Die US-Medien berichten breit über den Streit beim Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Donald Trump und Vizepräsident J.D. Vance. Eine Auswahl:
Die «Washington Post» schrieb in einem Kommentar: «Donald Trump klang am Freitag eher wie Don Corleone (der Mafia-Boss aus »Der Pate») als wie ein US-amerikanischer Präsident. (...) Verbündete weniger freundlich zu behandeln als Gegner, zeugt von Naivität gegenüber der Bedrohung, die ein revanchistisches Russland für die westliche Welt, einschliesslich der Nato, darstellt. (...) Trump verhält sich so, als sei er eher auf der Seite des autoritären Aggressors als auf der Seite des demokratischen Opfers. (...)
Bedauerlicherweise nahm Selenskyj den Köder auf und wurde energisch. (...) Dennoch hat Selenskyj recht, dass Amerika es bereuen könnte, die Waage zu Putins Gunsten geneigt zu haben. Wie gut gemeint sein Diskutieren auch gewesen sein mag, hat es aber seine Verhandlungsposition untergraben.
Trump seinerseits sollte das grosse Ganze erkennen. Wenn er den Dritten Weltkrieg vermeiden will, sollte er die Lektionen des Zweiten Weltkriegs beherzigen. Diktatoren zu beschwichtigen, funktioniert nicht. (...) Der US-Präsident sollte versuchen, Putin gegenüber so unhöflich zu sein, wie er es am Freitag gegenüber Selenskyj war.»
Das konservative «Wall Street Journal» titelte einen Kommentar mit «Putin gewinnt das Trump-Selenskyj Spektakel im Oval Office». Darin heisst es:
«Warum hat der Vizepräsident versucht, einen öffentlichen Streit zu provozieren? (...) Vance tadelte Selenskyj, als wäre er ein Kind, das zu spät zum Essen kommt. (...) Dies war nicht das Verhalten eines Möchtegern-Staatsmannes.
Selenskyj wäre klüger gewesen, die Spannungen zu entschärfen, indem er sich erneut bei den USA bedankt und sich Trump unterordnet. Es hat wenig Sinn, vor Trump die Überlieferung zu korrigieren, wenn man ihn gleichzeitig um Hilfe bittet. Aber wie schon den Krieg hat Selenskyj diesen Austausch im Oval Office nicht begonnen. Sollte er eine ausgedehnte öffentliche Verunglimpfung des ukrainischen Volkes dulden, das seit drei Jahren einen Krieg ums Überleben führt? (...)
In Sachen Ukraine ist es im Interesse der USA, das imperiale Projekt Putins zu stoppen, ein verlorenes Sowjetimperium wieder aufzubauen, ohne dass US-Soldaten jemals einen Schuss abfeuern müssen. Dieses Kerninteresse hat sich nicht geändert, aber die Ukraine vor der ganzen Welt zu massregeln, wird es schwieriger machen, es zu erreichen.»
Die «New York Times» titelte einen Bericht: «Trump massregelt Selenskyj in feurigem Austausch im Weissen Haus». Die Zeitung schrieb:
In einem Bericht des Trump-nahen Nachrichtensenders Fox News hiess es: «Die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kamen am Freitag jäh zum Erliegen, nachdem sich bei einem Treffen zwischen Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office der Zorn entlud.
Die Welt fragt sich nun, wie es mit den Verhandlungen weitergeht und ob die beiden Staatsoberhäupter ihre Beziehungen so weit verbessern können, dass die USA den Frieden vermitteln können. Einige sagen, Europa müsse sich einschalten, um die Feindseligkeiten zu beenden, während andere meinen, Selenskyj müsse entweder Schadensbegrenzung betreiben oder zurücktreten.» (hkl/sda/dpa)
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