Leben
Grossbritannien

Der langweiligste Tag des Jahrhunderts: 11. April 1954

Ein Mann langweilt sich am Arbeitsplatz: So ging es am 11. April 1954 wohl besonders vielen Menschen. (Symbolfoto)
Ein Mann langweilt sich am Arbeitsplatz: So ging es am 11. April 1954 wohl besonders vielen Menschen. (Symbolfoto)Bild: SIphotography/Getty Images

Der langweiligste Tag aller Zeiten?

Mithilfe einer Datenbank wollte ein Brite herausfinden, welches der langweiligste Tag aller Zeiten war. Nicht jeder stimmte dem Ergebnis zu.
14.11.2023, 01:50
Niclas Staritz / t-online
Mehr «Leben»
Ein Artikel von
t-online

Langeweile ist ein subjektives Empfinden. An manchen Tagen aber ereignet sich nachweislich weniger als an anderen. Diese ereignisloseren Tage wollte der britische Unternehmer William Tunstall-Pedoe betrachten, um den in diesem Sinne langweiligsten Tag aller Zeiten objektiv bestimmen zu können. Mithilfe einer künstlichen Intelligenz analysierte er dafür im Jahr 2010 jeden Tag seit dem Jahr 1900 – und erhielt ein eindeutiges Ergebnis.

Demnach war der 11. April 1954 der langweiligste Tag des Jahrhunderts. Zu diesem Ergebnis kam eine Datenbank, die aus mehr als 300 Millionen Fakten über Menschen, Orte und Ereignisse besteht. Der Datenbank zufolge gab es an besagtem 11. April genau drei erwähnenswerte Ereignisse.

Wahlen, Geburtstage und Fussball

Zum einen fanden an diesem Tag Wahlen in Belgien statt. Ausserdem wurde der türkische Wissenschaftler Abdullah Atalar geboren und der ehemalige englische Abwehrspieler Jack Shufflebotham starb. Er spielte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Fussball für Vereine wie Aston Villa oder Oldham Athletic. Weitere Ereignisse für diesen Tag, die weltweit von Bedeutung sind, erfasste die Datenbank nicht. Und auch in der BRD war der Tag vergleichsweise ereignislos.

Im einzigen deutschen Fernsehprogramm lief am Abend des 11. April laut der «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen» die Sendung «Am schwingenden Trapez: Eine Internationale Varieté-Schau aus dem 'Kaiserhof' in Köln». Und im Fussball gewann der Hamburger SV gegen den späteren Meister Hannover 96 mit 2:0. In der Datenbank vom Unternehmen «True Knowledge» wurden diese Ereignisse nicht berücksichtigt.

Datenbank als Grundstein für «Amazon Alexa»

«True Knowledge» wurde von William Tunstall-Pedoe gegründet. Das Unternehmen, das die Datenbank entwickelte, spezialisierte sich vor allem auf Wissensdatenbanken und semantische Suchen. Im Juni 2012 änderte «True Knowledge» seinen Namen zu «Evi», ehe es im Oktober desselben Jahres von Amazon übernommen wurde. Die Forschungsergebnisse des Unternehmens spielten eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des KI-Assistenten «Amazon Alexa».

William Tunstall-Pedoe war zudem an einem anderen weltweit bekannten Projekt beteiligt. Für die Buchverfilmung von «The Da Vinci Code – Sakrileg», in der Tom Hanks die Hauptrolle spielt, erstellte der Brite die Anagramme, die im Film zu sehen sind. Anagramme sind Wörter, die aus denselben Buchstaben bestehen wie ein anderes Wort: «Mehl» zum Beispiel ist ein Anagramm von «Helm». Auch hierfür nutzte Tunstall-Pedoe eine Software. Der Brite hat mit seiner Arbeit also bereits viel Aufsehen erregt. Aber nicht jeder stimmt den Ergebnissen seiner Arbeit zu.

«Es gibt keine Nachrichten»

Die BBC brachte zum Beispiel in der Vergangenheit einen anderen Anwärter für den langweiligsten Tag des 20. Jahrhunderts ins Spiel. Der britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt zufolge war der 18. April 1930 der langweiligste Tag des Jahrhunderts. An diesem Tag verkündete ein Nachrichtensprecher im Radio den berühmten Satz: «Es gibt keine Nachrichten.»

Welche Ereignisse William Tunstall-Pedoes Datenbank für diesen Tag bestimmt hat, ist nicht bekannt. Ob ein Tag vor 1900 noch ereignisloser verlief als einer der beiden Kandidaten für den zweifelhaften Titel, kann wiederum weder die BBC noch William Tunstall-Pedoe sagen. Denn für diese Zeit sind nicht genug Aufzeichnungen vorhanden. Gut möglich also, dass es vor 1900 Tage gab, an denen noch weniger passierte.

Verwendete Quellen:

  • faz.net: "In der Wüste der Ereignislosigkeit"
  • williamtp.com: "Home" (englisch)
  • hna.de: "Errechnet: Das war der langweiligste Tag aller Zeiten"
  • theatlantic.com: "Was April 11, 1954, the Most Boring Day in History?" (englisch)
  • Eigene Recherche
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Leute, denen es auf der Arbeit offensichtlich langweilig war
1 / 29
Leute, denen es auf der Arbeit offensichtlich langweilig war
Wenn es schon langweilig ist, dann wenigstens «bequem» sitzend.
quelle: reddit
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Brummbär
14.11.2023 06:16registriert August 2020
Wenn 1954 jemand gelangweilt am PC rumgetöggelt hätte, wäre das wohl trotzdem ein aufregender Tag gewesen (Symbolbild)
523
Melden
Zum Kommentar
avatar
mikel
14.11.2023 07:26registriert Februar 2014
Haha... "Es gibt keine Nachrichten", made my day. Vielleicht wäre es für uns alle mal gut, einen Tag lang keine Nachrichten zu hören bzw zu konsumieren.
442
Melden
Zum Kommentar
avatar
HerrKnill
14.11.2023 09:02registriert Juni 2016
Der langweiligste Tag muss m. E. dieser sein, an welchem William Tunstall-Pedoe diese Recherche durchführte. Anders kann ich mir nicht erklären, wie jemand auf so eine Idee kommt. 😉
293
Melden
Zum Kommentar
17
Belgier war mit zwei Promille am Steuer – aber er konnte nichts dafür
Ein 40-jähriger Belgier ist wegen Trunkenheit am Steuer freigesprochen worden. Grund: Sein Körper braut von selbst Alkohol.

Ein 40-jähriger Belgier verstand die Welt nicht mehr, als er zwischen 2019 und 2022 dreimal wegen Trunkenheit am Steuer erwischt worden war – ohne aber Alkohol getrunken zu haben, wie er beteuerte.

Zur Story