Wie viele Cocktails kennst du, die nach Orte benannt sind? Mir kommen spontan in den Sinn:
Singapore Sling, Bronx, Long Island Iced Tea, Cape Codder, Moscow Mule, Vieux Carré, Milano-Torino – bestimmt gibt es etliche mehr – und selbstverständlich den Manhattan.
Letzterer ist ganz klar einen der grossen Klassiker; einen, den du beherrschen solltest.
Und wenn der Baroni das am Büroschreibtisch hinkriegt (zugegebenermassen etwas schlampig), schafft ihr's zuhause locker! PS – nehmt richtige Maraschino-Kirschen, nicht die Billig-Dinger wie im Video 😉
Oh ja. Und ordentlich alt auch noch. Der Legende zufolge soll er für ein Bankett im November 1874 im New Yorker Manhattan Club kreiert worden sein, das Jennie Churchill – die Mutter des späteren britischen Premiers Winston Churchill – zu Ehren des demokratischen Präsidentschaftskandidat Samuel J. Tilden gegeben habe.
Blöd nur, dass diese Legende so wohl nicht stimmt. Denn Winston wurde am 30. November 1874 in Blenheim Palace in Grossbritannien geboren, und dessen Mutter war kaum danach, rumzutrinken und ohnehin war sie nicht in New York.
Eine plausiblere Geschichte stammt aus dem 1923 veröffentlichten Buch «Valentine's Manual of New York», worin erzählt wird, ein Barkeeper namens Black am unteren Broadway habe den Cocktail in den 1860ern erfunden, «wahrscheinlich das berühmteste Getränk der Welt seiner Zeit». Noch eine weitere Geschichte beinhaltet einen Colonel Joe Walker aus New Orleans, der auf einer Yachtreise in New York den Drink zusammenschusterte.
Welche dieser Stories nun auch stimmt, die erste schriftliche Erwähnung des Manhattan ist klar: In einem Artikel des «Olean NY Sunday Morning Herald» vom September 1882 steht: «It is but a short time ago that a mixture of whiskey, vermouth and bitters came into vogue.» Offenbar herrschte aber Verwirrung um den Namen: «It went under various names – Manhattan cocktail, Turf Club cocktail, and Jockey Club cocktail.» Bald aber fand man erste vollständige Rezepte in diversen Barkeepers' Guides:
Das obige etwa in William Schmidt's «The Flowing Bowl – What and When to Drink» aus dem Jahr 1891. Wie man sieht, gingen Zuckersirup («gum») und Absinthe über die Jahre verloren, während sich der Maraschino in die Kirsch-Garnitur verwandelte.
Die Antwort lautet: Nach persönlicher Vorliebe. Historisch wäre Rye Whiskey wohl korrekt, da New York im späten 19. Jahrhundert eine Rye trinkende Stadt war. Doch Bourbon geht ebenfalls klar, wie auch einen guten Kanadier.
Und wie! Bereits in den ersten Rezeptbüchern um die Jahrhundertwende wird zwischen den Varianten «Classic», «Dry» und «Perfect» unterschieden. Hier einige der wichtigsten:
Grundsätzlich ist dies ein Manhattan mit Scotch statt Bourbon oder Rye.
Dann gibt es noch den
Hier nimmt man trockenen Vermouth statt roten und etwas Zitronenzeste statt der Cocktailkirschen.
Sinngemäss kennt man noch
Hier verwendet man zu gleichen Teilen trockener und süsser Vermouth:
Zahlreiche Jahre später und um manche Erfahrung reicher, weiss ich, dass nur wenige Barkeeper fähig sind, einen richtigen Manhattan zu mixen. Der erste Schluck muss sein als hätten die Zutaten Sex auf der Zunge. Was danach kommt, ist das Feuerwerk.
Einen der besten Manhattans bekommt man übrigens an der Terrassen-Bar des Radisson Blu in Rom. Just sayin'