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«MasterChef Schweiz»: Elif Oskan und Nenad Mlinarevic packen aus

Elif und Nenad, Jury MasterChef
Ohne diese beiden wären Zürich und das Schweizer Fernsehen um eine Million feiner Ess-Ideen ärmer: Elif Oskan und Nenad Mlinarevic.Bild: sme
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Wie gut schmeckt Mut? «MasterChef Schweiz» vs. muffelige Couch-Potatos, Runde 2

Am 9. Mai geht die zweite Staffel der Kochshow los. Kulinarik-Stars Elif Oskan und Nenad Mlinarevic sind in der Jury und müssen essen, was auf den Tisch kommt. Sie selbst gingen durchs TV-Stahlbad von Koch-Rambo Tim Mälzer.
06.05.2023, 18:5507.05.2023, 14:32
Simone Meier
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Ich habe von der letzten Staffel «MasterChef Schweiz» nicht alle Folgen geschaut, aber immer, wenn ich einschaltete, hatte ich eine milde enttäuschte Jury vor mir, bis und mit Finale. Sehe ich in der neuen Staffel eine glücklichere Jury?
Elif Oskan: Das Kandidatenfeld ist dieses Jahr sehr vielseitig. Glück und Freude sind da durchs Band vertreten, es ist ungeheuer viel passiert, auch an Emotionen. Es war sehr spannend für uns zu beobachten, wie sich die Kandidatinnen und Kandidaten entwickelt haben.

Das ist genau die diplomatische Antwort, die ich befürchtet habe.
Elif Oskan: Das meine ich ehrlich so. Kochen ist ja was sehr Echtes. Es fordert die volle Aufmerksamkeit. Hinzu kommen der Zeitdruck und eine komplett neue Situation in einem unbekannten Umfeld, was keinen Raum für Schauspielerei zulässt.

Bei euch im Studio geschieht in diesem Moment etwas sehr Sinnliches. Aber wir vor dem TV kriegen weder den Duft eines Gerichts noch dessen Geschmack mit. Wir sind darauf angewiesen, dass ihr diese Eindrücke für uns übersetzt. Fehlen euch da gelegentlich die Worte?
Nenad Mlinarevic: Nein, für uns ist es das Natürlichste, übers Essen zu reden, wir tun das ja täglich: Mit unseren Teams, mit unseren Gästen, wir müssen andauernd Essen erklären und analysieren. Aber um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Ja, mich überzeugt die zweite Staffel mehr als die erste. «MasterChef» ist eine Kochsendung, und jetzt wurde viel mehr und auch viel mutiger gekocht. Letztes Jahr gab es öfter Ceviche, das war eher so kalte Küche, ein Zusammenmischen von kalten und rohen Komponenten. Ich finde, das Level ist jetzt viel höher und bin recht zufrieden mit dieser zweiten Staffel.
Elif Oskan: Ich hätte mir schon mal ein Ceviche gewünscht (lacht). In den ersten zwei Sendungen mussten wir so viele Gerichte probieren, da wäre ich froh gewesen, wenn zwischen den Dreigängern mal was Kleines, Leichtes mit viel Säure gekommen wäre, ich liebe Säure.

elif oksan, nenad mlinarvic und andrea caminada, jury masterchef 2023
Mlinarevic und Oskan bilden zusammen mit Andreas Caminada die Jury der heurigen Staffel.Bild: ch media

Ihr müsst viel durcheinander essen. Wie macht man das, wird euch da nicht gelegentlich mal schlecht? Könnt ihr überhaupt noch differenzieren?
Nenad Mlinarevic: Wir haben vorher nicht gefrühstückt und auf Lunch oder sowas verzichten wir dann auch. In der ersten Challenge, als alle ihr Lieblingsgericht kochen mussten, ging's noch gut, da gab es lauter unterschiedliche Dinge zu probieren und zu bewerten. Schwieriger wird es, wenn sich eine Challenge um etwas Bestimmtes dreht und du fünfzehn Teller mit dem gleichen Produkt isst. Da schmeckt natürlich alles sehr ähnlich, da geht es nur noch um Nuancen von «gut» oder «etwas besser». Aber klar, es sind schon viele Geschmäcker und Eindrücke.

Gibt es einen Trick, um das auszuhalten? Parfumtester etwa machen ihre Nase wieder fit, indem sie an Kaffeesatz riechen.
Elif Oskan: Da muss man einfach durch.
Nenad Mlinarevic: Wasser trinken und Pause machen.

Elif, du bist letztes Jahr für die erkrankte «MasterChef»-Jurorin Zoe Torinesi eingesprungen, das war dein erster grösserer TV-Einsatz. Hat dich das angefixt?
Elif Oskan: Jedenfalls nicht abgeschreckt!

Danach warst du – wie früher schon Nenad – mit deinem Lebensgefährten Markus Stöckle bei Tim Mälzer in «Kitchen Impossible». Und ihr beide habt alle verzaubert, ihr habt Mälzers sonst eher rüppelige, raue Sendung in Liebenswürdigkeit ertränkt.
Elif Oskan: Oder in Tims Worten, mit Perwoll gewaschen. «Ihr habt das Konzept der Sendung nicht verstanden, das ist ja wie bei den Teletubbies! Das ist wie 'ne laufende Lenor-Werbung!»
Nenad Mlinarevic: Das hat er gesagt?
Elif Oskan: Oooohhhh, big heart for Tim, wirklich, Legende!

Das klingt nach Liebe.
Nenad Mlinarevic: Tim ist sehr, sehr authentisch, ob die Kamera läuft oder nicht, er ist immer der Gleiche. Und er ist sensorisch wahnsinnig stark. Ich hatte ihn unterschätzt. Klar hat er manchmal komische Wege, wie er zu einem Resultat kommt – er ist der MacGyver unter den Köchen! Für mich war's zuerst jenseits meiner Komfortzone. Man kennt bloss das Land, in das man reisen muss, hat aber keine Ahnung, ob man bei einem Sternekoch oder einer alten Oma kochen darf. Man muss mit allem rechnen, sich entspannen und dann das Beste daraus machen.
Elif Oskan: Es ist, wie's ist. Noch echter geht nicht. Toller Typ, big love, schöne Sendung. Ich fühlte mich sowohl in «MasterChef Schweiz» als auch in «Kitchen Impossible» total wohl. In einem anderen Format, also in einer Sendung ohne Bezug zum Essen und Kochen, würde ich aber eher nicht mitmachen. Wenn mich jemand gefragt hätte, ob ich in einer Hairstyling-Show …
Nenad Mlinarevic: … oder «Let's Dance» oder so …
Elif Oskan: … mitmache, also nein, but you never know.

Elif & Nenad & Tim & Andreas
Elif Oskan und Nenad Mlinarevic gehören zu den jüngeren Köchinnen und Köchen, die Zürich seit wenigen Jahren zu einem aufregenden Foodie-Paradies machen. Oskan bietet in ihren Restaurants Gül und Gül Express türkische Avantgarde an. Mlinarevic wurde 2016 Koch des Jahres, betreibt heute die gehobenen Restaurants Bauernschänke, Neue Taverne und Neumarkt und wird bald im Hauptbahnhof die Brasserie Süd eröffnen.

Beide erlebten ihre eigenen televisonären Küchen-Challenges beim deutschen TV-Koch in seiner Sendung «Kitchen Impossible». Mlinarevic wurde 2020 von Mälzer nach Neapel und Slowenien geschickt, wo er die Spezialitäten einheimischer Köche ohne Rezept nachkochen musste. Oskan und ihr Lebensgefährte Markus Stöckle, der im Zürcher Restaurant Rosi kocht, reisten 2023 nach Wien und Singapur.

Oskan und Mlinarevic bilden zusammen mit Mlinarevics ehemaligem Chef Andreas Caminada die hochkarätige Jury der neuen Staffel «MasterChef Schweiz».

Letztes Jahr beklagte ich mich hier über das Niveau der Schweizer Kandidatinnen und Kandidaten – etwa im Vergleich zu den britischen. Ein Kandidat wies mich darauf hin, dass ich keine Ahnung hätte. Wovon hatte ich denn genau keine Ahnung?
Nenad Mlinarevic: Jaja, diese Couch-Potatos, die rummosern und alles besser wissen …

Wir sind Abertausende, so funktioniert Fernsehen nun mal einfach.
Nenad Mlinarevic: Du darfst den Stress im Studio wirklich nicht unterschätzen: Die Leute sehen uns und die Küche beim Aufnahmestart der ersten Sendung zum allerersten Mal, sie haben keine Ahnung von den Geräten, wissen nicht, wie der Herd funktioniert und wo sich die Rüebli verstecken.
Elif Oskan: Man kann tausendmal «MasterChef» schauen, tausendmal sein Lieblingsgericht probekochen, tausendmal einen guten Satz auswendig lernen – und dann stehst du im Studio und alles ist ganz anders und viel intensiver. Und vielleicht empfindest du die Stimmung als komisch und es geht dir gerade nicht gut, das kannst du nicht beeinflussen. Und ausgerechnet das, was du am dringendsten brauchen würdest und was du zuhause sofort parat hättest, fehlt dir. Auch die Challenges kannst du nicht vorhersehen. Bei der einen oder anderen Aufgabe hätte ich echt nicht in der Haut unserer Kandidaten stecken wollen. Es war tough.

elif oksan, nenad mlinarvic und andrea caminada, jury masterchef 2023
Applaus, Applaus! Das sieht ganz nach gemeinsamer Begeisterung aus. Bild: ch media

Habt ihr das Gefühl, all die vielen Kochshows bringen etwas neben der Unterhaltung? Vermögen sie das Bewusstsein der Couch-Potatos wirklich zu erweitern?
Nenad Mlinarevic: Ja, ich glaube schon, dass sich viele Menschen deswegen mehr mit Essen und Kochen auseinandersetzen. Ich beobachte das zum Beispiel in den Gesprächen mit unseren Gästen schon seit einigen Jahren. Die wissen gut Bescheid über Zubereitungsarten oder darüber, wo man was kriegt. Das ist auch der Verdienst von Kochsendungen und immer neuen Kochbüchern.
Elif Oskan: Ich stimme dir zu, aber es sind verschiedene Parameter, die man berücksichtigen muss. Vieles ist sehr digital. Essen ist eins der omnipräsentesten Phänomene auf Social Media. Entertainment und Reality verschmelzen da. Die einen konsumieren das, weil sie wirklich was lernen wollen, die anderen zur Unterhaltung und Entspannung.

Wenn ich mir die Entwicklung der Food-Szene betrachte, ist sie in den letzten Jahren wesentlich weiblicher geworden. Zürich hat mit Elif und Zizi Hattab gleich zwei junge weibliche Superstars am Start.
Elif Oskan: Ja, es ist eine wichtige gesellschaftliche Entwicklung, die ich nicht nur in Zürich oder der Schweiz beobachte. Die Kochszene ist momentan so divers und menschlich wie noch nie, was ich als wunderbar empfinde.

Nenad, dich, Elif und Zizi Hattab verbindet, dass ihr alle drei keinen schweizerischen oder keinen rein schweizerischen Hintergrund habt. Bringt ihr mehr kulinarische Weltoffenheit mit als andere?
Nenad Mlinarevic: Nein. Ich bin mit zwei Jahren in die Schweiz gekommen und bin Schweizer. Ob ich jetzt Nenad oder Stefan heisse, hat keinen Einfluss auf meine Küche. Uns verbindet sicher, dass wir sehr neugierig sind und gerne reisen.

Gibt es eigentlich den einen grossen Tipp, den ihr euren Kandidatinnen und Kandidaten mit auf den Weg geben konntet?
Nenad Mlinarevic: Überlegt euch jeden Schritt im Voraus: Wenn ihr ein Gemüsepüree machen wollt, darf euch das nicht erst in den letzten fünf Minuten in den Sinn kommen. Arbeitet sauber, räumt auf, vergesst das Abschmecken nicht, das geht im Stress gerne vergessen.
Elif Oskan: Genau, Aufräumen gehört auch zum Kochen, das muss man auch den Profis oft sagen. Aufräumen macht den Kopf frei.

«MasterChef Schweiz» läuft ab dem 9. Mai jeweils dienstags um 20.15 Uhr auf 3+.

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