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Trump kündigt hohe Zölle auf im Ausland produzierte Filme an

Trump kündigt hohe Zölle auf im Ausland produzierte Filme an

05.05.2025, 22:3105.05.2025, 22:31
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Donald Trump erschüttert Hollywood: Der US-Präsident will im Ausland produzierte Filme mit hohen Zöllen belegen. Das könnte auch das Geschäftsmodell der US-Studios treffen, da sie selbst viel im Ausland drehen, um die Kosten zu senken.

Die Filmindustrie in Amerika sei am Sterben, behauptete Trump. Der Grund ist ihm zufolge, dass andere Länder Filmemacher und Studios mit verschiedenen Anreizen aus den USA zu sich lockten. Trumps Lösung: Ein Zoll von 100 Prozent auf Filme, «die in unser Land kommen und im Ausland produziert wurden».

Ratlos in Hollywood

Details gab es nicht. Unklar ist, wie solche Zölle überhaupt funktionieren sollen, da Filme nicht wie Waren mit einem festen Preis importiert werden und oft grenzüberschreitende Produktionen sind. Die US-Regierung müsste also unter anderem einen Weg finden, Filme dafür zu bewerten – und festzulegen, ab wann sie als ein Import gelten. Handelsminister Howard Lutnick verkündete umgehend, er sei an dem Thema dran.

Hollywood-Manager versuchten derweil am Sonntagabend zu verstehen, was die Ankündigung für ihr Geschäft bedeuten könnte, schrieb das «Wall Street Journal». Insbesondere teure Blockbuster drehen sie gern in Kanada, Grossbritannien, Ungarn, Australien oder im Studio Babelsberg bei Berlin. Auch TV-Serien werden oft dort gemacht. Und zum Modell von Netflix gehört grundsätzlich, überall auf der Welt zu produzieren.

Memphis in Australien

Disneys Marvel Studios etwa begannen gerade mit Dreharbeiten für den nächsten «Avengers»-Film in London. Von «Furiosa: A Mad Max Saga» über «Kingdom of the Planet of the Apes» bis hin zu «The Fall Guy» mit Ryan Gosling und Emily Blunt wurden viele Filme in Australien gedreht. Für die Filmbiografie «Elvis» wurde dort die Gold Coast zu Memphis in Tennessee.

Ein weiteres Problem: Die Zölle könnten Vergeltungsmassnahmen anderer Länder auslösen. Doch die Auslandsmärkte sind in den vergangenen Jahren für Hollywood immer wichtiger geworden und bringen den Grossteil des Geldes ein.

«Botschafter» Voight bei Trump

Wie kam es also zu Trumps Vorstoss? Im Januar hatte er die ihm zugeneigten Schauspieler Jon Voight, Mel Gibson und Sylvester Stallone zu seinen «Botschaftern» in Hollywood ernannt. Voight besuchte Trump am Wochenende in Florida. Sein Manager Steven Paul sagte dem Finanzdienst Bloomberg zuvor, dass beiden dem Präsidenten vorschlagenwollten, Dreharbeiten in den USA mit Steuervergünstigungen zu fördern. Schon in ganz anderen Branchen wie der Chip-Industrie sind aus Sicht von Trump aber Zölle eine bessere Lösung als Subventionen.

President-elect Donald Trump greets actor Sylvester Stallone during an America First Policy Institute gala at his Mar-a-Lago estate, Thursday, Nov. 14, 2024, in Palm Beach, Fla. (AP Photo/Alex Brandon ...
Donald Trump und Sylvester Stallone im November 2024 in Mar-a-Lago.Bild: keystone

«Hollywood und viele andere Gebiete in den USA werden vernichtet», schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. «Dies ist eine konzertierte Aktion anderer Nationen und daher eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.»

Alarm in «Aussiewood»

In Australien löste die Ankündigung grosse Sorge aus. Kulturminister Tony Burke versicherte, dass er sich für die Rechte der australischen Filmindustrie einsetzen werde. Vor allem als das Filmen in den USA wegen der Corona-Pandemie immer schwieriger wurde, bot sich «Aussiewood» bereitwillig als Alternative an. Die Regierung lockt ausländische Produktionen seither mit hohen finanziellen Anreizen. Das Land bietet zudem eine Kombination aus hochmodernen Studioeinrichtungen, Visual-Effects-Studios sowie Locations, mit denen fast jeder Ort auf der Welt nachgeahmt werden kann. (sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TanookiStormtrooper
05.05.2025 23:20registriert August 2015
Das wird lustig, wenn Hollywood dadurch keine Filmförderungsgelder aus dem Ausland mehr bekommt. Da muss man sich nur mal einen Abspann ganz zu Ende ansehen. Kanada, Deutschland und Neuseeland sind da praktisch immer dabei und bei dreistelligen Millonenbudgets braucht es die auch. Wäre vielleicht an der Zeit, Hollywood diese Gelder zu streichen, da kam in den letzten Jahren sowieso nur relativ viel Schrott. Das Geld wäre besser in kleinere europäische Filme investiert anstatt dem neusten Marvel-Film oder der nächsten Videospiel-Verfilmung.
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