International
USA

Boom im Weltraum – das Milliarden-Geschäft mit dem All

Ein Raketenstart von SpaceX am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida: Die Bedeutung kommerzieller Weltraummissionen wächst.
Ein Raketenstart von SpaceX am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida: Die Bedeutung kommerzieller Weltraummissionen wächst.Bild: www.imago-images.de

Boom im Weltraum – das Milliarden-Geschäft mit dem All

Die Weltraumwirtschaft boomt: In den vergangenen zehn Jahren stieg der Umsatz unbemannter Missionen um 54 Milliarden Euro.
08.10.2024, 18:54
Florian Schmidt / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Still umkreisen sie unseren Planeten, steuern per GPS Schiffe über die Weltmeere und liefern Internet bis in die entlegensten Winkel der Erde: Die Zahl der Satelliten im Orbit wächst immer schneller – und mit ihnen das Geschäft im Weltraum.

In den vergangenen zehn Jahren, so zeigt es eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die t-online exklusiv vorliegt, hat die Weltraumwirtschaft einen Boom hingelegt, den viele Experten kaum für möglich gehalten hätten. Wichtigster Faktor der nicht-staatlichen All-Missionen ist dabei die unbemannte Weltraumwirtschaft, das Geschäft mit den Satelliten.

Artist s view of a Galileo Full Operational Capability (FOC) satellite Artist s view of a Galileo Full Operational Capability (FOC) satellite.The working nucleus of Galileo, Europe s independent satel ...
Ein Satellit aus der europäischen Galileo-Familie.Bild: www.imago-images.de

Ihr weltweiter Umsatz ist der Studie zufolge zwischen 2013 und 2023 um 54 Milliarden Euro auf zuletzt 285 Milliarden Euro gestiegen, ein Plus von 23 Prozent. Im Vergleich zum Umsatz anderer Branchen wirkt dieses Gesamtvolumen zwar gar nicht so gross, es entspricht gerade einmal dem des deutschen Maschinenbaus (2023: rund 260 Milliarden Euro). Mit der deutschen Autoindustrie (2023: rund 410 Milliarden Euro) kann das All-Geschäft noch lange nicht mithalten. Dennoch, sagt IW-Ökonom Hubertus Bardt, habe sich die globale Weltraumwirtschaft «zu einem wirtschaftlich bedeutenden Sektor» entwickelt.

Satelliten-Internet und hochauflösende Bilder von der Erde

Massgeblich für diesen Boom ist demnach vor allem die wachsende Zahl an Einsatzmöglichkeiten für Satelliten. Kamen sie früher vor allem für militärische und wissenschaftliche Zwecke zum Einsatz, schiessen inzwischen auch immer mehr Unternehmen eigene Satelliten in den Orbit, um sie für kommerzielle Gründe zu nutzen.

Das Unternehmen SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk etwa bietet mit «Starlink» Internet per Satellit an. Der Vorteil gegenüber herkömmlichem Internet: «Starlink» kann auch dort einen Zugang zum Netz sicherstellen, wo es keine Telefonleitungen gibt, etwa in Gegenden, wo wenige Menschen leben, oder in Kriegsgebieten, wo die Telekommunikationsinfrastruktur zerstört wurde.

This satellite image from Planet Labs PBC shows what appears to be a sunken Chinese submarine at a shipyard near Wuhan, China, June 15, 2024. (Planet Labs PBC via AP)
Dieses Satelliten-Bild zeigt wohl ein gesunkenes chinesisches U-Boot im Hafen von Wuhan.Bild: keystone

Andere Firmen, wie zum Beispiel Planet Labs aus den USA, fertigen per Satellit hochauflösende Bilder von der Erdoberfläche an. Diese können unter anderem in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen oder Organisationen in Katastrophengebieten helfen.

Bau und Start der Satelliten bringen weniger Umsatz

Entsprechend wichtig für die Anwendungsfelder sind dabei passende Endgeräte am Boden, wie auch die IW-Zahlen zeigen: Der Umsatz mit Geräten zur Bodenausrüstung hat demnach den Erlös der Kommunikationsdienste als wichtigstes Segment in der Satellitenwirtschaft überholt. 53 Prozent des Gesamtumsatzes, etwa 150,4 Milliarden Euro, entfielen zuletzt auf Netzwerke, Navigationstechnik oder Empfangsgeräte.

Erst danach folgt mit einem Volumen von 107 Milliarden Euro (38 Prozent) das Segment Kommunikation, zu dem die IW-Studie unter anderem Dienstleistungen wie Radio, Telefon und Internet zählt. Weit weniger relevant sind derweil der Satellitenbau (17 Milliarden Euro) und der Abschuss der Satelliten ins All (7,2 Milliarden Euro).

Die Bedeutung der weltraumbasierten Technologien dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Experten prognostizieren eine Verdoppelung des Marktvolumens in jeder Dekade bis 2040. Vor allem Satelliteninternet wie «Starlink» spielt eine zunehmend wichtige Rolle für Regionen, die nicht durch Funknetze am Boden abgedeckt werden können.

«Kein unbedeutendes Nischenthema mehr»

Ebenso wichtig sind Satellitendaten für die künftig steigende Zahl selbstfahrender Autos, die auf stabile, satellitengestützte Echtzeitdaten angewiesen sind. Auch im Gesundheitswesen – insbesondere bei der Versorgung von Patienten in abgelegenen Gegenden – könnte die Nutzung von Satellitenverbindungen zur Normalität werden.

«Die Raumfahrt ist kein unbedeutendes Nischenthema mehr, das durch bemannte Missionen im Orbit oder zum Mond (und eines Tages zum Mars) spektakulär bleibt», hält IW-Forscher Bardt fest. Neben dem wissenschaftlichen Ansinnen solcher Missionen und der geostrategischen, militärischen Funktion von Satelliten gewinne die unbemannte Raumfahrt wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Menschen auf dem Mond – die Geschichte des Apollo-Programms
1 / 18
Menschen auf dem Mond – die Geschichte des Apollo-Programms
Im Zuge ihres legendären Apollo-Programms hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa zwischen Juli 1969 und Dezember 1972 zwölf Menschen auf den Mond und wieder zurück zur Erde gebracht. So fing alles an ...
quelle: epa / nasa / ho
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieses Modul soll die Raumfahrt revolutionieren – warum es dafür explodieren musste
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
23
Das ist Captagon – die Droge, die Assad reich gemacht hat
Das syrische Regime hat sich jahrelang am Handel mit Captagon, einem im Nahen Osten weit verbreiteten Amphetamin, bereichert. Nach dem Sturz von Baschar al-Assad ging die Produktion zurück – doch sie könnte bald wieder ansteigen.

Als der Anführer der islamistischen Rebellengruppe HTS nach der Einnahme von Damaskus am 8. Dezember das Wort ergriff, warf er Baschar al-Assad nicht nur vor, «Syrien dem Iran überlassen» zu haben. Er behauptete auch, dass der ehemalige Präsident Captagon im Land «gesät» habe.

Zur Story