Was für eine Bietschlacht! Gestern wurden die ersten 150 Lego-Sets des Jahrhunderfundes von Uster versteigert. Einige der Raritäten, welche der Unbekannte aus Uster hinterliess, erreichten schwindelerregende Preise. Wir blicken zurück auf die Highlights des gestrigen Tages und verraten, wie viel die Auktion einbrachte und wann die nächsten 150 Sets versteigert werden.
Bei den 150 angebotenen Legosets handelt es sich mehrheitlich um absolute Raritäten. Ein paar wenige davon sind aber noch immer im Fachhandel erhältlich. Entsprechend werden diese leicht unter dem Fachhandelspreis eingeschätzt. Doch es kommt anders.
Die Krokodil-Lokomotive (10277) ist im Detailhandel für unter 200 Franken erhältlich. An der Auktion erzielt sie mit knapp über 400 Franken mehr als das Doppelte.
Dasselbe passiert beim Set 42123. Mehr als zehn Stück hat Galaxus davon an Lager (Mc Laren Senna GTR). Für 42 Franken. Mindestens zwei Bietern dürfte das entgangen sein. Sie hieven den Preis auf 136 Franken.
Mit genau 7000 Franken erzielt die «Garage mit automatischem Tor» (1236-2) aus dem Jahr 1956 den höchsten Preis. Die Versteigerung dieser Rarität war mit grosser Spannung erwartet worden, weil es in dieser Qualität weltweit noch nie verkauft wurde. Ob überhaupt noch ein vergleichbares Exemplar existiert, ist ungewiss.
Auf den Plätzen folgen die Ritterburg (Set Nr. 6080) für 3660 Franken, die Futuron Monorail (6990) für 2710 Franken, die Raketenbasis (358) aus dem Jahr 1973 für 2630 Franken und das Feuerlöschboot (4020) für 2510 Franken. 15 Sets erzielten einen vierstelligen Erlös.
Zwei Lego-Technic-Sets plus alte Anleitungen für 29 Franken. Da kann man wahrlich von einem Schnäppchen sprechen. Auch für das zweitgünstigste Los (41 Franken) mit fünf ungeöffneten Legoboxen und einem Disney-Set ist Wucher die falsche Bezeichnung.
Aufregung um 15:18 Uhr. Das Los mit der Nummer 98, drei Fabuland-Sets, wird plötzlich zurückgezogen. Dazu Auktionär Fuchs: «Wir haben festgestellt, dass eine der Schachteln bereits geöffnet war. Eine Versteigerung wäre deshalb unter diesen Bedingungen nicht mehr seriös gewesen.»
Doch zurückgezogen ist nicht aufgehoben – nur aufgeschoben. Die Sets werden im nächsten Schwung versteigert.
«Die Fabuland-Sets waren für mich die grösste Überraschung», schätzt Brixpo- und Brick-Basar-Organisator Michael Strasser für watson die Versteigerung ein. «Es gibt davon nur wenige Fans – und doch hat es gereicht, um die Preise enorm in die Höhe zu treiben.» Tatsächlich erzielte das Los Nr. 17 mit 800 Franken einen Platz in den Top 20.
Für Stefan Bommeli von Swiss-Brick ist die grösste Überraschung die Lokomotive aus dem Jahr 1970: «Hier hätte ich einen Preis von 450 bis 500 Franken erwartet. Erzielt wurde ein Preis von 1200 Franken zuzüglich sechs Prozent Aufgeld und Mehrwertsteuer. Das heisst, das Set war jemandem satte 1370 Franken wert!»
Für uneingeweihte Laien besonders erstaunlich war das Los Nr. 75. Der neue Besitzer bezahlte 1010 Franken für 28 leere Lego-Verpackungen.
Als Liquidator arbeitet Auktionär Fuchs mit dem Konkursamt zusammen. Er ist deshalb an die Schweigepflicht gebunden und gibt gegenüber watson keine Auskunft zum Gesamterlös. Die folgenden Zahlen sind deshalb NICHT offiziell.
Die Berechnungen von watson (wir haben die Einzelerträge der 150 Auktionen addiert) und diejenigen eines nicht genannten Lego-Fans unterscheiden sich um 2 Franken. Laut watson beträgt der Gesamterlös 72'871 Franken, der Lego-Fan kam auf 72'873 Franken. Dies alles ohne Aufgeld und Mehrwertsteuer.
Die erste Welle enthielt 150 der 600 hinterlassenen Lego-Sets. Weitere 150 werden ab dem 22. November erneut auf der Auktionsplattform von Fuchs Liquidationen Liqwerk.ch versteigert. Diese Welle endet am 11. Dezember.
Man darf bereits jetzt gespannt sein, welche Schätze dann unter den Hammer kommen.
Oder wäre ich doch 1950 schon geboren und hätte den richtigen Riecher gehabt: Legosets kaufen, 80 Jahre einlagern und dann verkaufen.