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Imageaufbau in Saudi-Arabien: Das sind die Pläne des Wüstenstaats

epa11077308 Fireworks explode during a ceremony prior Spanish Super Cup final match between Real Madrid and Barcelona at Al Awal Park in Riyadh, Saudi Arabia, 14 January 2024. EPA/STR
Saudi-Arabien hostet den spanischen Supercup 2023/24.Bild: EPA

So will Saudi-Arabien sein Image aufbessern – während weiter Menschen hingerichtet werden

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman will das Land modernisieren. Er möchte internationale Investoren und Touristinnen anlocken und holt Spitzensportler ins Land. Wer systemkritisch ist, muss aber weiterhin hinter Gitter.
30.01.2024, 10:2420.03.2024, 08:53
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Saudi-Arabien erlaubt, was lange unvorstellbar war: In der Hauptstadt Riad soll in den kommenden Wochen ein Alkoholgeschäft eröffnet werden. Doch das Vorrecht, im streng muslimischen Land Alkohol zu kaufen, haben ausschliesslich registrierte und nicht-muslimische Diplomaten.

Diese Neueröffnung ist eine von vielen Veränderungen, welche das Land in den vergangenen Jahren erlebt hat. Der Wandel geht weiter: Das Königreich Saudi-Arabien möchte sich in diversen Bereichen, sei es in der Business- oder Sportwelt, als internationaler Player etablieren – und hat die Halbzeit seines Programms Vision 2030 erreicht.

Ambitionierte Zukunfts-Strategie

Die Vision 2030 ist eine vielschichtige Strategie Saudi-Arabiens zur Umgestaltung des Landes, 2016 wurde sie zum ersten Mal präsentiert. Die Strategie wurde von Kronprinz Mohammed bin Salman vorangetrieben und mithilfe der renommierten Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey ausgearbeitet.

Im Fokus steht, unabhängiger vom Öl zu werden. Während den vergangenen 100 Jahren profitierte der Golfstaat davon, die Welt mit seinem «schwarzen Gold» zu beliefern, und wurde so zu einem der zwanzig reichsten Länder der Welt. Doch die globale Klimakrise, welche die Welt in Zukunft möglicherweise fast vollständig vom Öl wegführen wird, zwingt Saudi-Arabien zum Umdenken.

Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman smiles as he listens to Russian President Vladimir Putin during their talks at the Al Yamamah Palace in Riyadh, Saudi Arabia, on Wednesday, Dec. 6, 2023. (Sergei ...
Mohammed bin Salman will Saudi-Arabiens Image aufbessern.Bild: AP Pool Sputnik Kremlin

Die neue Strategie beinhaltet Modernisierungs- und Liberalisierungsschritte. Ziel ist eine soziale und kulturelle Reformierung, aber auch eine wirtschaftliche: So wurden etwa Massnahmen ergriffen, um Saudi-Arabien für ausländische Unternehmen attraktiver zu machen, vor allem in Bezug auf langfristige Investitionen.

Planstadt «Neom»

Die Infrastruktur des Landes wird ebenfalls grossflächig ausgebaut und der internationale Tourismus vorangetrieben. Denn bislang reisen vorwiegend muslimische Pilger nach Saudi-Arabien und besuchen die heiligen Orte Mekka oder Medina. Nun soll Saudi-Arabien zu einer beliebten Tourismusdestination für Nicht-Muslime werden.

So soll im Nordwesten des Landes ein futuristisches Siedlungsprojekt namens «Neom» entstehen. Für das neue Mega-Projekt ist ein 26'500 Quadratkilometer grosses Gebiet vorgesehen, was fast der Fläche Belgiens entspricht.

Geplant ist etwa «The Line», eine 170 km lange Bandstadt für eine Million Einwohner. Zudem soll ein Winter- und Bergsport-Resort namens «Trojena» auf einer Höhe von 1500 bis 2600 Metern über Meer entstehen. Die Winter-Asienspiele 2029 sollen in Trojena abgehalten werden.

Neom soll eine unabhängige Wirtschaftszone werden, die über ein eigenes Rechts- und Steuersystem verfügt, aber politisch nicht souverän ist.

Der Kronprinz Mohammed bin Salman setzt auf Nachhaltigkeit: Der Energiebedarf des gesamten Gebiets soll aus Wind- und Sonnenkraft gewonnen werden. Überdies sollen 6500 Hektar des umliegenden Landes in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt werden, dabei setzt die Regierung primär auf gentechnisch veränderte Nutzpflanzen.

So soll «Oxagon», ein teilweise schwimmender Industriekomplex, aussehen.
So soll «Oxagon», ein teilweise schwimmender Industriekomplex, aussehen.Bild: www.neom.com

Die saudische Regierung erhofft sich viel von dem neuen Projekt und behauptet, dass mit dem Bau 380'000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden und sich das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 48 Milliarden Dollar erhöhen werde. Wann genau das Mega-Projekt abgeschlossen wird, ist noch unklar.

Doch verschiedene Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Grossprojekt. Die Aktivistin Lina Al-Hathloul ist Rechtsanwältin und macht auf die Vertreibung der Howeitat aufmerksam. Dies ist ein Beduinenstamm, der seit Jahrhunderten im Nordwesten des Landes angesiedelt ist. Offenbar sind die Howeitat den Bauarbeiten für Neom im Weg. Verschiedene Menschen wurden zu Haftstrafen bis zu 50 Jahren verurteilt, weil sie sich weigerten, ihre Häuser zu räumen.

Futuristische Vision: Die nachhaltige Stadt Neom Bay.
Futuristische Vision: Die nachhaltige Stadt Neom Bay.Bild: www.neom.com

Sport als Soft-Power

Kronprinz Mohammed bin Salman hat noch eine weitere Vision für sein Land: Er will, dass Saudi-Arabien verschiedenste internationale Sportevents, wie etwa zuletzt den spanischen Supercup, hostet. Weiter möchte er die saudischen Fussballteams mit Spitzensportlern ausstatten. Dieses Vorhaben ist teuer: Seit 2016 hat Saudi-Arabien 50,8 Milliarden Dollar für das Sportsponsoring ausgegeben.

FILE - Soccer star Cristiano Ronaldo speaks during a press conference for his official unveiling as a new member of Al Nassr soccer club in in Riyadh, Saudi Arabia, Tuesday, Jan. 3, 2023. One of socce ...
Spielt für Al-Nassr: Cristiano Ronaldo. Bild: AP

Doch die Bemühungen scheinen sich zu lohnen: So wechselte beispielsweise Fussball-Legende Cristiano Ronaldo im Januar 2023 zum saudischen Fussballclub Al-Nassr. Mit Brasiliens Neymar und den Franzosen Karim Benzema und N'Golo Kanté taten es ihm drei weitere Superstars gleich. Andere Spieler, die fortan in einem saudischen Club spielen, sind Sergej Milinkovic-Savic, Riyad Mahrez und Roberto Firmino.

Auch die internationalen Sport-Grossveranstaltungen häufen sich: 2029 kommen die asiatischen Winterspiele nach Saudi-Arabien, und 2034 wird die grosse Fussball-WM in dem Königreich ausgetragen.

Eine Theorie, warum Saudi-Arabien darauf fokussiert ist, Spitzensportler und grosse Sportevents ins Land zu holen, ist, dass Kronprinz bin Salman nun vermehrt auf «Soft Power», also sogenannte «weiche Macht» setzt. Heisst: Er will auf subtile Weise mehr Einfluss und Prestige gewinnen. Auf diesem Weg kann darauf verzichtet werden, eine Strategie mit «Hard Power» zu verfolgen. Diese basiert auf ökonomischer und militärischer Stärke – was viele Jahre die Hauptstrategie des Golfstaates war.

196 Hinrichtungen in einem Jahr

Obwohl sich vieles verändert und Saudi-Arabien sein Image gegen aussen aufbessern will, bleibt eine Sache gleich: Kritik wird auch im neuen Saudi-Arabien nicht geduldet. Amnesty International schreibt:

«Seit Kronprinz Mohammed bin Salman an die Macht gekommen ist, sind viele Oppositionelle festgenommen oder zu langen Haftstrafen verurteilt worden, nur weil sie friedlich ihre Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit wahrgenommen haben.»

Auch die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Laut Amnesty International hat Saudi-Arabien eine der höchsten Hinrichtungsraten weltweit. So seien im Jahr 2022 196 Menschen exekutiert worden. Dies ist die höchste in Saudi-Arabien von Amnesty International erfasste jährliche Hinrichtungsrate seit 30 Jahren – dreimal höher als noch 2021 und mindestens siebenmal höher als 2020. (jub)

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rolf.iller
30.01.2024 11:51registriert Juli 2014
Zu jedem Bericht über Mohammed bin Salman sollte es Pflicht sein, einen Absatz über Jamal Khashoggi anzufügen.

Jamal Khashoggi war ein Journalist der New York Times der Kritisch über MBS berichtet. Bis er dann in einer Saudi Arabischen Botschaft ermordert, seine Leiche zerstückelt und "entsorgt" wurde, während seine Verlobte vor dem Botschaftsgebäude auf ihn wartete. Dieses Verbrechen darf MBS nie von sich abwaschen dürfen.
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El_Chorche
30.01.2024 10:06registriert März 2021
"So will Saudi-Arabien sein Image aufbessern – während weiterhin Menschen hingerichtet werden"

Das ist kein Ding der Unmöglichkeit oder gar ein Widerspruch - sie müssten nur Typen wie Putin, Bin Salman oder den Typen mit dem Turban hinrichten und alle fänden das eine gute Sache

Gruss
Chorche, der Positivinator
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Heinzbond
30.01.2024 12:03registriert Dezember 2018
Solange ich in einem Land nicht akzeptiert bin als das was ich bin, wen ich leibe, wen ich anbeten oder nicht, wie ich lebe oder meinen Unterhalt verdiene, solange muss ich da ich nicht mein Geld hintragen und dort ausgeben... Egal welches Land es ist....
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