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USA wollen Konflikt mit China nach Ballon-Abschuss vermeiden

USA wollen Konflikt mit China nach Ballon-Abschuss vermeiden – neue Details bekannt

Nach dem Abschuss des chinesischen Beobachtungsballons in den USA will die US-Regierung eine Verschärfung der Spannungen zwischen den beiden Ländern vermeiden.
07.02.2023, 02:3907.02.2023, 02:39
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«Es gibt keinen Grund dafür, dass sich die Spannungen in unseren bilateralen Beziehungen zu einer Art Konflikt auswachsen», sagte der Kommunikationsdirektor des nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby, am Montag. Man habe im Einklang mit internationalem Recht gehandelt, den Ballon über dem Staatsgebiet der USA abzuschiessen, stellte Kirby klar. Die USA hätten damit ihren Luftraum und ihr Land verteidigt.

White House National Security Council spokesman John Kirby speaks during the daily briefing at the White House in Washington, Wednesday, Jan. 25, 2023. (AP Photo/Susan Walsh)
Der Sprecher des US-Sicherheitsrats, John Kirby.Bild: keystone

China hatte den Abschuss des Ballons durch die USA als «offensichtliche Überreaktion» der USA kritisiert, die den Geist des Völkerrechts verletzt habe. China behalte sich das Recht auf notwendige Reaktionen vor, hiess es aus Peking. Nach Auftauchen das Ballons über dem Nordwesten der USA vergangene Woche hatte Aussenminister Antony Blinken seine Reise nach Peking abgesagt.

Schon vor dem Eindringen des chinesischen Ballons in den US-Luftraum habe es Spannungen zwischen den beiden Ländern gegeben, betonte Kirby. Der Besuch von Blinken hätte helfen sollen, diese Spannungen abzubauen. Ziel sei es gewesen, die Kommunikationskanäle wiederzubeleben. Der Ballon-Zwischenfall habe die Bestrebungen gehemmt, die Beziehungen zwischen den beiden Grossmächten wieder zu verbessern. Der Besuch werde nachgeholt, sobald die Voraussetzungen dafür gegeben seien.

Zuvor hatte China seine Kritik an den USA für den Ballon-Abschuss verschärft. Aus Protest bestellte das Aussenministerium den Geschäftsträger der US-Botschaft in Peking ein. Wie das Aussenamt mitteilte, sagte Vizeaussenminister Xie Feng bei der Begegnung am Sonntag, die USA hätten damit die Bemühungen und Fortschritte auf beiden Seiten, die Beziehungen seit dem Treffen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Joe Biden im November zu stabilisieren, «ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt».

Das Eindringen des Ballons sei nur ein «Unfall» gewesen, der durch «höhere Gewalt» passiert sei. «Die Fakten sind klar und können nicht verdreht werden.» Trotzdem hätten sich die USA «taub gestellt» und darauf bestanden, «Gewalt gegen ein ziviles Luftschiff zu missbrauchen, das dabei war, den Luftraum der USA zu verlassen».

In this image taken from a July 26, 2021, video footage run by Phoenix TV via AP Video, China's Deputy Foreign Minister Xie Feng looks up before talks with visiting U.S. officials at the Tianjin  ...
China Vizeaussenminister Xie Feng.Bild: keystone

Die USA hatten den Ballon, der tagelang über den USA geflogen war, am Sonntag vor der Atlantikküste von South Carolina mit einer Rakete abgeschossen. China wurde vorgeworfen, mit dem Ballon wichtige Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen. Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der durch die Westwinddrift und wegen unzureichender Navigation weit vom Kurs abgekommen sei. Die gleiche Rechtfertigung wurde jetzt auch bei einem weiteren über Kolumbien entdeckten Ballon aus China übernommen.

Neue Details zum Ballon bekannt

Nach dem Abschuss des Ballons über den USA läuft vor der Küste South Carolinas die Bergung der Trümmerteile. Am Montag wurden weitere Details zu dem Flugobjekt bekannt. Der Ballon sei rund 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, sagte der Befehlshaber des Nördliches Kommandos der Vereinigten Staaten, Glen VanHerck.

Der Abschuss sei auch deshalb erst über dem Wasser erfolgt, weil man befürchtet habe, dass etwa Glas von Solarpanels oder potenziell gefährliches Material zum Beispiel aus Batterien hätte herunterstürzen können. Auch sei damit gerechnet worden, dass Sprengstoffe detonieren und der Ballon hätte zerstört werden können.

Man versuche, «so viel wie möglich von dem chinesischen Höhenballon zu bergen, in erster Linie für die Sicherheit der Menschen in der Region, aber auch, um ihn auf auszuwerten und auf jede erdenkliche Weise zu nutzen», sagte VanHerck. Das Marine-Vermessungsschiff Pathfinder nutze unter anderem Sonartechnik, um das Trümmerfeld zu vermessen. Das gesamte Feld habe eine ungefähre Grösse von 1500 mal 1500 Metern. Aufgrund des Seegangs seien die Arbeiten unter Wasser zunächst erschwert worden. Der Einsatz finde in rund 15 Metern Wassertiefe statt, sagte VanHerck am Montag.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte auf die Frage, ob man plane, China das geborgene Material zurückzugeben: «Ich weiss nichts von einer solchen Absicht oder von Plänen, es zurückzugeben.» (sda/dpa)

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sarkasmusy
07.02.2023 06:36registriert Dezember 2020
China hat schon mit dem Eindringen ins den Hafen von Sydney gezeigt, dass es keine Hemmungen hat.
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cille-chille
07.02.2023 06:58registriert Mai 2014
Ein Versehen!

Eine Technologie-Hochburg, welche "aus Versehen" nicht mit ein bezog, dass ein Ballon sich seinen Weg selber sucht.

Projektarbeit Primarstufe: Nicht bestanden.

Wäre amüsant, wär es nicht so betrüblich.
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M.Ensch
07.02.2023 07:32registriert März 2020
Das chinesische Argument mit dem Versehen wirkt peinlich durchschaubar unglaubwürdig.
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