Bonjour, lieb gewonnene Freundinnen und Freunde ebenso anmutiger wie anspruchsvoller Unterhaltungskunst. Doch zuerst dies: Ein grosses Merci an die Herren Toggweiler und Zapella, die hier zwei Wochen lang übernommen hatten, obwohl sie damit rechnen mussten, dass sich ihr Leben verändern würde. Und dies nicht zum Guten!
Ich traf sie nämlich heute Morgen im Büro existenziell erschüttert wieder an. Fragen wie «Was tun, wenn meine Tochter bei ‹Bachelor›, ‹Bachelorette› oder ‹Irgendjemandes Next Topmodel› teilnehmen will? Oder wenn sie plötzlich Girls wie Rapi, Debbie und Ramona gut findet? Ist das dann gefährlich?» bereiten ihnen jetzt Alpträume. Tja, was soll man sagen? Das Fernsehen ist voll von mörderisch schlechten Vorbildern.
Aber betreten wir doch mal die Vorhölle der Arschgeweihtheit und fragen: Leute, bevor wir hier weiter rumbitchen, sagt uns doch einfach mal, was ihr so für die beste aller Charaktereigenschaften hält! Es interessiert uns, ehrlich!
Die Antwort ist ganz einfach. Die Antwort, das sagen uns die letzte Bachelorette Andrina und ihr Immernoch-Herzkäfer Kenny, heisst: Durchhaltevermögen! Denn Durchhaltevermögen bedeutet übersetzt: erstens natürlich körperliche Fitness, zweitens aber auch totale Hingabe an eine Aufgabe. Und die Aufgabe heisst in diesem Fall wiederum selbst totale Hingabe – an einen Menschen namens Patric, von dem das Fernsehen behauptet, dass er alle Liebe wert sei.
Andrina und Kenny wurden also angestellt, um das Durchhaltevermögen der Kandidatinnen zu testen. Mit Turn- und Mathematik-Übungen. Die Asthmatikerin Lady Debora zeigte dabei so viel Einsatz, dass es auch wieder nicht recht war: Andrina ging das zu weit, wenn eine ihre Grenzen im Sport so schlecht kenne, wie solle sie dann ihre Grenzen in einer Beziehung kennen?
Ebenfalls entlassen hat er die Beauty-OP-Highperformerin Alessia, die immer behauptete, dass unter ihrer gemachten Hülle ein wahres Naturkind stecke. Tja. Eine Lüge. Zusammen mit Debora, Sindy und Selina wurde Alessia nämlich von Patric auf einer Insel ausgesetzt. Zweck der Übung? Überleben. Aber statt sich einzusetzen und alles für die Liebe zu tun, setzte sie sich ins Abseits.
Alessia: «Ich bi halt nöd so das Wildnischind.»
Patric: «Aso hesch eigentlich voll de Aaschiss?»
Alessia: «Aschiss nöd, s'isch eifach nöd miis.»
Patric: «Denn muesch jetzt eifach hüt abig in Flüger und scho hei i'd Schwiz zrugg.»
Aber zu etwas ganz Anderem: Habt ihr auch bemerkt, dass Patric und Kenny tupfgenau gleich gross sind, wenn sie nebeneinander stehen? Mich irritiert das nachhaltig. Denn Kenny war mal in unserer Redaktion und ist – für meine Begriffe – ein winzig kleiner Mann. Patric ist also genauso winzig wie Kenny. Sind seine Haare etwa das Grösste an ihm? Und wie winzig muss dann erst Rivana sein?
Rivana packte ja ihre Chance beim Doppeldate-Dinner mit Amy. Patric hatte für die beiden nicht nur Essen, sondern auch eine Challenge parat. Und die hatte nun nichts mit Äusserlichkeiten, sondern mit einem tiefen Blick in das Innerste der Ladys zu tun: Gewinnen würde diejenige, die ihm «s'emotionalschti, s'tüfschti, s'bedrückendschtig Gheimnis verzellt». Und während Amy einigermassen sachlich von einer bösen Beziehungsgeschichte (Drogen, Schläge, Betrug) erzählte, liess Rivana wortlos Tränen sprechen.
Und Amy flog traurig nach Hause.
Begonnen hatte diese Folge ja mit einer Wasserrutsch-Slide-Challenge, was soviel hiess wie: Ladys rutschten eine Rutschbahn runter und Bikinis rutschten an den Ladys runter. Sowas nennt man wohl einen Superbowl für Voyeuristen. Und die Frage: «Hat ein weiblicher Selbstermächtigungs-Contest wie ‹Bachelor› vielleicht nicht vielleicht doch irgendwie, irgendwo, irgendwas mit Feminismus zu tun?», lässt sich anhand dieses Starts ein für alle Mal mit NEIN!!! beantworten.
Und so sehen wir uns in einer Woche wieder, wenn es wieder heisst: Das Schönste am «Bachelor» ist die hohe Kunst des thailändischen Früchtetellers. Love you all!
P.S. Patriss Körpergrösse irritiert mich persönlich weniger als sein Hut!
Schau ich also wieder, diesmal nicht nüchtern :)