Seit August 2022 können sich Schweizer Patienten medizinisches Cannabis verschreiben lassen. Beispielsweise bei Epilepsie und schweren Schmerzen. Vielleicht zählen künftig auch Sozialphobie oder sogar Soziopathie zu den Indikationen: Ein mexikanisches Forscherteam erfasste per Fragebogen die Empathie-Werte von 85 regelmässigen Cannabis-Konsumenten, um sie mit denen einer 51-köpfigen Kontrollgruppe zu vergleichen. In dem Test sollten die Probanden beispielsweise auf einer fünfteiligen Skala angeben, inwieweit sie Aussagen zustimmen wie «Wenn ein Freund traurig ist, werde ich auch traurig». Am Ende zeigte sich, dass die Cannabis-Nutzer im emotionalen Verständnis den Kontrollprobanden voraus waren. Sie konnten also besser die Gefühle anderer Menschen lesen.
Eine Erklärung für diesen Unterschied lieferte danach eine funktionelle MRT-Untersuchung, mit der man die Hirnaktivitäten von ungefähr der Hälfte der Probanden erfasste. Dabei präsentierten die Cannabis-Konsumenten deutlich mehr Verbindungen zwischen dem anterioren cingulären Kortex und dem präposterioren zentralen Gyrus sowie der linken vorderen Insula. Diese Hirnareale spielen nicht nur eine wesentliche Rolle beim emotionalen Verstehen, sondern verfügen auch über Rezeptoren, an denen der Cannabis-Hauptwirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) andocken kann.
Cannabis-Nutzer sind also besonders einfühlsam, und das sieht man auch in ihrem Gehirn. Dies weckt Hoffnungen darauf, dass man das beliebte Rauschmittel, wie Studienleiter Sarael Alcauter von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko erläutert, «künftig in der Behandlung von Erkrankungen einsetzt, die mit Defiziten während sozialer Interaktionen einhergehen, wie etwa Soziopathie, Sozialphobien und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörungen».
Allerdings gibt der Neurologe auch zu bedenken, dass seine Studie keinen kausalen Zusammenhang liefert: Prinzipiell könnte es also sein, dass nicht Cannabis empathisch macht, sondern umgekehrt empathische Menschen - etwa, weil sie besonders gesellig sind - häufiger als andere zu Cannabis greifen.
Aus dem gleichen Grund warnt auch Borwin Bandelow von der Universität Göttingen: «Wenn THC an irgendwelchen Hirnarealen andockt, heisst das nicht zwangsläufig, dass dies bei sozialen Phobien hilft», so der Psychiater und Psychotherapeut. «Denn wir wissen weder, wo genau das soziale Verhalten im Gehirn gesteuert wird, noch, was passiert, wenn die THC-Rezeptoren, die es ja auch noch an vielen anderen Stellen im Gehirn gibt, besetzt werden.»
Dennoch kann sich Bandelow vorstellen, dass Cannabis bei Ängsten helfen kann: «Tierversuche und einige Fallstudien deuten in diese Richtung.» Doch das liegt dann weniger an THC als vielmehr an einem anderen Wirkstoff von Cannabis: CBD (Cannabidiol). In einer brasilianischen Studie erhielten Menschen mit Sozialphobie einmalig eine Dosis Cannabidiol oder Placebo: Nach der Einnahme des Wirkstoffs hatten sie weniger Angst vor Auftritten in der Öffentlichkeit. «Doch noch fehlen klinische Studien, um CBD zur Therapie von Sozialphobien einsetzen zu können», betont Bandelow.
Die Chancen stehen gut, denn gegenüber THC birgt CBD deutlich weniger Risiken, weil es nicht high macht und deshalb kein Suchtpotenzial hat. Zudem muss man für seinen Verzehr nicht zum Kiffer beziehungsweise Raucher werden, weil es sich beispielsweise als Öl schlucken lässt. Es entfällt dann allerdings auch das Kreisen-Lassen des Joints und damit ein wichtiger Geselligkeitsaspekt, den man im Hinblick auf den Abbau sozialer Ängste nicht unterschätzen sollte.
Gem.meiner jahrezehntelangen Beobachtungen von Kiffer:innen in freier Wildbahn (mein Umfeld😅),ist es so rum u.nicht wegen Geselligkeit: die waren schon vorher sehr empathisch u.litten schon immer,wenn irgendwo in ihrem Umfeld wer leidet od.wenn der Grossteil der Welt leidet. Dank dem Kiffen ertragen sie ihre Empathie.