Eine Trennung tut weh, das ist keine Frage. Wer durch das Tal der Tränen geht, quält sich mit Schuld-Gedanken und Erinnerungen und muss den Schmerz irgendwie verarbeiten. Und während mancher zum Selbstfindungstrip ins Ausland aufbricht, geht die frisch getrennte Miley Cyrus den künstlerischen Weg und giesst ihren Trennungsschmerz in einen neuen Song.
«Slide Away» ist seit Donnerstag auf den einschlägigen Musikplattformen zu finden – und bietet einen Blick in das Innenleben der 26-Jährigen.
«Once upon a time, it was paradise/ Once upon a time I was paralyzed/ Think I'm gonne miss the harbor lights/ But it's time to let go» (Vor langer Zeit war es mal ein Paradies/ Vor langer Zeit war ich wie gelähmt/ Ich glaub, ich werd' die Hafenlichter vermissen/ aber es ist Zeit, loszulassen) geht der sanft-traurige Song los und zeigt gleich zum Einstieg: Da war mal sowas wie Magie zwischen Miley und ihrem Ex, Liam Hemsworth. Die Beziehung umwerfend, ein Hafen, etwas, an das man gerne zurückdenkt, aber eben von der Zeit eingeholt wurde.
«Once upon a time, it was made for us/ Woke up one day, it had turned to dust/ Baby, we were found, but now we’re lost/ So it’s time to let it go» (Vor langer Zeit, war sie wir für uns geschaffen/ eines Tages bin ich aufgewacht und sie war zu Staub zerfallen/Baby, wir haben uns gefunden, aber jetzt sind wir verloren/ Also ist es Zeit, los zu lassen) , nimmt uns Miley weiter mit ins Ende ihrer Beziehung, die eines Tages «zu Staub» zerfallen war – kein Sinn mehr, weiter zu kämpfen, zu viele Tränen, Schluss.
Und dann wird es richtig spannend, denn über den Refrain werden wir in nächster Zeit sicher viel reden:
(«Ich will mein Haus in den (Hollywood-)Hügeln/ Ich will keinen Whiskey und keine Pillen/Ich geb' nicht so einfach auf/ Aber ich glaube nicht, dass ich am Ende bin»)
Ganz klar, im Zentrum der Trennung stehen offensichtlich Drogen, die Miley nicht will – nur wessen «Whiskey an Pills» sind gemeint?
Das denkt man sofort an Liam. Ebenfalls am Donnerstag berichtete das stets gut informierte Promi-Magazin »TMZ«, der »Dealbreaker« sei schliesslich gewesen, das der Schauspieler »viel getrunken habe und bestimmte Drogen nahm und daran wollte sie nicht teilhaben". Das passt ja wie die Faust aufs Auge, zwei unterschiedliche Quellen erzählen zum fast gleichen Zeitpunkt eine ziemlich identische Geschichte.
Nur: Miley Cyrus ist eben auch kein Kind von Traurigkeit. Auf ihrem aktuellen Album «She Is Coming» geht es in gleich zwei von sechs Tracks um Drogenkonsum. «Unholy» ist ein Austeilen gegen Kritiker, die ihr Alkohol- und Substanzenmissbrauch vorwerfen, gepaart mit fast schon teenagerhaftem «lasst mich in Ruhe, ihr seid doch selbst nicht besser».
«D.R.E.A.M.» – der nächste Song auf der Platte – ist dann Mileys eigene Problematisierung ihres Konsums. Der Titel ist ein Akronym und steht für «Drugs rule everything around me» («Drogen bestimmen alles um mich herum»). In gleicher Weise feiert Miley in dem Song ihren Partylifestyle («Always last to leave the party»; «Ich bin immer die letzte auf der Party») und dann problematisiert sofort wieder («Wake up with new tatoos on my body»; «Wache auf mit neuen Tattoos auf meinem Körper»).
Beide Songs schwingen zwischen Partyspass und Katerstimmung hin und her, aber was hat das jetzt mit der Trennung und «Slide Away» zu tun?
«I want my house in the hills/ Don't want the whiskey and pills» bekommt, die beiden oben genannten Songs im Kopf, eine zweite Bedeutungsebene – will Miley von den Drogen wegkommen, ein gesetzteres Leben führen? Und stand Liam vielleicht dem im Weg? Haben am Ende gar nicht seine (angeblichen!) Drogen schuld, sondern Mileys?
Eventuell: Der Refrain ändert sich ab der zweiten Hälfte des Songs.
(«Entwickle dich weiter, wir sind keine 17 mehr/ Ich bin nicht mehr die, die ich mal war/Du sagst alles hat sich verändert/ Das stimmt, wir sind jetzt erwachsen»)
Das klingt schon ein bisschen so, als ob sich da jemand verwandeln will, neu anfangen und der Partner dabei im Weg stand.
Fest steht: die Lagerbildung Team Miley vs. Team Liam hat begonnen und in der Schlammschlacht werden die Geschütze in Stellung gebracht. Bevor ihr jetzt vorschnell in ein Team wechselt, schaut euch einfach beide Seiten an. Jede Geschichte hat schliesslich zwei Seiten.
(pcl)