Es ist passiert! Ich hatte Sex. Kaum hatte das Jahr begonnen, war eine Frau in meinem Bett. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen. Gemäss meines Horoskops, hat mir Hanna vorgelesen, obwohl ich nicht an Horoskope glaube und sie auch nicht, sagt sie jedenfalls und liest mir dann doch immer mein Horoskop vor, wenn sie es irgendwo sieht, und wenn ich genervt bin, sagt sie «typisch Zwilling», obwohl sie eigentlich gar nicht weiss, was «typisch Zwilling» ist und vor allem, wie sie sagt, ja eh gar nicht an Sternzeichen und all diese astrologischen Dinge glaubt. Aber sie sagt auch, der Merkur ist das Problem, wenn es ein Problem gibt, und ich bin sicher, sie weiss rein gar nichts über den Merkur. (Falls ihr das bei eurem nächsten Astrotalk droppen wollt: Der Merkur ist der kleinste Planet in unserem Sonnensystem, aber der schnellste. Er braucht nur 88 Tage, um einmal um die Sonne zu kommen.)
Weil ich ja weiss, wie sehr ihr ausführliche Vorgeschichten – und dann sehr kurze Hauptgeschichten – liebt, hier ist sie, falsch, hier ist noch die Vor-Vorgeschichte. Einige von euch hängen ja auch sehr an der Valentina-Story und werfen mir vor, ein infantiler und commitment-scheuer Kerl zu sein, weil ich sie wegen eines Sport-BHs nicht mehr sehen wollte, dann aber nach monatelanger Durststrecke wieder anschrieb. Valentina ist noch nicht zurück in der Schweiz. Pandemie-sei-dank kann man ja heutzutage die Ferien einfach verlängern und behaupten, man würde Homeoffice irgendwo am Strand machen. Sie melde sich, wenn sie da ist. Glaube ich ihr. Hätte sie ja sonst nicht schreiben müssen, wenn sie mich ghosten wollte.
Die Vorgeschichte, wir halten uns kurz: Ich lernte sie kennen an der Silvesterparty, same procedure as every year, Hanna lud Dutzende Leute ein, mir ist schleierhaft, wie sie so viele Menschen kennt und mit all denen Kontakt halten kann, aber gut, mir soll's recht sein, jedenfalls war da eine Frau. Attraktiv, freundlich, Grübchen, mag ich. Sie war aus Paris, neu in der Stadt, und Hanna sagte ihr, ich solle ihr die Stadt zeigen, feiner Zug von Hanna, sie wusste um meine sexuelle Frustration und hat in bester Wing-Woman-Manier gehandelt. Zwei Tage später spazierten wir durchs Zürcher Niederdorf.
In Zürich ist man ja nie dort, wenn man in Zürich lebt. Ich würde keinen Fuss auf diese Pflasterstein-Strässchen setzen, würde ich nicht jemanden dabei haben, der neu in der Stadt ist. Ich habe allerhand über Zürich erzählt, ich glaube, die Hälfte war halb richtig, das habe ich aber auch immer deklariert. Die Französin spazierte neben mir her, zuerst langsam, dann ultra-langsam. Ich weiss, dass ich grundsätzlich eher schnell gehe. Liegt wohl an der Grösse. Ein Schritt ist für andere zwei. Aber, das glaubt ihr mir jetzt nicht, aber es ist so: Ich kann mich anpassen. Ich habe das gelernt. Die Französin jedoch, sie ging so langsam, noch nie in meinem Leben ging ich neben jemandem her, der so langsam ging.
Wir brauchten von Bellevue zu Central zwei Stunden. Und wir haben keinen Halt gemacht. Wir sind einfach durchspaziert. IN ZWEI STUNDEN. Ich wollte aber deshalb nicht aufgeben. Ich habe ja Vorsätze, ich haue die nicht einfach über den Haufen. Und abgesehen von dem langsam Gehen war auch alles okay.
Wir gingen zu mir. Sie packte drei, ich übertreibe nicht, drei Smartphones aus. Eines sei, um zu telefonieren. Eines habe Musik darauf. Und eines habe Daten, also Instagram und solche Dinge. Sie wollte alle aufladen. (Leute, warum hat jemand drei Handys? Wie kompliziert ist dieser Mensch? Aber, wie egal ist das nach vier Monaten ohne Sex?) Wir tranken 0,00-%-Bier, fand sie gut, dass ich nicht trinke, und als die Smartphones bei 73 % waren, hatten wir Sex.
Ich weiss jetzt, was ihr denkt, aber nein: Das war nicht ich, liebe Leute, nicht ich kam so ultra schnell. Ich habe das in meinem Leben erst einmal erlebt und ich bin bis heute nicht ganz sicher, ob sie wirklich einen Orgasmus hatte oder nur gefaked hat, aber sonst kenne ich keine Frau, die nach wenigen Minuten kam. Ob es jetzt drei oder vier oder fünf Minuten waren, das kann ich nicht sagen, aber es waren wenige. Wir hatten noch zweimal Sex und sie kam noch zweimal so schnell. Wirklich erstaunlich. Sie wiederzusehen erscheint mir dennoch keine gute Idee. So wirklich aufregend war es nicht mit ihr und in einer Woche ist ja Valentina zurück.
In diesem Sinne: Happy New Year. Möge die Kommentarspalte neue Rekorde knacken.
So long,
Ben
Bens Texte nicht mehr lesen.
Die Titel klingen immer gut. Wahrscheinlich weil Ben die Titel nicht selber formuliert. Danach folgt nur noch Enttäuschung.
Schon blöd wenn man sonst immer Erster ist und plötzlich nur noch Zweiter wird ;-)