Darum tragen diese Menschen keinen Velohelm. Kannst du es nachvollziehen?
Es gibt tatsächlich mehr davon, als wir vermutet hätten: Menschen, die ohne Helm Velo fahren. Was das genau über sie selber aussagt, hat unser Toggi bereits versucht zu erklären:
In der Story wurde mit knapp 700 Kommentaren hitzig über das Thema diskutiert. So auch bei uns auf der Redaktion. Für die einen gibt es, ohne Diskussion, keinen nachvollziehbaren Grund, keinen Helm zu tragen. Die anderen versuchen, sich zu rechtfertigen.
Hier kommen die Begründungen aus der Redaktion, warum die Leute keinen Helm tragen:
Sina Alpiger:
«Du musst mich nicht anonymisieren, ich stehe zu meiner Dummheit. Ich fahre fast täglich Velo. Einen Helm trage ich dabei fast nie. Das, obwohl ich vor zwei Jahren einen schweren Unfall hatte. Mein Problem mit dem Helm: Eitelkeit. Locken sehen danach einfach scheisse aus. Die Haare sind platt, der Pony klebt an der Stirn und der Helm rutscht die ganze Zeit vom Kopf (ist wirklich so bei starken Locken). Irgendwann kaufe ich mir darum einen Velo Airbag. Aktuell sind diese Dinger aber noch sauteuer.»

Nützlich, aber teuer.bild: giphy
Lara Knuchel:
«Ja, ich bin dumm. Ich trage keinen Helm, wenn ich Velo fahre in der Stadt. Und das tue ich mehrmals täglich. Warum? Einfach aus Gewohnheit, wirklich. Saudumm. Und es kommt noch besser: Sobald die Fahrt länger als 10 Minuten dauert (und meistens aus der Stadt raus führt), ziehe ich IMMER einen Helm an! Weil dann ist es per meiner Definition eine Velotour, und da gehört der Helm natürlich dazu. Ich bin ja nicht blöd.»

Bei Velotouren kann einiges passieren.bild: giphy
Anonym 1:
«Weil’s doof aussieht. Und weil sich der Nutzen in Grenzen hält. Denn bei den meisten Stürzen nach vorne oder auf die Seite hast du Hände, Ellbogen und Schultern, die deinen Kopf reflexartig vor einem Aufprall schützen sollten. Und nach hinten, zumindest bei selbstverschuldeten Unfällen, fällt man normalerweise nicht. Und in der Stadt lässt sich das Risiko, in einen solchen Unfall zu geraten, auch relativ gut verringern, indem man Seitenstrassen benutzt und sich nicht wie ein zweirädriges Auto, sondern eher wie ein zweirädriger Jogger verhält. Mit dem Mountainbike oder auf Velotouren würde ich aber schon einen Helm anziehen.»

Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren.Bild: giphy
Peter Blunschi:
«Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der niemand einen Velohelm getragen hat. Und konnte mich deshalb nie daran gewöhnen. Dabei benutze ich das Velo fast nur auf dem Weg zur Arbeit, wobei ich versuche, Hauptstrassen zu vermeiden.»

Früher war alles besser? Nein!Bild: giphy
Daniel Schurter:
«Ganz ehrlich, bei mir sind die wilden 80er-Jahre schuld, dass ich heute auf dem nicht-elektrifizierten Bike manchmal oben ohne unterwegs bin. Damals mit dem Töffli galt es (in meinem Rocker-und-Popper-Umfeld) als cool, den Helm – wenn überhaupt – am Arm zu tragen, als Ellenbogenschoner. Und irgendwie hat sich die jugendliche Dummheit bis ins mittlere Alter gehalten.»

Rock ’n’ Roll!Bild: giphy
Anonym 2:
«Weil die Frisur kaputtgeht. Fahre jeweils aber nur in ländlichen Gegenden ohne Helm herum. Also weitestgehend kleine Fahrradwege.»

bild: giphy
Nicole:
«Ich fahre erst seit kurzem mit dem Velo durch Zürich, das ist auch schon meine erste Ausrede (so à la ich kauf mir dann schon noch einen Helm). Und dann rede ich mir auch noch ein, dass mein Arbeitsweg vom Bullingerplatz zu watson ja fast nur über Fussgänger- und kleine Seitenstrassen führt, ergo ist das ja nicht sooo gefährlich wie auf den krassen Zürcher Hauptstrassen. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich einfach eitel und zu faul.»

Ob Beyoncé auch einfach zu eitel ist?Bild: GIPHY
Anonym 3:
«Es kommt meiner Meinung nach darauf an, welcher der Verwendungszweck des Velos ist und wie das Fahrkönnen sich im Verhältnis zu ebendiesem Verwendungszweck verhält. Wenn ich beispielsweise ein Downhill-Profi bin und mit dem Damenrad der Freundin 80 Meter auf flachem Veloweg zur Bäckerei fahre, um Gipfeli zu holen, am verkehrsarmen Sonntagmorgen, dann ist ein Velohelm vermutlich unverhältnismässig. Verhält es sich umgekehrt und ich bin im Radfahren ungeübt und begebe mich auf eine Downhill-Strecke, dann ist das selbst noch mit Integralhelm kaum zu verantworten.
Insofern gilt es, den Einsatz von Schutzausrüstung auf Fahrkönnen und Verwendungszweck abzustimmen. Dies dünkt mich sinnvoller als ein Helmobligatorium, das sich allenfalls negativ auf die Lust auswirkt, überhaupt Velo zu fahren und je nach Verwendungszweck q.e.d. gar keinen Sinn macht. Vom zu erwartenden Vollzugsnotstand (soll die Polizei alle büssen, die ohne Helm Velo fahren?) wollen wir an dieser Stelle einmal komplett absehen
Wogegen ein Helmobligatorium allenfalls sicher wirksam wäre, wäre der grassierende Fahrrad-Diebstahl. Man weiss aus den Kriminalstatistiken, dass nach der Einführung des Helmobligatoriums beim Motorradfahren anno 1981 die Zahl der Motorraddiebstähle drastisch abgestürzt ist. Die Motorraddiebe waren als notorische oder auch Gelegenheitskriminelle natürlich nicht dafür zu haben, sich an ein Helmobligatorium zu halten, weshalb sie auf ihren Diebesfahrten alle relativ rasch aufflogen.»
Insofern gilt es, den Einsatz von Schutzausrüstung auf Fahrkönnen und Verwendungszweck abzustimmen. Dies dünkt mich sinnvoller als ein Helmobligatorium, das sich allenfalls negativ auf die Lust auswirkt, überhaupt Velo zu fahren und je nach Verwendungszweck q.e.d. gar keinen Sinn macht. Vom zu erwartenden Vollzugsnotstand (soll die Polizei alle büssen, die ohne Helm Velo fahren?) wollen wir an dieser Stelle einmal komplett absehen
Wogegen ein Helmobligatorium allenfalls sicher wirksam wäre, wäre der grassierende Fahrrad-Diebstahl. Man weiss aus den Kriminalstatistiken, dass nach der Einführung des Helmobligatoriums beim Motorradfahren anno 1981 die Zahl der Motorraddiebstähle drastisch abgestürzt ist. Die Motorraddiebe waren als notorische oder auch Gelegenheitskriminelle natürlich nicht dafür zu haben, sich an ein Helmobligatorium zu halten, weshalb sie auf ihren Diebesfahrten alle relativ rasch aufflogen.»

Auch trotz eines hohen Alters und der eigentlich daraus resultierenden Lebenserfahrung bist du deswegen nicht vor Unfällen geschützt.Bild: giphy
Nik Helbling:
«Ich fahre bisher nur kurze Strecken, also maximal 10 bis 15 Minuten, und dabei kann ich dem Strassenverkehr ziemlich gut aus dem Weg gehen. Da ich meistens zum Training fahre, habe ich dann schon die Kopfhörer an, wodurch nicht auch noch ein Helm auf meinen Kopf passt. Und ich fahre auch nicht wirklich schnell, falls das als Ausrede gilt. Wenn ich längere Strecken oder auf Hauptstrassen mit vielen Autos fahren würde, würde ich sicher auch einen Helm anziehen – denke ich.»

Musik auf dem Velo sorgt für Stimmung, ist aber ebenfalls gefährlich. Bild: giphy
Könnt ihr die Gründe nachvollziehen oder tragt ihr eventuell sogar selber keinen Helm? Lasst es uns in der Kommentarspalte wissen.
(smi)