Du möchtest so schnell wie möglich wissen, wer die US-Präsidentschaftswahlen 2024 gewinnt? Dann lohnt sich ein Blick nach Clallam County. Wer dort die Nase vorn hat, zieht mit grosser Wahrscheinlichkeit ins Weisse Haus ein. In den vergangenen 100 Jahren wurde diese Regel nur gerade zweimal gebrochen. Das letzte Mal 1976.
Seither stellten sich die Wahlberechtigten immer auf die Seite des späteren Siegers. So auch bei den letzten zwei Wahlen. 2020 setzte die Mehrheit von 50,18 Prozent in Clallam ihr Kreuz neben den Namen von Joe Biden – Donald J. Trump erreichte 46,81 Prozent. Vier Jahre zuvor, als Trump überraschend zum 45. Präsidenten gewählt wurde, hatte er sich in Clallam mit 47,63 Prozent gegen seine Gegnerin Hillary Clinton (44,8 Prozent) durchgesetzt.
Politisch trifft Clallam exakt die Mitte der USA. Geografisch liegt es hingegen am Rand, und zwar im nordwestlichsten Zipfel der USA im Bundesstaat Washington.
Vancouver Island und damit Kanada liegen nur gerade 20 Kilometer entfernt hinter der Salischen See. Eine Überfahrt mit der Fähre ins malerische Victoria dauert bloss 90 Minuten.
Auf Rosen gebettet sind die meisten der knapp 80’000 Einwohner nicht. Das Durchschnittseinkommen für Familien beträgt bloss 44’400 Dollar. Fast 9 Prozent der Familien leben unter der Armutsgrenze. Port Angeles, mit 20’000 Einwohnern die grösste Ortschaft, kämpft wie so viele kleinere Städte in den USA gegen die Verlotterung.
Weil in den USA nur an die Urne gehen darf, wer sich zuvor aktiv darum bemühte und registrierte, kann sich die Zusammensetzung der Wahlberechtigten stark von der Einwohner-Demographie unterscheiden. Sprich: Einwohner sind nicht gleich Wähler. So ist das auch in Clallam.
95,7 Prozent der Wähler sind weiss, obwohl Weisse nur 89 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Noch extremer unterscheiden sich die Altersklassen. Fast 60 Prozent der Wahlberechtigten sind über 65 Jahre alt. In der Gesamtbevölkerung des Countys stellen sie bloss 21,3 Prozent.
Und wer hat die Nase 2024 in Clallam vorn? So wie es aussieht, wird es am linken oberen Zipfel der USA ein ähnlich knappes Rennen wie im Rest des Landes. Zwei Indizien deuten aber auf einen Harris-Sieg: Die Wahlbeteiligung scheint geringer als noch vor vier Jahren. Das spricht in Washington neuerdings für die Demokraten, denn bei den regelmässigen Wählern und solchen mit Hochschulbildung haben die Demokraten zugelegt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die, die auf ihre Stimmabgabe verzichten, gehören eher zum Trump-Lager.
Ein anderes Indiz liefern die Vorwahlen im Bundesstaat Washington mit dem unter Wahlanalysten fast schon legendären 12er-Gesetz. Das 12er-Gesetz besagt, dass das Resultat der Präsidentschaftswahlen so ausfällt wie die Kongress-Vorwahlen im nordöstlichen Bundesstaat … minus 12 Prozent (bei den Demokraten). In diesem Jahr gewannen die Demokraten diese deutlich mit 57,3 Prozent der Stimmen gegenüber 41,3. Das bedeutet, dass Harris die Wahlen mit ca. 4 Prozent mehr Stimmen gewinnen sollte. Also mit etwa demselben Vorsprung wie Joe Biden 2020 (4,4 Prozent).
Die Aussage eines Studenten: "Kamala Harris is our only option." sagt eigentlich alles, was es zu dieser Wahl zu sagen gibt. Traurig aber wahr.
Danke Helvetia für die direkte Demokratie! An Tagen wie diesen spüre ich wieder mal ganz stark, wie dankbar ich bin Schweizer zu sein!
Sagt aber sehr wenig über die Zukunft (ausser dass es kein einseitiges County ist).