Am späten Mittwochabend Schweizer Zeit fiel das Urteil: Robert Sylvester Kelly, besser bekannt als R. Kelly, einst gefeierter Popstar der 1990er und 2000er, muss für 30 Jahre ins Gefängnis. Wegen diverser Vergehen, darunter sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung, wandert der 55-jährige Kelly hinter Gitter. Ausserdem muss R. Kelly eine Geldstrafe bezahlen, in der Höhe von 100'000 Dollar.
«Die Verbrechen waren kalkuliert, sorgfältig geplant und wurden fast 25 Jahre lang regelmässig ausgeführt», sagte Richterin Ann Donnelly. Es gebe «nur wenig schwerere Verbrechen» als diejenigen von R. Kelly. Der Musiker haben Mädchen und Frauen «beigebracht, dass Liebe Versklavung und Gewalt ist».
Die «New York Times» zitiert diverse weitere Aussagen, die Richterin Donnelly getätigt hat und die das Ausmass von R. Kellys Taten zeigen: «In diesem Falle geht es nicht um Sex. Es geht um Gewalt, Grausamkeit und Kontrolle.» R. Kelly hätte ein System gehabt, das junge Menschen in «seine Umlaufbahn lockte – und dann übernahmen Sie ihr Leben».
Kelly sei das «Produkt seiner Kindheit» – einer extrem schwierigen Kindheit, geprägt von sexuellem Missbrauch, Armut und Gewalt, sagte seine Verteidigerin Jennifer Bonjean ausserhalb des Gerichtsgebäudes. Sie werde gegen das Urteil Berufung einlegen. Bonjean hatte 10 Jahre Gefängnis gefordert, darauf sei R. Kelly vorbereitet gewesen. Aber: «Er bereut es und ist traurig.»
'30 years in prison is like a life sentence for him' — R. Kelly’s lawyer Jennifer Bonjean shared how the singer was feeling following his sentencing on Wednesday. Bonjean added they are planning to appeal the judge’s decision. pic.twitter.com/8xJQep3i05
— NowThis (@nowthisnews) June 29, 2022
Die Darstellung des Gerichts – R. Kelly sei ein «eindimensionales Raubtier und böses Monster» – sei unzutreffend. Ab dem Alter von 6 Jahren sei Kelly belästigt worden, manchmal jede Woche. Dies sei aber keine Ausrede. Des Weiteren sagte Bonjean, die anklagenden Frauen seien «Groupies», die einen verschwenderischen Lebensstil führten.
Die «Washington Post» zitiert in einem Bericht ausserdem Breon Peace, US-Staatsanwalt für den östlichen Bezirk von New York:
Die «New York Times» berichtet von einer Frau, die nur unter einem Pseudonym bekannt ist. Sie hätte 1999 als 17-Jährige Sex mit R. Kelly gehabt.
In der «Washington Post» wird Lizzette Martinez zitiert, eine Frau, die angibt, als Minderjährige von R. Kelly missbraucht worden zu sein. Sie sagte, die 30-jährige Gefängnisstrafe sei nicht genug, «aber ich bin zufrieden damit. Es ist in Ordnung».
Vor Gericht hat sich gemäss Medienberichten ein Opfer direkt an R. Kelly gewandt: «Du hast deinen Ruhm und deine Macht benutzt, um minderjährige Jungen und Mädchen zu deiner eigenen sexuellen Befriedigung zu pflegen und zu trainieren.»
Auch weitere Opfer erzählten, dass Kelly und sein Team seine Berühmtheit nutzten, um seine Opfer zu ködern. Viele davon seien minderjährig gewesen und hätten auf den grossen Durchbruch im Musikgeschäft gehofft, nur um dann von R. Kelly sexuell missbraucht zu werden.
Geäussert hat sich R. Kelly gestern vor Gericht nicht. Dies hänge damit zusammen, dass am 15. August in Chicago eine weitere Verhandlung ansteht, wie die «New York Times» schreibt. Kelly muss sich in Chicago wegen der Herstellung von Kinderpornografie und der Verführung von Minderjährigen zu sexuellen Handlungen verantworten. Auch im US-Bundesstaat Minnesota liegen Anklagen gegen den 55-Jährigen vor.