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Nach Bluttat in Maine: Leiche des mutmasslichen Schützen gefunden

Nach tödlicher Bluttat in Maine: Leiche des mutmasslichen Schützen gefunden

Endlich Gewissheit nach 48 Stunden Angst: Der mutmassliche Schütze des Massakers mit 18 Toten im US-Bundesstaat Maine ist nicht mehr am Leben.
28.10.2023, 06:46
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Grosse Erleichterung in Maine: Die Polizei fand die Leiche des Tatverdächtigen am Freitagabend (Ortszeit), wie die örtlichen Behörden mitteilten. Anscheinend hatte der Mann nach seiner Bluttat Suizid begangen. «Ich atme heute Abend auf», sagte die Gouverneurin von Maine, Janet Mills. Der Verdächtige stelle nun keine Bedrohung mehr dar. Das Rätselraten über das Motiv für die schreckliche Tat geht indes weiter.

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Schwer bewaffnete Einheiten auf der Suche nach dem Täter am 27. Oktober.Bild: keystone

Der Schütze hatte am Mittwochabend in einem Freizeitzentrum und in einem Grillrestaurant in der Kleinstadt Lewiston das Feuer eröffnet. Anschliessend entkam er, seine Spur verlor sich in der waldreichen Umgebung. Schon nach relativ kurzer Zeit identifizierte die Polizei den 40 Jahre alten Reservesoldaten Robert C. als mutmasslichen Täter. Er war Berichten zufolge vor einigen Wochen in psychiatrischer Behandlung und soll sich eingebildet haben, Stimmen zu hören. Ob dies ein Grund für das schreckliche Verbrechen war, blieb zunächst ungeklärt. Medienberichten zufolge hinterliess der Mann eine Art Abschiedsbrief.

Schwierige Suche nach Verdächtigem

Die Polizei fahndete zwei Tage lang mit einem Grossaufgebot nach dem Verdächtigen. Auch eine Flucht per Boot schlossen die Ermittler nicht aus. Mehr als 500 Hinweise von Anwohnern bekamen sie im Zusammenhang mit der Fahndung. Die Suche gestaltete sich auch deshalb sehr schwierig, weil die dünn besiedelte Gegend viele Wälder und Sümpfe hat. Lewiston selbst hat knapp 40'000 Einwohner und liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Boston an der US-Ostküste.

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Mit Unterwasserrobotern untersuchte die Polizei auch die Flüsse Sabattus und Androscoggin.Bild: keystone

In der ländlichen Gegend in dem nördlichen Bundesstaat herrschte nach der Tat Ausnahmezustand – das öffentliche Leben kam praktisch zum Erliegen. Die Behörden verhängten eine Art Ausgangssperre und forderten Zehntausende Menschen in mehreren Gemeinden auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Schulen und Geschäfte blieben aus Furcht vor dem verschollenen Täter geschlossen. Erst am Freitagabend (Ortszeit) wurde die Anordnung aufgehoben.

«Heute Abend sind wir dankbar, dass Lewiston und die umliegenden Gemeinden sicher sind, nachdem die Menschen qualvolle Tage in ihren Häusern verbracht haben», teilte US-Präsident Joe Biden nach dem Fund der Leiche mit. Zahlreiche «tapfere Polizeibeamte» hätten rund um die Uhr gearbeitet, um den Verdächtigen zu finden.

«Es waren zwei tragische Tage – nicht nur für Lewiston in Maine, sondern für unser gesamtes Land.»

Motiv für Tat weiter unklar

Doch viele Fragen blieben erst mal offen, denn die Behörden gaben in einer Pressekonferenz am späten Freitagabend nur wenige Details bekannt. So sagte Gouverneurin Mills, dass die Leiche des Verdächtigen in dem Ort Lisbon rund 15 Autominuten von den beiden Tatorten entfernt gefunden worden sei. Der Polizei zufolge wies sie eine offenkundig selbst zugefügte Schusswunde auf. Am Samstag sollte es eine weitere Pressekonferenz geben. Die Polizei machte keine Angaben dazu, wie lange der Verdächtige bereits tot war. Seine Leiche wurde den Angaben zufolge um 19.45 Uhr gefunden – laut dem Sender CNN in der Nähe einer Recyclinganlage, in welcher der mutmassliche Schütze bis vor Kurzem angestellt gewesen sein soll.

Gov. Janet Mills speaks during a news conference in the aftermath of a mass shooting, in Lewiston, Maine, Friday, Oct. 27, 2023. (AP Photo/Matt Rourke)
Gouverneurin von Maine, Janet Mills.Bild: keystone

Über die Beweggründe für die Tat konnte nur spekuliert werden. So hiess es etwa, dass der Tatverdächtige sich kurz vor der Tat von seiner Freundin getrennt habe und mit dieser oft an den späteren Tatorten gewesen sei. Die Behörden äusserten sich dazu nicht.

Jüngstes Opfer erst 14 Jahre alt

Die Behörden gaben am Freitag auch die Namen der 18 Todesopfer bekannt. Das jüngste wurde demnach nur 14 Jahre alt, das älteste war 76. Zudem wurden in den vergangenen Tagen immer mehr furchtbare Details über die Tat bekannt, da Augenzeugen ihre Erlebnisse schilderten. «Ich kroch um die Ecke, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon eine Schusswunde im Arm», sagte Jennifer Zanca, die zum Tatzeitpunkt mit Freunden in dem Grillrestaurant war. Sie habe sich schliesslich hinter einer Mülltonne versteckt. «Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll, denn das passiert einfach immer wieder, und es muss Lösungen geben.»

Das Massaker von Maine ist das tödlichste in den USA seit dem Amoklauf an einer Grundschule im Bundesstaat Texas im Mai 2022. Damals tötete ein Schütze in Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrer. In den USA gehören diese Bluttaten auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Das führt immer wieder zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts, bislang jedoch ohne wirkliches Ergebnis. In der Regel scheitern Vorstösse für strengere Waffengesetze an den Republikanern und der mächtigen Waffenlobby. Auch Präsident Biden fordert immer wieder strengere Regelungen. Er betonte: «Amerikaner sollten nicht so leben müssen.» (saw/sda/dpa)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kaoro
28.10.2023 09:24registriert April 2018
Die Republikaner wollen als Folge der Taten für die Opfer beten. Das Geld der Waffenlobby nehmen sie weiterhin sehr gerne.
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wasihrnichtsagt
28.10.2023 10:31registriert April 2018
Ich habe das Gefühl, die Republikaner brauchen diese Angst die durch diese Taten geschürt werden. Traurig
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