International
USA

Donald Trump verharmlost das Coronavirus und will Restriktionen lockern

President Donald Trump speaks during a Fox News Channel virtual town hall at the White House, Tuesday, March 24, 2020, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)
Donald Trump
Donald Trump während einer improvisierten Fox-News-Town-Hall vor dem Weissen Haus.Bild: AP

Trump vergleicht das Coronavirus mit der Grippe und will Restriktionen bald lockern

24.03.2020, 21:5825.03.2020, 14:21
Mehr «International»

US-Präsident Donald Trump will die strikten Massnahmen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie möglichst noch vor Ostern lockern. «Man kann ein Land zerstören, indem man es dicht macht», sagte Trump am Dienstag dem konservativen Nachrichtensender Fox News. Durch eine «massive Rezession oder Depression» drohten «mehr» Menschen zu sterben als durch die «Grippe», womit der Präsident vermutlich das Coronavirus meinte.

«Ich würde es lieben, das Land bis Ostern wieder geöffnet und in den Startlöchern zu haben», sagte Trump auf Fox News. Der Ostersonntag ist dieses Jahr am 12. April - und damit in rund zweieinhalb Wochen. Ein solcher Zeitplan sei «absolut möglich», sagte der Präsident. «Unser Land will zurück an die Arbeit.» Die Menschen müssten dann aber selbstverständlich weiterhin das «social distancing» praktizieren und sich beispielsweise nicht die Hand geben.

Trump hatte sich zuletzt zunehmend frustriert über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Massnahmen im Anti-Coronavirus-Kampf gezeigt. Um eine Ausbreitung der Pandemie zu verhindern, wurden in zahlreichen US-Bundesstaaten Ausgangsbeschränkungen verhängt und nicht dringend benötigte Geschäfte geschlossen.

Die wirtschaftliche Aktivität ist teilweise zum Erliegen gekommen. Trump hat zuletzt wiederholt erklärt, die Massnahmen dürften nicht gravierendere Folgen haben als die Coronavirus-Pandemie selbst.

Vergleich mit Grippe und Autounfällen

«Dieses Heilmittel ist schlimmer als das Problem», sagte er nun dem Sender Fox. «Wir verlieren jedes Jahr tausende Menschen durch die Grippe. Wir machen das Land nicht deswegen dicht.» Auch durch Autounfälle würden viel mehr Menschen ums Leben kommen - trotzdem werde die Autoindustrie nicht aufgefordert, keine Autos mehr zu bauen.

Durch die «Grippe» werde eine bestimmte Zahl an Menschen sterben, sagte Trump mutmasslich mit Blick auf das Coronavirus. «Aber wir werden mehr Menschen verlieren, wenn wir das Land in eine massive Rezession oder Depression stürzen.» Sollten US-Unternehmen wie der Flugzeugbauer Boeing Pleite gehen, könnten «Millionen Jobs» verloren gehen. Es könnte dann allein durch Suizide «tausende» Tote geben.

Das Coronavirus breitet sich derzeit in den USA rasant aus. Inzwischen wurden bislang fast 50'000 Infektionen und mindestens 600 Todesfälle bestätigt. Experten warnen, dass den USA das Schlimmste noch bevorstehen dürfte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte am Dienstag, die USA könnten Europa bald als neues Epizentrum der Pandemie ablösen. «Wir sehen jetzt eine sehr starke Beschleunigung der Fallzahlen», sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris. Die USA hätten «einen sehr grossen Ausbruch und einen Ausbruch, der an Intensität zunimmt».

Der Gouverneur des besonders betroffenen Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, schlug angesichts der dramatischen Zunahme der Infektionszahlen Alarm. «Wir haben die Kurve nicht abgeflacht, die Kurve wächst an», sagte der Demokrat und sprach von «beunruhigenden und astronomischen Zahlen».

Beratungen um Nothilfepaket gehen weiter

Derweil gingen im US-Kongress die Beratungen über ein gigantisches Nothilfepaket weiter, das einen Umfang von knapp zwei Billionen Dollar (rund 1.87 Billionen Euro) haben könnte. Die oppositionellen Demokraten hatten zuletzt wiederholt Verfahrensabstimmungen blockiert.

Sie bemängeln unzureichende Schutzmassnahmen für Beschäftigte und eine fehlende Kontrolle darüber, wie Hilfen an in Not geratene Grosskonzerne vergeben werden. Sie verlangen ausserdem mehr Geld für Krankenhäuser, denen wegen der Pandemie eine dramatische Überlastung droht. (cma/sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Promis, Sportler und Politiker haben das Coronavirus
1 / 24
Diese Promis, Sportler und Politiker haben das Coronavirus
Marianne Faithfull, britische Sängerin. Der Zustand der 73-Jährigen sei stabil.
quelle: epa/anp kippa / ferdy damman
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Coronavirus: So emotional appelliert Italien an seine Bürger
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
91 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mad Scientist
24.03.2020 22:02registriert Dezember 2019
Anders ausgedrückt: Trump möchte am liebsten der Wirtschaft in den Arsch kriechen. Ob das nun ein paar hundert oder tausend Menschenleben mehr (oder weniger) kostet, ist ihm doch egal. Wirtschaft über alles!

Ach ja, und nicht zu vergessen: Er weiss so gut Bescheid über Viren, dass er nicht weiss, dass das keine Grippe ist. Und dass ein Virus sich nicht nach den Wünschen eines Narzissten richtet.
29626
Melden
Zum Kommentar
avatar
Donny Drumpf
24.03.2020 22:16registriert November 2019
Da wird wohl mi China geliebäugelt welches die Krise ja achso genial überstanden haben soll....
13515
Melden
Zum Kommentar
avatar
Alice36
25.03.2020 06:21registriert Juni 2017
«Man kann ein Land zerstören, indem man es dicht macht»
Da bin ich mir mal gar nicht so sicher. Ich bin jedoch sicher, dass man ein Land zerstören kann indem man einen narzisstischen Trottel zum Präsidenten macht, da bin ich todsicher.🤯
922
Melden
Zum Kommentar
91
Abholzung am Amazonas sinkt massiv – es sind aber immer noch 327 Fussballfelder am Tag
Die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist einem Bericht zufolge in den ersten beiden Monaten des Jahres auf dem niedrigsten Stand seit 2018 in diesem Zeitraum gewesen.

Im Januar und Februar seien 196 Quadratkilometer des Amazonas abgeholzt worden und damit 63 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, teilte die Umweltschutzgruppe Imazon am Montag mit.

Zur Story