Es war ja Valentinstag. Nicht, dass ich mir etwas aus Valentinstagen mache. Aber, wir erinnern uns: Ich war mit dieser hübschen Yogafrau zum Baden verabredet, nicht so entspanntes Rumschwaddern im Spermabad, wir wissen alle, wo das ist, ich muss das hier nicht explizit erwähnen, aber wir wären ja (leider) eh nicht dorthin gegangen, sondern in den See. Knappe 6 Grad. Eisig kalt, aber vielleicht gerade deshalb ultra hot.
Und dann hat mir das Yoga-Reh paar Tage vor dem Treffen geschrieben, dass dann Valentinstag sei, aber nicht, was denn daran so wichtig ist. Ich habe es nicht gecheckt und entschieden, dass, solange sie mir nicht sagt, was denn das Problem oder die Erwartung für besagten Tag ist, ich auch nicht weiter darüber nachdenken muss.
Der Valentinstag rückte näher, ihre Nachrichten wurden schräger. (Ein Reim, wieder mal nur für euch, Leute, nur für euch.) Sie fragte, ob ich mir etwas überlegt hätte. Ich schrieb, dass ich die roten Badehosen anziehen werde. Sie schickte ein lachendes Emoji, ich dachte: Alles gut.
Falsch.
Sie fragte einen Tag später: «Nein, im Ernst.» Ich schrieb, ich werde den ganzen Zürichsee mit schwimmenden Rosenblättern auslegen. So wie in den Insta-Reels aus Bali. Sie schickte ein lachendes Emoji.
Am Tag davor dann schrieb sie, dass sie hasse, dass es so sei, aber ihr sei der Tag eben schon wichtig, und sie sei das erste Mal Single an dem Tag, was ich erstaunlich finde, aber ich weiss ja auch nichts über ihre Beziehungshistorie. Ich überlegte, zu schreiben, dass ich noch nie «nicht Single» gewesen sei am Valentinstag, liess es dann aber sein, weil sie fragte, ob wir danach irgendwo essen gehen wollten. Essen fand ich gut. Dünkte mich nun eher so, als könnte das ganze Treffen nun doch noch gut enden. Nicht einfach mit blauen Lippen auf dem Velo heim, sondern vielleicht ja angetrunken zu zweit nach Hause.
Das mit dem angetrunken strich ich gleich wieder. Sie mache Dry February, schrieb sie. Ich fragte: «Im Ernst?» – «Im Ernst», antwortete sie. Wusste nicht, dass es das gibt, aber warum sollte es das auch nicht geben, und ist ja irgendwie auch besser, weil der kürzeste Monat.
Sie schickte ein paar komische GIFs, die ich nicht lustig fand. Vielleicht sollten sie aber auch nicht lustig sein, sondern romantisch, ich checkte es jedenfalls nicht, likte aber alles, wollte ja die Stimmung nicht vermiesen.
Und: Vielleicht habe ich einfach eine Abneigung gegen Valentinstage, vielleicht ist Valentinstag ja wirklich wichtig für viele Frauen. Ich fragte Hanna, ob sie den Valentinstag feiert. Sie schickte ein Fragezeichen zurück.
Nun muss ich hier vielleicht auch gestehen, dass ich ein Valentinstagstrauma habe. Im Gymi, also vor 9837 Jahren, da bekamen wir jeweils alle eine Rose. Keine Ahnung, von wem. Wohl nicht von der Schulleitung. Vielleicht von der SO? Egal. Und man durfte die jemandem geben. Ich habe sie dem Mädchen gegeben, das ich richtig gut fand und sie ... hat die Rose einfach weitergegeben. An den Typen, den sie gut fand. Hanna findet die Geschichte heute noch lustig. Ich: mittel.
Nun passiert hier noch Sex und eine Absage auf der Zielgeraden. So, wie ihr es gerne habt. Ewig langes Vorspiel und dann in nur zwei Sätzen zum Höhepunkt.
Das Yoga-Reh schickte an besagtem Tag, an dem wir abends um fünf in den See gehüpft wären, eine Nachricht: «Happy Valentine's Day!» Ich konnte nicht antworten, war ja am Arbeiten. Vor dem Mittag schickte sie ein GIF, irgendwas mit Blumen. Ich arbeitete, wie krass ist denn das, immer noch. Am Nachmittag schrieb ich zurück und fragte, ob sie ready sei für heute Abend. Das war wohl falsch oder zu spät, denn nun war sie krank. «Grippe ...», schrieb sie.
Leute, keine Ahnung, ob sie wirklich krank war. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ehrlich gesagt ist's mir ein bisschen egal.
Ich schrieb Valentina, der Frau, die mich nur noch als Add-on sieht, ob sie abends schon was vorhätte. «Oder feierst du Valentinstag?», fragte ich. «Valentinstag? Have we met?», schrieb sie zurück. Und dann noch ein paar lachende Emojis. Und ich verstand endlich mal wieder alles, was eine Frau damit meinte.
So gesehen habe ich das erste Mal gebührend und ausgiebig den Valentinstag gefeiert. Oder besser gesagt: Valentina.
So long,
Ben
Hä was?
Diesmal sogar mit fünf von fünf Sternen. Wobei sich mit jedem Stern der Unverständlichkeitsfaktor erhöht.
Wobei ich Ben ja eines zugute halten muss: Kaum jemand sonst schafft es, aus Nichtigkeiten einen solch ausufernden Text zu schreiben. Aber dieses Mal hast du dich selbst übertrumpft. Gratuliere.