Donald Trump ist nicht bekannt dafür, dass er Fehler zugibt. Doch kaum hatte er am Dienstag seine 10-Minuten-Ansprache an die Nation beendet, gab er gemäss Insidern zu, den Auftritt vermasselt zu haben. Das schreibt die «Washington Post».
Die mehrheitlich von Schwiegersohn Jared Kushner und Hardliner Steve Miller verfasste Rede sollte eigentlich die Nerven der Amerikaner beruhigen. Das ist gründlich misslungen. «Die Rede war gespickt mit faktischen Fehlern, nationalistisch und fremdenfeindlich im Ton, beschränkt in Sachen Empathie und prahlerisch bezüglich der eigenen Entscheide und der Überlegenheit der Nation, die er führt», stellt die «Washington Post» fest.
Ben Rhodes, ein ehemaliger Mitarbeiter von Präsident Barack Obama, geht gar noch einen Schritt weiter. Die Rede werde, so Rhodes, «der Moment sein, den die Menschen künftig mit der Tatsache in Verbindung bringen, dass Trump den härtesten Test seiner Präsidentschaft nicht bestanden hat».
Überraschend war Trumps Rede-Flop keineswegs. Wie es eine Redewendung der Angelsachen so schön ausdrückt, war es ein Unfall, der darauf gewartet hat, zu passieren. «Es war nicht die Situation, in der der Wahnsinn des Systems oder der Grad von Missmanagement dem Mann an der Spitze vor Augen geführt wurde, es war der Moment, in dem der Mann an der Spitze der Wahnsinnige war», stellt Susan Glasser im «New Yorker» fest.
Obwohl China bereits alle Hebel gegen das Coronavirus in Bewegung gesetzt hatte, kümmerte sich Trump um vieles, nur nicht um mögliche Folgen einer Pandemie.
Stattdessen hat er sich in den Prozess gegen seinen Kumpel Roger Stone eingemischt. Er hat seinen EU-Botschafter und den Chef aller Sicherheitsdienste gefeuert. Wegen Artikeln, die ihm nicht passten, hat er die «New York Times», CNN und die «Washington Post» verklagt. Und er hat einen 29-jährigen Politoffizier im Weissen Haus installiert, der allfällige «Schlangen» – illoyale Mitarbeiter – aufspüren und vertreiben soll.
Spätestens der Börsencrash der letzten Tage zwingt den Präsidenten nun, Covid-19 ernst zu nehmen. Die Aktienkurse werden sich wahrscheinlich nach dem tiefen Fall vom Donnerstag teilweise erholen, die reale Wirtschaft nicht. Selbst Trumps ehemaliger Wirtschaftsberater Gary Cohn spricht nun von einer Rezession, genauso wie die Ökonomen der Bank JP Morgan.
Mit etwas Glück kann eine schwere Rezession wie 2008/09 vermieden werden. Damals waren Wirtschaft und Finanzsystem bereits angeschlagen. Das ist diesmal nicht der Fall. Bevor das Virus zuschlug, hatte die Wirtschaft gebrummt und die Banken hatten mehrere Stresstests bestanden.
Doch auch ein «worst case scenario» ist denkbar. Seltsame Vorgänge im sogenannten Repo-Markt deuten darauf hin, dass auch diesmal etwas faul sein könnte im Staate Dänemark, respektive dem Finanzsystem. (Fragt nicht, es ist schrecklich technisch.)
Die grösste Herausforderung für Trump wird jedoch das Gesundheitswesen sein. Das Coronavirus hat den endgültigen Beweis geliefert, dass die USA nicht nur das teuerste, sondern auch das lausigste Gesundheitswesen der Welt haben:
Die dringend benötigten Tests sind nach wie vor nicht in genügendem Ausmass vorhanden, obwohl das Trump vollmundig behauptet. Millionen von Menschen weigern sich, diesen Test zu machen, weil sie gar nicht oder ungenügend versichert sind.
Weil sie keinen bezahlten Krankheitsurlaub haben, gehen derweil Menschen zur Arbeit, die besser zuhause bleiben würden, und sorgen so dafür, dass sich Covid-19 noch schneller ausbreitet.
All diese Mängel müssen nun rasch und unbürokratisch behoben werden. Die Trump-Regierung und die Grand Old Party tun sich schwer damit. Der Präsident drängt auf eine temporäre Aufhebung der Lohnnebenkosten. Das mag langfristig sinnvoll sein, kurzfristig wirkt es kaum. Die Republikaner beharren derweil – man glaubt es kaum – auf einer Kürzung der Food Stamps, Nahrungsmittel-Gutscheine für die Ärmsten.
Das amerikanische Gesundheitswesen braucht eine grundsätzliche Reform, sei es ein massiver Ausbau von Obamacare, wie es Joe Biden will, sei es gar eine Einheitskasse, wie es Bernie Sanders fordert. Die gravierenden Mängel des bestehenden Systems decken die beiden Träger des Wirtschafts-Nobelpreises, Anne Case und Angus Deaton, in der aktuellen Ausgabe des Magazins «Foreign Affairs» auf:
Ausgerechnet im reichsten Land der Welt ist die Lebenserwartung rückläufig. Am schlimmsten betrifft es weisse Männer ohne Hochschulbildung. Sie sterben am «Tod durch Verzweiflung», wie es Case/Deaton nennen. Sie gehen an Alkohol und Drogen zugrunde. Aber auch Selbstmord, Depression und Fettleibigkeit sind in den USA stark auf dem Vormarsch.
«Im 20. Jahrhundert haben die USA die Welt in Sachen Steigerung der Lebenserwartung angeführt», stellen Case/Deaton fest. «[…] Nun werden die Vereinigten Staaten die Welt möglicherweise in eine andere Richtung führen.»
Trump hat sich nicht um Vieles gekümmert.
Er kümmert sich nur um Eines.
Seine Interessen...
Sogar retour, egal wie laut great dies und great das gerufen wird.
Irgendwann glaubt dies gar keiner mehr. Auch im Inland nicht.