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Donald Trump wird US-Präsident: So reagieren die Schweizer Parteien.

Donald Trump ist neuer US-Präsident. Das sagt die Schweizer Politik dazu.
Wie wird sich Donald Trump als US-Präsident auf die Schweiz auswirken? Politikerinnen und Politiker aus allen Parteien geben Einschätzungen.Bild: keystone/ shutterstock

«Grosse Freude» bis «grosse Enttäuschung» – das sagt die Schweizer Politik zum Trump-Sieg

Die USA haben gewählt: Donald Trump wird ihr nächster Präsident sein. Was sagen Schweizer Politikerinnen und Politiker zu seinem Sieg? Und welchen Einfluss wird er auf die Schweiz ausüben? watson hat nachgefragt.
06.11.2024, 17:2907.11.2024, 06:43
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Offene Freude bis Zurückhaltung bei der SVP

Vergangene Woche rutschte SVP-Bundesrat Albert Rösti bei einer Veranstaltung heraus, dass er sich «eher Trump» als US-Präsident wünschen würde. Später krebste er zurück. Trotzdem stellt sich die Frage: Ist heute ein Tag der Freude für die SVP?

Ja, zumindest bei SVP-Nationalrat Andreas Glarner. Im Interview mit CH Media sagt er:

«Die Freude ist wirklich sehr gross, denn Frau Harris hätte es nicht gekonnt.»
Andreas Glarner, SVP-Nationalrat (AG)

Trump werde für Prosperität und für Frieden in Europa sorgen, ist Glarner überzeugt. Und er fügt hinzu:

«Begreift endlich, dass eure Zeit vorbei ist! Die Zeit von Verboten, von Sozialismus, von Woke-Wahn ist jetzt vorbei.»
Andreas Glarner, SVP-Nationalrat (AG)
SVP Nationalrat Andreas Glarner, SVP-AG, empfiehlt Annahme der Aenderung des Bundesgesetzes ueber die Reform der beruflichen Vorsorge BVG, welche am 22. September 2024 zur Eidgenoesschen Abstimmung ko ...
Dieses Jahr entschied ein Aargauer Strafrichter, dass man Andreas Glarner als «Rechtsextremist» bezeichnen darf. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.Bild: keystone

Mit dem Ende von Verboten meint Glarner wahrscheinlich aber nicht Abtreibungsverbote, die unter Donald Trump wieder möglich wurden. Glarner ist überzeugt: «Jetzt werden wir wieder vorwärtsgehen.»

Glarners Haltung sollte nicht überraschen. Bereits bei Trumps erster Wahl zum US-Präsidenten 2016 outete sich Glarner öffentlich als Trump-Fan. In seinem Auto fuhr eine Zeit lang gut sichtbar ein MAGA-Chäppli mit.

In diesem Video zeigt Glarner seine Freude über den Trump-Sieg:

Video: ch media/Matthias Steimer

Andere bekannte SVP-Exponenten halten sich mit einer Reaktion bewusst zurück. So sagt SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi gegenüber watson nur: «Die Wahl Donald Trumps ist der Wille des amerikanischen Volkes.» Er könne sich aber vorstellen, warum Trump gewonnen habe:

«Die illegale Migration ist unterdessen in fast allen U.S.-Bundesstaaten zu einem grossen Problem geworden. Und vielen Amerikanerinnen und Amerikanern geht es heute wirtschaftlich schlechter als noch vor 20 Jahren.»
Tomas Aeschi, SVP-Nationalrat (ZG)

Aeschi glaubt darum, dass Trump bei der Wählerschaft mit seinem Slogan «Make America Great Again» besser Anklang gefunden habe.

Nationalrat Thomas Aeschi an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz in der Sporthalle Schachen in Aarau am Samstag, 12. Oktober 2024. KEYSTONE/Walter Bieri )
Thomas Aeschi sorgte diesen Sommer mit einer Bundeshaus-Schleglete für einen Eklat.Bild: keystone

Und was bedeutet Donald Trumps Sieg aus Aeschis Sicht für die Schweiz? «Das werden wir wahrscheinlich erst im Januar nach Trumps Vereidigung erfahren, wenn er sein Regierungsprogramm vorstellt», sagt Aeschi. Die Schweiz müsse sich dann entsprechend positionieren. Beispielsweise, wenn Trump wirklich jene protektionistische Wirtschaftspolitik vorantreiben wolle, die er angekündigt habe. «Dann wäre die Schweiz von hohen Handelsbarrieren betroffen», sagt Aeschi.

Für SP sind NATO und Frauenrechte heute gestorben

Für die SP ist heute kein Tag der Freude. Co-Präsidentin Matea Meyer meldet sich auf Instagram mit einem Video an ihre Follower zu Wort und sagt, sie sei noch immer im Schock und es sei einfach «so schlimm». Was würde man aus dieser Wahl lernen? «Dass du als Mann Frauen sexuell belästigen kannst, dafür sogar verurteilt werden kannst, und trotzdem wirst du der mächtigste Mann der Welt», so Meyer im Video.

Ähnlich geht es SP-Nationalrat Fabian Molina. Zu watson sagt er: «Ich bin sehr besorgt, was diese Wahl für die Welt bedeutet.» Wir würden in Zeiten von multiplen Krisen leben: Ukrainekrieg, Nahost-Konflikt, Klimawandel, Demokratien, die auf der ganzen Welt unter Druck stehen würden. Molina sagt:

«Die USA wird sich unter Trump wahrscheinlich nicht mehr an der Lösung globaler Probleme beteiligen.»
Fabian Molina, SP-Nationalrat (ZH)

Auch sicherheitspolitisch macht sich Molina für die Schweiz Sorgen. Der Sinn der NATO sei ja, dass es ein transatlantisches Bündnis sei, das Europa die Unterstützung der USA zusichere. Molina fügt an:

«Mit Donald Trump an der Spitze ist die NATO praktisch gestorben.»
Fabian Molina, SP-Nationalrat (ZH)

Der heutige Tag sei ein Wendepunkt für die Sicherheit in Europa, wie wir sie kennen würden. «Wenn Donald Trump wirklich die Unterstützung für die Ukraine einstellen wird, so wie er das angekündigt hat, ist das für Putin eine Einladung mit seiner imperialistischen Politik fortzufahren.» Für Molina sollte Europa diese Wahl deshalb als Zeichen dafür sehen, dass es näher zusammenrücken und Verantwortung übernehmen müsse.

Fabian Molina, SP-ZH, spricht zur Grossen Kammer, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 4. Juni 2024 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Fabian Molina erzürnte die Schweizerinnen und Schweizer dieses Jahr, weil er die Schweizer Armee als «Trachtenverein» bezeichnete.Bild: keystone

Grüne Sibel Arslan sorgt sich um Demokratie

Ebenso pessimistisch wie von der SP tönt es von der Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan. Sie sagt:

«Heute ist ein schwieriger Tag für die Demokratie, den Rechtsstaat und den Klimaschutz.»
Sibel Arslan, Grüne-Nationalrätin (BS)

Und sie fügt an: «Die Wahl von Donald Trump wird die Welt unsicherer machen.»

Besonders besorgniserregend für Demokratien auf der ganzen Welt findet Arslan, dass mit ihm «ein mehrfach Vorbestrafter wegen seiner Rhetorik gewonnen hat». Nicht eine Person wegen seines Könnens. «Denn ich bin mir sicher, dass es auch hierzulande Leute geben wird, die seine Rhetorik und seinen Umgang mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit kopieren werden.»

Nationalraetin Sibel Arslan, GP-BS, Vizepraesidentin APK-N, rechts, spricht neben Nationalrat Laurent Wehrli, FDP-VD, Praesident APK-N, links, an einer Medienkonferenz im Rahmen der Konsultation der A ...
Sibel Arslan hat gegen SVP-Nationalrat und Trump-Fan Andreas Glarner im Januar Strafanzeige eingereicht, weil dieser mit einem Deepfake-Video von ihr Wahlkampf gemacht hatte. Bild: keystone

Arslan ist zudem skeptisch, ob die Schweiz ihre guten Beziehungen mit den USA unter Trump aufrechterhalten kann. «Denn nun hat er wahrscheinlich eine Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus, im Senat sowie im Supreme Court und das kann Auswirkungen auf das System Check and Balances haben.»

Die Mitte will die Hoffnung nicht aufgeben

Bei der Mitte hält man sich mit klaren Verurteilungen zurück. Und wählt dennoch das letzte Mittel für die Zukunft: Hoffnung. Mitte-Präsident und Nationalrat Gerhard Pfister sagt zu watson:

«Ich kann nicht mehr sagen, als dass ich diese Wahl zur Kenntnis nehme und dass ich hoffe, dass die Polarisierung und Spaltung der US-amerikanischen Bevölkerung ein Ende finden wird.»
Gerhard Pfister, Mitte-Präsident und Nationalrat (ZG)

In seiner ersten Amtszeit habe Donald Trump sich mit qualifizierten Leuten umgeben. Pfister hofft, dass er dies auch während seiner zweiten Amtszeit tun wird. «Es sieht momentan aber nicht danach aus, als würde er das tun», sagt Pfister.

Nationalrat Gerhard Pfister, Mitte-ZG, vorne, spricht vor Ratspraesident Eric Nussbaumer, SP-BL, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 16. September 2024, in Bern. (KEYSTONE/Pete ...
Gerhard Pfister hat 2019 den Anstoss dafür gegeben, dass die CVP und BDP zur Mitte-Partei fusionieren. Bild: keystone

Trump habe bereits mehrere Hinweise gegeben, dass er sich von Europa distanzieren wolle. «Für Europa und die Schweiz bedeutet das, dass wir unsere Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik verstärken müssen», sagt Pfister. Im Wahlkampf versprach Donald Trump unter anderem, er werde innerhalb eines Tages für Frieden in der Ukraine sorgen. Solche Versprechen geben Pfister keine Hoffnung:

«Die Frage ist, was Trump unter Frieden versteht. Wenn er einfach Russland Land überlassen will, ist das kein Frieden, sondern ein Sieg Russlands.»
Gerhard Pfister, Mitte-Präsident und Nationalrat (ZG)

Auch seine Parteikollegin Elisabeth Schneider-Schneiter, die in der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats sitzt, befürchtet: «Donald Trump wird für die geopolitische Stabilität der Welt eine Herausforderung sein.» Sie sei gespannt, welchen Kurs Trump im Nahost-Konflikt durchsetzen werde, ob er auf kurz- oder langfristige Lösungen hinarbeiten werde.

Nationalraetin Elisabeth Schneider-Schneiter, Mitte-BL, spricht an einer Medienkonferenz von der Allianz fuer die Umsetzung der OECD-Mindeststeuer, am Donnerstag, 11. Mai 2023 in Bern. (KEYSTONE/Antho ...
Elisabeth Schneider-Schneiter ist Juristin und Mitglied des Parteipräsidiums der Mitte.Bild: keystone

Tiana Moser (GLP): «Eine grosse Enttäuschung»

Auch GLP-Ständerätin Tiana Moser findet klare Worte für den heutigen Tag:

«Die Wahl von Donald Trump ist eine grosse Enttäuschung und macht Sorgen.»
Tiana Moser, GLP-Ständerätin (ZH)

Einerseits aus sicherheitspolitischer Sicht: Trump habe die Zusammenarbeit der NATO infrage gestellt. Das sei mit Blick auf den Krieg in der Ukraine beunruhigend. Für Moser ist dies allerdings ebenso ein Zeichen dafür, dass die europäischen Länder ihre sicherheitspolitische Verantwortung selbst übernehmen müssten.

Tiana Angelina Moser, GLP-ZH, spricht fuer die Kommission zur Debatte um den Schutzstatus S, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 13. Maerz 2024 im Staenderat in Bern. (KE ...
Tiana Moser setzte sich 2023 im Kanton Zürich gegen die SVP durch und wurde in den Ständerat gewählt.Bild: keystone

Andererseits ergäben sich aus wirtschaftspolitischer Sicht unter Trump weitere Herausforderungen. Die protektionistische Wirtschaftspolitik, die Trump bereits angekündigt hätte, sowie die allfälligen Gegenmassnahmen der EU könnten die Schweiz empfindlich treffen, glaubt Moser.

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154 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Agramantula
06.11.2024 17:45registriert Februar 2022
Keine Überraschung, dass Glarner sich freut. Er ist auch so einer. Zum Glück haben wir ein anderes System! Immerhin sehen einige SVPler auch Probleme kommen...
19220
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montuno
06.11.2024 17:47registriert Februar 2020
Wieso sollte sich die USA an der Sicherheit Europas übermässig beteiligen wenn nicht mal die europäischen NATO Länder, allen voran Deutschland, das 2% Ziel nicht einhalten?

Und wieso kann sich nicht die Schweiz und ihre politischen Vertreter darum bemühen, ihren Teil an der europäischen Sicherheit beizutragen?

Ich hätte Harris gerne als Präsidentin gesehen. Aber wenn das alles nun dazu führt, dass wir Europäer uns endlich mal selbst um unsere ureigensten Interessen kümmern, dann hat die Trump Wahl vielleicht doch ihr Gutes.
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RicoH
06.11.2024 17:53registriert Mai 2019
"In seiner ersten Amtszeit habe Donald Trump sich mit qualifizierten Leuten umgeben. "
Das ist ein Witz, oder? ODER?
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