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So werden in Thailand Affen für unsere Kokosmilch versklavt

Affe in einem Käfig, der für Pflücken von Kokosnüssen missbraucht wird.
Die Affen werden teils in Käfigen gehalten und müssen stundenlang Kokosnüsse sammeln.Bild: Peta Asia

Wie in Thailand Affen für Kokosmilch versklavt werden

Die Tierschutzorganisation PETA hat Bilder und Videos von Affen veröffentlicht, die in Thailand unter katastrophalen Bedingungen gehalten und zum Pflücken von Kokosnüssen gezwungen werden. Profitieren von dieser «Sklavenarbeit» soll auch das bekannte deutsche Unternehmen HelloFresh.
15.11.2022, 07:3815.11.2022, 14:47
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Der PETA-Bericht

Affen, die angekettet sind, ausgepeitscht und geschlagen werden: Die Aufnahmen, die der asiatische Ableger der Tierschutzorganisation PETA jüngst veröffentlicht hat, sind äusserst unschön anzusehen. Laut PETA handelt es sich um Bilder aus insgesamt 57 Kokosnussbetrieben in Thailand. Die Affen werden gemäss der Tierschutzorganisation gezwungen, täglich stundenlang Kokosnüsse zu pflücken – Kokosnüsse, die unter anderem für Lieferanten des deutschen Unternehmens HelloFresh gesammelt werden. Doch auch in der Schweiz gibt es teilweise Kokosmilch aus Affenarbeit zu kaufen.

HelloFresh ist Hersteller von Fertig-Kochboxen und liefert diese den Kunden nach Hause. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und hat seither in zahlreiche Länder rund um den Globus expandiert. Seit April 2016 bietet HelloFresh seine Dienstleistung auch in der Schweiz an.

PETA hat während acht Monaten, zwischen Dezember 2021 und Juli 2022, in der thailändischen Kokosnussindustrie ermittelt. In der Vergangenheit veröffentlichte die Organisation bereits Berichte über die teils desolaten Zustände in diesem Wirtschaftszweig.

Hier geht es zur Zusammenfassung des Berichts.

Die Vorwürfe von PETA

Gemäss der Untersuchung von PETA werden die Affen, wenn sie jung sind, ihren Familien in der Natur entrissen und in «Affen-Schulen» auf das Kokosnusspflücken gedrillt. Mehrere Arten der missbrauchten Affen seien bedroht oder gar vom Aussterben bedroht. Besonders oft handle es sich um Makaken. Nachdem sie in den Einrichtungen «trainiert» wurden, werden sie an Firmen aus der Kokosindustrie verkauft und dort zur Kokosnussernte eingesetzt.

Laut PETA haben mehrere Zwischenhändler in den Lieferketten von grossen Lebensmittelketten wie Suree oder Aroy-D bestätigt, dass sie Affen als «Arbeitskräfte» nutzen.

«Affen werden an den Hals gekettet und gezwungen, tagein, tagaus zu schuften, und das alles für HelloFresh und andere Unternehmen, die einen Mangel an Gewissenhaftigkeit haben»

«Affen werden an den Hals gekettet und gezwungen, tagein, tagaus zu schuften, und das alles für HelloFresh und andere Unternehmen, die einen Mangel an Gewissenhaftigkeit haben», schreibt Tracy Reiman, Vizepräsidentin von PETA, in einer Mitteilung zum publizierten Bericht. Man fordere deshalb sowohl Kunden als auch Unternehmen wie HelloFresh auf, unverzüglich keine Kokosnussmilch aus Thailand mehr zu kaufen.

Kokosmilch Aroy-D, bei Otto's.
Die Kokosmilch von Aroy-D gibt es auch in der Schweiz zu kaufen.Bild: Aroy-D

Das sagt HelloFresh

Gegenüber dem US-Nachrichtenportal CBS weist HelloFresh die Vorwürfe zurück. Man habe schriftliche Zusicherungen von den Lieferanten, dass die Kokosnüsse nicht durch Affenarbeit gesammelt würden.

«HelloFresh verurteilt strikt jeglichen Einsatz von Affenarbeit in seiner Lieferkette und wir beziehen oder verkaufen keine Kokosnussprodukte von Lieferanten, bei denen Affenarbeit festgestellt worden ist. Wir haben von allen unseren Lieferanten – in den USA und weltweit – eine schriftliche Bestätigung, dass sie sich nicht an diesen Praktiken beteiligen.»
Die Stellungnahme von HelloFresh gegenüber CBS

Diese Zusicherungen sind laut PETA aber mehr PR-Massnahme, als dass sie tatsächlich wirksam wären. Im Bericht der Tierschutzorganisation wird kritisiert, dass sowohl Kokosfarmen und Zwischenhändler als auch die thailändische Regierung keineswegs an echter Transparenz ob der Herkunft der Produkte interessiert seien. Die von den Behörden als «Prüfsystem» gepriesenen Kontrollen basierten hauptsächlich auf den Aussagen der Kokosnussproduzenten. Und diese hätten kein Problem, einfach zu lügen.

Dementsprechend scheinen schriftliche Zusicherungen wie jene von HelloFresh den Affen in der Realität wenig zu helfen. PETA ruft deswegen dazu auf, auf Kokosmilch zu verzichten, wenn diese aus Thailand stammt. Dies im Gegensatz zu Kokoswasser: Weil dieses meistens aus Kokosnüssen, die auf Zwergbäumen wachsen, gewonnen wird, werden für die Ernte dieser Nüsse grossmehrheitlich keine Affen eingesetzt. (con)

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Borki
15.11.2022 08:11registriert Mai 2018
Leider glaube ich nicht, dass es die Mastschweine beim freundlichen Werner vom Nachbarsdorf viel besser haben.
Also falls jemand wischen will, vor unserer Haustüre liegt noch viel Dreck.
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Luzi Fair
15.11.2022 09:42registriert Mai 2014
Wie unterscheidet sich dies von der Haltung von Milchkühen bei uns?
Angekettet im Stall, jahrein, jahraus zwangsgeschwängert, das Kind nach wenigen Stunden jeweils entrissen, Euterkrankheiten durch Überzüchtung…
Denkt mal darüber nach bevor ihr mit dem Finger auf Thailand zeigt.
Go vegan, thank me later…
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Manzge
15.11.2022 08:47registriert Oktober 2015
Was spricht dagegen, Affen arbeiten zu lassen, unter der strengen Voraussetzung, dass sie Tiergerecht gehalten werden?
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