Ernährung ist für viele Menschen ein grosses Thema. Ob man abnehmen will oder sich «gesünder» ernähren möchte, fast jeder setzt sich in seinem Leben mit dem eigenen Essverhalten auseinander. Gerade junge Menschen suchen dabei oftmals online Hilfe – und bekommen diese von unzähligen Influencerinnen und Influencern. Jedoch ist nicht jede Quelle auf Social Media auch als Vorbild geeignet.
So sorgt momentan gerade Johanna Friedemann – die online «Bananenfrau» genannt wird – mit ihrer Ernährung für grosse Verwirrung. Die Veganerin filmt sich fast täglich bei der Zubereitung ihrer Mahlzeiten. Diese bestehen jedoch aus Mengen und Lebensmitteln, die für viele «sehr extrem» wirken.
So steht auf Johannas Speiseplan fast jeden Morgen ein Bananensmoothie. Aus mindestens sechs Bananen. Als Snack isst sie noch ein paar Bananen mehr (daher auch ihr Spitzname «Bananenfrau») und ihr Abendessen besteht nicht selten aus 50 veganen Sushi.
Doch nicht nur die Menge, die Johanna zu sich nimmt, sondern auch die eher untypischen Gerichte sorgen auf ihrem TikTok-Kanal für Diskussionen.
Diese Gerichte isst Johanna immer und immer wieder:
Frühstück
Mittag- oder Abendessen
Und das ist es dann auch. Viel mehr Variation in Johannas Gerichten ist – zumindest online – nicht zu finden. Vor allem Eiweisse und Fette scheint es in ihrer Ernährung fast nicht zu geben. So brät sie ihre Sachen etwa mit Wasser an und macht ihre Smoothies ebenfalls mit Wasser statt Milchersatzprodukten.
In den Kommentaren wird ihr deshalb vorgeworfen, dass sie die umstrittene High-Carb-Low-Fat-Diät bewirbt. Dabei verzichtet man gänzlich auf Fett und isst dafür vermehrt Kohlenhydrate. Bei Johanna fehlen zudem auch die Eiweisse. Ob sie wirklich dieser Diät folgt, hat Johanna bisher weder bestätigt noch verneint.
Dafür bezeichnet sich die Veganerin aber selbst als «Carb positive», also als Befürworterin von Kohlenhydraten. Dieser Ausdruck wird oft von Menschen benutzt, die gegen Diäten sind und damit gegen den Trend von extremen Diäten ohne Kohlenhydrate vorgehen wollen.
Gesünder als eine Diät ist aber Johannas Ernährung nicht. Das bestätigt die Psychologin und Ernährungsberaterin Sarah Stidwill von der Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES gegenüber watson. «Low Carb funktioniert für einige Menschen, da der Körper aus Eiweissen selbst Kohlenhydrate herstellen und daraus Energie ziehen kann. Umgekehrt ist dies aber nicht möglich. Unser Körper braucht Eiweisse für den Muskelaufbau und auch Fette sind nötig für einen gesunden Körper.»
Zudem ist auch die einseitige und übermässige Essens-Palette von Johanna nicht empfehlenswert. «Egal, wie gesund ein Lebensmittel ist, im Übermass ist es das nicht. Jedes Extrem ist ungesund. Gesund ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung.»
Das sehen auch viele Userinnen und User auf TikTok so. Deshalb wird Johanna in den Kommentaren unter ihren Videos regelrecht zerrissen und viele machen sich über sie lustig. So liest man unter allen Videos Kommentare wie: «Die Frau spinnt», «Ich werde aggressiv, wenn ich ihre Videos sehe» oder «Wer hat der ins Hirn geschissen».
Doch nicht nur Johannas Ernährung sorgt für Beunruhigung. Die Deutsche ist nämlich auch selbst vegane Ernährungsberaterin. In ihren Verlinkungen und auf Instagram ist dazu auch ihr Zertifikat für ihre Beratung verlinkt.
Darum machen sich einige ihrer Zuschauenden Sorgen, dass sie ihre umstrittene Ernährungsweise weitergibt. So wirbt Johanna nämlich auf ihrem Profil auch damit, dass sie durch ihre Ernährung 40 Kilo abgenommen habe. In den Kommentaren ist darum immer wieder zu lesen: «Die Frau hat doch eine Essstörung?!»
In einigen Posts hat Johanna selbst davon erzählt, dass sie bereits mit starkem Über- und auch Untergewicht zu kämpfen hatte. So sei sie von Diät zu Diät gestolpert, bevor sie sich entschied, «intuitiv» zu essen. Also einfach darauf zu hören, was ihr Körper braucht. Seither hat sie laut eigenen Aussagen ihr Gewicht gehalten.
Viele fragen sich aber trotzdem, ob sie nun einfach in eine andere Form von Essstörung gefallen ist und sich selbst einredet, dass das nicht sein kann, da sie ja weiterhin Kohlenhydrate isst.
Ob das so ist, kann Sarah Stidwill zwar nicht bestätigen, ungefährlich ist Johannas Ernährung jedoch nicht. «Eine Ferndiagnose kann ich nicht stellen. Jedoch haben Essstörungen viele Formen. Durch die Romantisierung von bestimmten Ernährungsweisen online können Essstörungen aber verbreitet oder ausgelöst werden. Gerade bei Menschen, die bereits Probleme mit ihrem Essverhalten haben und sich online Hilfe suchen.»
So ist laut der Ernährungsberaterin nur eine von zehn Personen, die auf Social Media Ernährungstipps gibt, dafür auch ausgebildet. Trotzdem würden viele Zuschauerinnen und Zuschauer bei solchen «Was ich an einem Tag esse»-Videos glauben, dass es sich dabei um Tipps von Profis handelt. Gerade bei Abnehm-Tipps könne dies gefährlich werden. Schliesslich seien alle Körper verschieden und nur weil eine Influencerin durch eine bestimmte Ernährung abnimmt, heisst das noch lange nicht, dass das für alle so funktioniert.
Johanna selbst hat sich nie wirklich zu ihren umstrittenen Ernährungsvideos geäussert und postet trotz der vielen Hasskommentare fast täglich. Auf die Kritik geht sie nicht ein. Wieso denn auch? Für Johanna scheint es sich nämlich zu lohnen. Die meisten ihrer Videos haben mehrere Hunderttausend Aufrufe und der Veganerin folgen fast 100'000 Menschen.
Ein wenig lachen musste ich an diesem Satz...