorenstimmen sind entscheidend für die Wahl. In den aktuellsten Vorwahl-Umfragen führte Trump nur in drei der sieben Swing States. Effektiv aber gewann er alle sieben, wenngleich zwei Staaten noch nicht ausgezählt sind (aber die Führung ist deutlich).

Umfrage-Durchschnitt eine Woche vor der Wahl (28. Oktober 2024) in den sieben Swing States gemäss «Washington Post».
Umfrage-Durchschnitt eine Woche vor der Wahl (28. Oktober 2024) in den sieben Swing States gemäss «Washington Post».

Die Umfragen sahen nicht voraus, dass Kamala Harris in sämtlichen (!) Wahlbezirken der USA schlechter abschnitt als Joe Biden vor vier Jahren. CNN zeigte einen verblüfften Moderator, als die entsprechende Karte eingeblendet wurde:

Die «Pollsters» – so nennen sich in den USA die Umfragespezialsten, eine Gruppe mit Berufsstolz – gehen nun in sich. Josh Clinton, Politikwissenschafter an der Vanderbilt University, räumt im «Wall Street Journal» die Fehlprognosen ein. «Das liegt an den ungenauen Instrumenten, die uns zur Verfügung stehen», rechtfertigt er sich. Bei den Zwischenwahlen 2022 habe man beide Parteien, Demokraten und Republikaner, recht genau eingeschätzt. Doch bei allen drei Präsidentschaftswahlen, bei denen Trump dabei war (2016, 2020 und 2024) waren ihre Ergebnisse unbrauchbar. Obwohl die Methoden nach den ersten zwei Flops verfeinert worden seien.

Wissenschafter erklären das mit dem Phänomen Trump. Die Pollsters können offensichtlich die Trump-Wählerschaft nicht repräsentativ einfangen. Unter ihr gibt es viele Umfrageverweigerer. Sie hängen auf, wenn ein Institut im Auftrag eines «Mainstream-Mediums» anruft. Don Levy ist Leiter des Siena-Instituts, das Umfragen für die «New York Times» durchführt. Er sagt, es gebe Leute, die das Telefon kurz abnähmen, «Trump!» in den Hörer schrien und wieder aufhängten. Solche «Teilnehmer» passen in kein Umfrageraster. Überdurchschnittlich viele Verweigerer gibt es offenbar bei Schwarzen, Latinos und jungen Wählern. Und genau in diesen Gruppen hat Trump stark zugelegt.

Haben sich die Umfrageinstitute nach dem Hattrick-Flop überlebt? Nein. Jede Umfrage garantiert Aufmerksamkeit, Klicks und Einschaltquoten. Darum wird ihr Geschäft weiterhin blühen. Aber die Warnhinweise dürften deutlicher werden: Die Fehlermarge und die Tatsache, dass es nur eine Momentaufnahme und keine Prognose ist, wird offensiver kommuniziert werden. (aargauerzeitung.ch)

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90 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bennno
08.11.2024 06:42registriert April 2018
Zum einen, wenn es im Umfrageraster keinen Platz für Umfrageverweigerer hat, dann ist das Raster nicht repräsentativ und somit unbrauchbar.
Zum andern sollte man sich fragen, wie weit Umfrageresultate, welche veröffentlicht werden, einen gegenteilig mobilisierenden Effekt haben. Dieser darf wohl nicht unterschätzt werden. Insofern sind Umfragen und Prognosen, die medial verbreitet werden immer heikel, da sie die Wahl beeinflussen.
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Haarspalter
08.11.2024 07:01registriert Oktober 2020
So wie sich die US-Gesellschaft entwickelt, dürften in 4 Jahren wieder der Flug der Schwalben, oder das Lesen der Gedärme eines Hundes, als offiziell anerkannte Vorhersagemethoden anerkannt werden.
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stadtzuercher
08.11.2024 07:37registriert Dezember 2014
Umfrageverweigerer klingt etwa wie Werbeanrufverweigerer. Als ob man das tolerieren muss.
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