
Der Mars-Hubschrauber «Ingenuity» nach seinem erfolgreichen Erstflug, fotografiert von einer Kamera des Rovers «Perseverance».Bild: Nasa
19.04.2021, 05:4419.04.2021, 21:52
Der erste Flug eines Luftfahrzeugs auf einem anderen Planeten hat stattgefunden. Kurz nach Mittag (MESZ) trafen Daten vom Rover im Kontrollzentrum der Nasa ein: Der Mars-Helikopter «Ingenuity», in dem auch Technik aus der Schweiz steckt, hat erfolgreich von der Oberfläche des Roten Planeten abgehoben und ist danach sicher wieder gelandet.
Im Ticker findest du die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen rund um den Erstflug vom Montag sowie einige Highlights aus dem News-Briefing der Nasa vom Montag-Abend:
Ingenuity besitzt eine On-Board-Kamera, die nach unten gerichtet ist. Die Aufgabe, beim nächsten Flug den Rover zu fotografieren, dürfte daher nicht leicht zu erfüllen sein, da sich der Helikopter dafür etwas neigen muss und dies naturgemäss in die exakte Richtung.

Bild: nasa/jpl-caltech/watson
Die Kamera befindet sich im unteren Teil des Helikopters.
Zurbuchen betont, dass Helikopterdrohnen wie Ingenuity in Zukunft Aufgaben erfüllen könnten, für die ein Rover schlicht nicht geeignet sei, etwa die Erkundung von Kraterwänden.

Bild: Nasa
Während Ingenuity beim Take-off schnell beschleunigt und unkontrolliert nach oben schiesst, um möglichst schnell von der Oberfläche wegzukommen, erfolgt die Landung gemächlicher. Ingenuity sinkt dabei kontinuierlich ab, während ein Instrument an Bord des Fluggeräts die Bewegung misst. Wenn der Helikopter den Boden erreicht, stellt das Instrument fest, dass keine Bewegung mehr stattfindet und stellt die Motoren ab.
MiMi Aung beantwortet die Frage, ob der Mars-Helikopter am Ende abstürzen und kaputt gehen wird, mit einem Ja. Das Fluggerät sei ein «Pathfinder», mit dem man bis zum Limit gehen werde, was Windverhältnisse oder Geschwindigkeit betreffe, und dies werde wohl mit einem Crash enden.

Bild: Nasa
Zoom-Aufnahme des Helikopters mit einer der Kameras des Rovers.
Die Nasa-Verantwortlichen beantworten nun Fragen von Zuschauern.
Der Helikopter landete fast genau an der gleichen Stelle, an der er abgehoben hatte, wie diese beiden Bilder zeigen:
Take-off:

Bild: Nasa
Landung:

Bild: Nasa
Diese Aufnahme der On-Board-Kamera von Ingenuity zeigt den Schatten des Fluggeräts unmittelbar vor dem Aufsetzen.

Bild: Nasa
Die Nasa zeigt ein Diagramm, das den Flugverlauf von Ingenuity zeigt:

Bild: Nasa
Die Nasa plant laut MiMi Aung, Ingenuity-Projektmanagerin, in den folgenden Tagen und Wochen insgesamt vier weitere Flüge.
Thomas Zurbuchen, der aus der Schweiz stammende Wissenschaftsdirektor der Nasa, gratuliert dem Team zu dieser Leistung. Er vergleicht den Erstflug des Mars-Helikopters mit dem ersten motorisierten Flug der Gebrüder Wright auf der Erde, der am 17. Dezember 1903 stattfand.

Bild: Nasa
Wie geplant streamt die Nasa nun das News-Briefing zum erfolgreichen Erstflug des Mars-Helikopters. Der Stream ist oben eingebettet.
Auf Twitter hat der Obwaldner Motorenbauer Maxon der Nasa und ihrem Schweizer Wissenschaftsdirektor, Thomas Zurbuchen, zum erfolgreichen Flug des Mars-Helikopters «Ingenuity» gratuliert. Die Elektroantriebe von Maxon steuerten den Hubschrauber, der heute den ersten Flug auf einem anderen Planeten absolvierte.
Sechs winzige Maxon-Motoren mit einem Durchmesser von nur zehn Millimetern steuern die Neigung der Rotorblätter und bestimmen somit die Flugrichtung von «Ingenuity». Das schreibt der Motorenhersteller auf seiner Webseite.
Auch im Mars-Rover «Perseverance» findet sich Obwaldner Ingenieurskunst: Zehn Elektroantriebe bewegen unter anderem den Roboterarm, der die eingesammelten Bodenproben von Station zu Station navigiert. Zudem kommen die Motoren bei der Versiegelung der Behälter und deren Platzierung zum Einsatz.

Bild: Maxongroup
Einer der Maxon-Antriebe, die im Mars-Rover Verwendung finden. (bild: maxongroup)
Gemäss Angaben des Motorenherstellers befinden sich mehr als hundert Antriebe von Maxon auf dem Mars. So seien diese praktisch in allen erfolgreichen Robotermissionen eingesetzt worden. (sda)
Das GIF der Nasa zeigt Ingenuity vor, während und nach dem Flug:
Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) hat der NASA und der Federal Aviation Administration den offiziellen ICAO-Code «IGY», Rufzeichen «INGENUITY», für den Landeplatz des Mars-Helikopters vergeben, wie die Nasa in einer Medienmitteilung schreibt.
Zu Ehren der Gebrüder Wright, die den ersten motorisierten Flug der Geschichte absolvierten, soll der Landeplatz von Ingenuity künftig «Wright Brothers Field» heissen.
Die Nasa wird heute um 20 Uhr (MESZ) ein Briefing über den Flug des Mars-Helikopters halten.
Die On-Board-Kamera von Ingenuity zielt nach unten und fotografiert den Schatten des Mars-Helikopters auf der Oberfläche des Roten Planeten.

Bild: Nasa
Das Kontrollzentrum bestätigt den Empfang von Daten des Mars-Helikopters.

Bild: Nasa
Bis Bilder ankommen, wird es jedoch noch eine Weile dauern. Ingenuity verfügt über eine Kamera; der Rover über mehrere Systeme.
Es handelt sich um den ersten motorisierten Flug auf einem anderen Himmelskörper. Und dies unter sehr schwierigen Umständen: Die Dichte der Mars-Atmosphäre ist nur ein Prozent derjenigen auf der Erde. Entsprechend schneller müssen die Rotoren drehen.
Geplant ist lediglich ein kurzer Flug von rund 30 Sekunden Dauer.
Der Nasa-Livestream zeigt nach wie vor Interviews mit Projektverantwortlichen und technische Highlights des Mars-Helikopters.
Wer Fragen an die Nasa hat, kann die in den sozialen Medien unter dem Hashtag #MarsHelicopter stellen.
Im Kontrollzentrum des Nasa Jet Propulsion Laboratory in Pasadena in Kalifornien ist es jetzt erst 3.15 Uhr.
Hat Ingenuity seinen Erstflug erfolgreich überstanden? Bald werden wir die Antwort kennen.
News-Briefing der Nasa vom Montag-Abend (MESZ):
Livestream der Nasa zum Erstflug:
Erstflug mehrfach verschoben
Der erste Flug des kleinen Hubschraubers, der an Bord des Rovers «Perseverance» (deutsch «Durchhaltevermögen») im Februar auf dem Mars gelandet war, war ursprünglich für den 11. April geplant gewesen, dann aber wegen technischer Probleme zunächst auf den 14. April und schliesslich erneut verschoben worden.
Der rund 1,8 Kilogramm leichte «Ingenuity» soll bei seinem ersten Testflug auf eine Höhe von etwa drei Metern steigen und für 30 Sekunden auf der Stelle verharren. Von dort soll er ein Foto von dem Mars-Rover «Perseverance» schiessen, mit dem er auf dem Roten Planeten gelandet war. Danach soll er wieder sicher auf der Oberfläche des Mars aufsetzen.
Gewagtes Flug-Experiment
Das Flug-Experiment galt als äusserst schwierig, denn der Hubschrauber musste dabei extremen Bedingungen trotzen: Auf dem Mars ist es nachts bis zu minus 90 Grad kalt. Zudem verfügt die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten lediglich über ein Prozent der Luftdichte auf der Erde, was den Aufstieg von «Ingenuity» erschwerte. Eher war dagegen die deutlich geringere Anziehungskraft auf dem Mars – sie ist aufgrund der kleineren Masse und der relativ geringen Dichte etwa zwei Drittel kleiner als auf der Erde.
Insgesamt plant die Nasa im Verlauf eines Monats bis zu fünf Hubschrauberflüge verschiedener Schwierigkeitsstufen. Ob sie alle trotz der aktuellen Verzögerung durchgeführt werden können, ist nicht klar, denn die Nasa hat der Teilmission – «Ingenuity» ist nicht Teil der Hauptmission von «Perseverance» – lediglich ein Zeitfenster von 30 Tagen zugestanden.
Der Mini-Helikopter war im Bauch von «Perseverance» Ende Februar – nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern – mit einem riskanten Manöver in einem ausgetrockneten Mars-See namens «Jezero Crater» aufgesetzt. Diesen See mit einem Durchmesser von etwa 45 Kilometern soll «Perseverance» in den kommenden zwei Jahren untersuchen. (dhr/sda/dpa)
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Drücke soooo fest die Daumen, dass alles klappt. Der erste Flug auf einem anderen Planeten und wir dürfen das miterleben...einfach unglaublich grossartig 😍🤩