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USA: Mann trotz geistiger Behinderung hingerichtet

Wegen der Coronavirus-Krise ist eine Hinrichtung in den USA ausgesetzt worden. (Symbolbild)
Bild: sda

US-Häftling William Pye trotz geistiger Behinderung in Georgia hingerichtet

Er hat einen sehr niedrigen Intelligenzquotienten: Trotzdem wurde Willie Pye hingerichtet. Sein Anwalt übt scharfe Kritik.
21.03.2024, 21:5521.03.2024, 21:55
Amir Selim / t-online
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t-online

Im US-Bundesstaat Georgia ist ein Mann hingerichtet worden, der wegen der Ermordung seiner Ex-Freundin zum Tode verurteilt worden war. Dem 59-jährigen Willie Pye wurde am späten Mittwochabend im Gefängnis der Stadt Jackson eine tödliche Injektion verabreicht, wie die Strafvollzugsbehörde mitteilte.

Bis zuletzt versuchten Pyes Anwälte, die Hinrichtung zu verhindern. Sie verwiesen darauf, dass Pye mit einem Intelligenzquotienten von nur 68 geistig behindert sei. Er habe zudem eine traumatische Kindheit gehabt und «tiefe Armut, Vernachlässigung, ständige Gewalt und Chaos in seinem Elternhaus» erlebt. Laut CNN hätten die Anwälte zudem vorgeschlagen, aus dem Todesurteil eine lebenslange Strafe zu machen.

Kritik übten sie auch am ursprünglichen Verfahren, indem Pye zu Tode verurteilt wurde. «Der Staat Georgia erhielt Willies Todesurteil nur, nachdem ihm ein rassistischer und inkompetenter Verteidiger zugewiesen wurde. Und der Staat hat darauf bestanden, an diesem Todesurteil festzuhalten, obwohl er sein ganzes Leben lang geistig behindert war und keine Gefahr für jemanden im Gefängnis darstellte», sagt sein Anwalt Nathan Polek nach der Hinrichtung.

2021 hob ein Berufungsgericht das Todesurteil mit eben jener Begründung auf. Der Afroamerikaner sei von einem «rassistischen und überarbeiteten» Pflichtverteidiger in dem Prozess schlecht vertreten worden. Im Berufungsprozess wurde das Todesurteil jedoch wieder in Kraft gesetzt.

Todesurteil zwischenzeitlich aufgehoben

Der Oberste Gerichtshof der USA und das für Begnadigungen zuständige Gremium in Georgia hatten zuvor ein letztes Gnadengesuch zurückgewiesen. Es war die erste Hinrichtung in Georgia seit mehr als vier Jahren.

Pye war 1996 wegen der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung seiner Ex-Freundin drei Jahre zuvor zum Tode verurteilt worden. 2021 hob ein Berufungsgericht das Todesurteil mit der Begründung auf, dass der Afroamerikaner von seinem «rassistischen und überarbeiteten» Pflichtverteidiger in dem Prozess schlecht vertreten worden sei. Im Berufungsprozess wurde das Todesurteil jedoch wieder in Kraft gesetzt.

In diesem Jahr wurden in den USA schon zwei weitere Hinrichtungen vollzogen. Im Januar wurde in Alabama ein verurteilter Mörder hingerichtet, es war in den USA die erste Hinrichtung mit Stickstoffgas. Die Methode löste scharfe Kritik aus. Mehr dazu lesen Sie hier. Im Februar wurde in Texas ein Todesurteil mit einer Giftspritze vollstreckt. Eine weitere Hinrichtung in Idaho wurde im Februar abgebrochen, weil es nicht gelungen war, dem Verurteilten den für die tödliche Injektion notwendigen Zugang zu legen.

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ch.vogel
22.03.2024 05:42registriert Mai 2014
Fast 30 Jahre ein ewiges Hin und Her vor Gericht. Und am Ende wird er doch noch hingerichtet, trotz tiefem IQ, gutem Benehmen im Gefängnis (wo er praktisch sein halbes Leben verbrachte) und klaren Hinweisen auf schlechte Vertretung vor Gericht.
Und es handelt sich nicht um einen Serienmörder sondern offenbar "nur" einfachen Mord.

Ich verstehe das System dahinter echt nicht...
Soviele kommen mit lebenslang davon oder werden sogar freigesprochen obwohl sie insgesamt viel mehr Leid zugefügt haben.
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