Seit Elon Musk sich Donald Trump in die Arme geworfen hat und den Ex-Präsidenten nicht nur mit Millionen von Dollars, sondern auch mit teils peinlichen Posts auf seiner Plattform X unterstützt, herrscht der Eindruck, die Tech-Milliardäre hätten scharenweise die Seiten gewechselt.
Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Tatsache, dass auch andere Tech-Oligarchen zu Trump-Fans mutiert sind. Marc Andreessen beispielsweise, der Erfinder des ersten Internet-Browsers, oder David Sachs, der wie Musk einst zur PayPal-Mafia gehört hat. Mitglied dieser Gruppe war einst auch Peter Thiel. Dieser ist jedoch seit seiner Jugend eine Mischung aus libertär und reaktionär und hat Trump schon 2016 unterstützt. Ebenso hat er J.D. Vance mit zehn Millionen Dollar zu seinem Senatssitz in Ohio verholfen.
Das Silicon Valley ist jedoch nach wie vor eine Hochburg der Demokraten. Rund 80 Prozent der Unternehmen unterstützen Kamala Harris, moralisch und finanziell. Wie überhaupt die überwiegende Mehrheit der amerikanischen Business-Gemeinde sich keine zweite Amtszeit von Trump wünscht, obwohl dieser täglich noch grössere Steuergeschenke in Aussicht stellt.
Zwei Namen stechen in der Harris-Gemeinde der Superreichen besonders hervor: Laurene Powell Jobs, die Witwe des 2011 verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs, und Mark Cuban, ein Selfmade-Milliardär aus Texas.
Laurene Jobs und Kamala Harris sind Freundinnen, seit sie gemeinsam in den Kindergarten gegangen sind. Die beiden verbindet weit mehr als eine Interessengemeinschaft. «In den letzten 20 Jahren ist sie (Jobs) eine der wichtigsten Vertrauenspersonen von Harris geworden», schreibt die «New York Times» in einem ausführlichen Porträt dieser Frauen-Freundschaft. «Sie (Jobs) unterstützt Harris mit Rat und Geld und hat so mitgeholfen, das öffentliche Image ihrer Freundin mitzugestalten. Im Rennen um das Weisse Haus ist die reichste Frau im Silicon Valley jetzt zu einer mächtigen Figur hinter den Kulissen geworden.» Das Vermögen von Mrs. Jobs wird auf rund 11 Milliarden Dollar geschätzt.
Seit dem Tod ihres Mannes betätigt sich Laurene Jobs als Mäzenin. So hat sie etwa das linksliberale Magazin «The Atlantic» vor dem Konkurs bewahrt. Generell vermeidet sie es jedoch, dass sie und ihr Wirken in der Öffentlichkeit bekannt werden. Auch über ihr Verhältnis zu Harris gibt sie keine Auskunft. David Bradley, ein Freund der Familie, springt in die Bresche und erklärt gegenüber der «New York Times»: «Laurene hat ein Talent für Freundschaft. Sie ist sehr loyal. Kamala Harris gehört zum engen Kreis ihrer Freundinnen.»
Die beiden sind fast gleich alt, Harris ist 59, Jobs 60. Beide sind in der Bay Area in Kalifornien aufgewachsen. Jobs hat Harris schon unterstützt, als diese für ihr erstes politisches Amt kandidiert hat, als Staatsanwältin in San Francisco. In der Folge hat sie die steile Karriere ihrer Freundin begleitet und mitfinanziert. Susie Tomkins Buell, eine weitere Freundin der beiden, schildert dies wie folgt: «Ich habe öfters beobachtet, wie Laurene bei deren Auftritten stolz auf Kamala geschaut hat.»
Die Hochachtung beruht auf Gegenseitigkeit. Laurene Jobs ist nicht nur reich, sie ist auch politisch interessiert und informiert. Sie hat ihre Freundin mindestens neunmal im Weissen Haus besucht und mit ihr über ihre Probleme diskutiert. Deshalb spekulieren jetzt viele darüber, ob sie gar einen Posten in einer allfälligen Harris-Regierung übernehmen könnte, beispielsweise als Bildungsministerin.
Fachlich gesehen wäre dies gerechtfertigt. Marc Porter Magee, ein Fachmann für das Schulwesen, erklärt: «Laurene ist eine der wenigen Philanthropinnen, die nicht nur viel gespendet, sondern sich auch aktiv mit der Sache auseinandergesetzt hat.»
Mrs. Jobs schliesst ein solches Engagement nicht aus. 2022 hat sie in einem Interview gesagt: «Ich stelle mich jetzt in den Dienst der Öffentlichkeit, und es geht mir dabei sehr gut. Ich strebe kein Amt an, aber sollte es notwendig werden, werde ich mich auch nicht davor drücken.»
Mark Cuban ist, wie es der Comedian Jon Stewart einst ausdrückte, «der Milliardär, den auch die Linken mögen». Der Software-Entwickler aus Texas verfügt mittlerweile über ein Vermögen von rund fünf Milliarden Dollar. Doch anders als anderen Tech-Oligarchen sind ihm Superjachten und Raketen egal. Er ist ein fanatischer Fan der Dallas Mavericks, eines Basketball-Teams, das ihm teilweise gehört. Ansonsten gilt Cuban als «regular guy», als Typ, der nach wie vor mit seinen Kumpels von der Highschool ein Bier trinkt.
Die Linken mögen Cuban, die Pharmaindustrie eher nicht. Dank seiner Software ist es möglich, die oft weit überrissenen Medikamentenpreise in den USA in vernünftige Sphären zu drücken. Auch Trump mag Cuban nicht, denn dieser nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Wirtschaftspolitik des Ex-Präsidenten geht.
Hier ist ein typisches Beispiel: «Wenn Donald etwas sagt, dann rätseln alle, was er überhaupt damit gemeint hat. Sie hingegen erklärt exakt, was sie unternehmen wird. (…) Donald Trump hingegen schmückt sich mit Dingen, die gar nie stattgefunden haben.»
Die Ankündigung des Ex-Präsidenten, den Landwirtschaftsmaschinen-Hersteller John Deere mit einem Strafzoll von 200 Prozent zu belegen, sollte er Teile seiner Produktion nach Mexiko verlegen, bezeichnete Cuban als «geistesgestört». Die Einzigen, die davon profitieren würden, wären chinesische Hersteller, die dann trotz eines Import-Zolls wieder günstiger würden als Deere, so Cuban.
Als Selfmade-Unternehmer, der es zum Milliardär gebracht hat, ist Cuban für Harris ein sehr glaubwürdiger Mittelsmann zur Business-Gemeinde. Im Vergleich zu Joe Biden, der bei den Bankern und Managern kaum je Begeisterung ausgelöst hat, kommt Harris an der Wall Street und in den Teppich-Etagen weit besser an. Das schlägt sich auch in der finanziellen Unterstützung nieder. In den zehn Tagen, bevor Biden seinen Rücktritt bekannt gab, flossen gerade mal 91’000 Dollar von 990 Mäzenen aus der Business-Gemeinde in die Wahlkampf-Kasse der Demokraten. Nachdem die Kandidatur von Harris bekannt geworden war, waren es innerhalb von zehn Tagen zwei Millionen Dollar von 5000 Mäzenen.