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Der europäischen Solarbranche fehlen hunderttausende Fachkräfte

Fachkräftemangel schlägt zu: Der europäischen Solarbranche fehlen Hunderttausende Arbeiter

02.10.2023, 07:4502.10.2023, 07:45
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Die europäische Solarbranche rechnet in den nächsten Jahren mit einem Bedarf von mehreren hunderttausend zusätzlichen Fachkräften. Nach einem Bericht des europäischen Dachverbands Solar Power Europe (SPE) hatte der Sektor in der EU bis zum vergangenen Jahr hochgerechnet 648'000 «Vollzeitäquivalente» geschaffen, zum grössten Teil in Installation und Montage.

Bis 2027 könnten es bei einer Fortdauer des Sonnenenergiebooms demnach in einem «mittleren Szenario» bereits 1,2 Millionen sein. Den grössten Fachkräftebedarf gibt es demnach in Deutschland.

FILE - Even Berrios, left, and Nicholas Hartnett, owner of Pure Power Solar, install a solar panel on the roof of a home in Frankfort, Ky., July 17, 2023. The window to limit human-caused warming to a ...
Solarenergie ist gefragt – aber irgendwer muss sie auch installieren können. Bild: keystone

Vor allem Bauhandwerker gesucht

Benötigt werden demnach hauptsächlich Bauhandwerker für die Montage sowie Planungs- und Elektroingenieure. Die Solarbranche ist besorgt, dass fehlende Fachkräfte zum Hemmschuh für das erhoffte rasante Wachstum werden könnten. «Zu wenig Beschäftigte in den Erneuerbaren Energien führen dazu, dass nicht genug Projekte umgesetzt werden können», sagte Sanda Bozic, Personalmanagerin bei der Baywa r.e., einem grossen Projektentwickler für Solaranlagen mit Niederlassungen in 31 Ländern und Sitz in München.

Ein Vollzeitäquivalent ist eine im Personalmanagement übliche Kennzahl, bei der sämtliche Stellen in Vollzeitarbeitsplätze umgerechnet werden. Die tatsächliche Zahl der Beschäftigten dagegen ist in aller Regel höher, da Angestellte auch in Teilzeit arbeiten.

Solar Power Europe sitzt in Brüssel und ist der europäische Lobbyverband für 300 Unternehmen und nationale Verbände, Vorsitzende ist die österreichische Managerin Walburga Hemetsberger.

Im vergangenen Jahr lag laut SPE-Bericht Polen mit knapp 147'000 Vollzeitäquivalenten an der Spitze, gefolgt von Spanien mit gut 103'000 und Deutschland mit knapp 96'000. Doch wird sich das nach Einschätzung des Solarverbands bald ändern: Für Deutschland gehen die Studienautoren bereits von über 210'000 Vollzeitäquivalenten im Jahr 2027 aus. Das wäre mehr als eine Verdopplung, Deutschland würde damit vor Spanien und Polen an die Spitze rücken.

Grosse Nachfrage bei erneuerbaren Energien

«Die ehrgeizigen Installationsziele in fast allen Ländern Europas führen dazu, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Erneuerbaren Energien – und im Solarbereich besonders – schneller steigt als anderswo», sagte Bozic, Personalchefin der Baywa r.e. für Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Dabei stehe die Solarbranche bei den technischen Berufsgruppen im Wettbewerb mit Energieversorgern, Automobilindustrie oder auch grossen IT-Unternehmen.

Sowohl der Verband als auch das Unternehmen fordern daher mehr Einsatz der Politik, um Ausbildung und Studium in technischen Berufen wieder zu grösserer Popularität zu verhelfen. (sda/awp/dpa)

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Barth Simpson
02.10.2023 08:28registriert August 2020
Trotzdem ist es ein gutes Zeichen, dass immer mehr Leute verstanden haben, dass ein PV-Dach eine geniale Sache ist. Dass es einen Fachkräftemangel gibt ist die logische Folge daraus.

Dass die aktuellen Bestrebungen Solateure auszubilden mit diesem Tempo nicht mithalten kann, war zu erwarten - ich bin aber zuversichtlich, dass sich dies bald bessern wird. Wenigstens hat sich die Lieferbarkeit von PV-Komponenten, aber auch Wärmepumpen mittlwerweile etwas entspannt.
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Oigen aka Trudi aka Kevin
02.10.2023 08:10registriert August 2018
Die europäische Solarbranche rechnet in den nächsten Jahren mit einem Bedarf von mehreren hunderttausend zusätzlichen Fachkräften.

wie wäre es mit ausbilden?
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wintergrün
02.10.2023 09:45registriert Dezember 2017
Das kommt davon wenn die Politik zu spät anfängt.
Eine Freundin von mir hat in Deutschland in der Solarbranche gearbeitet bis abrupt die staatliche Unterstützung auslief. Diese Leute kommen nicht zurück.
Wenn Putin nicht nachgeholfen hätte würden die immer noch auf Gas setzen.
Diese Unreflektierten Artikel dass “plötzlich” Arbeitskräfte fehlen geben mir zu denken. Wo langfristig investiert wird fehlen auch keine Arbeitskräfte.
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