Zwei Frauen eines russischen Spionagenetzwerks wurden enttarnt. Eine davon war in Wien tätig. Die Zelle wurde wenige Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges gegründet und vom Ausland aus von Jan Marsalek, dem flüchtigen österreichischen Ex-Wirecard-Vorstand, geleitet. Spionage wurde in Stuttgart, Wien, Valencia und Montenegro betrieben.
Das Ziel war eine grosse Desinformationskampagne. Auch Mord und Entführung waren nicht ausgeschlossen.
Zu den Zielen der Zelle gehörten Journalisten, die russische Spionage untersucht hatten. Roman Dobrochotow, einer der Journalisten, sagte der BBC, er denke, dass Wladimir Putin der Antreiber sei.
Die BBC konnte die Identität der Spionin durch digitale Open-Source-Recherchen und Gespräche mit Quellen ermitteln und bestätigen. Bei der Frau handelt es sich um die bulgarische Staatsbürgerin Tsvetanka D. Sie war an aufwendigen Überwachungsaktionen gegen diverse Personen beteiligt.
Die Bulgarin Tsvetanka D. hat in Wien Politiker sowie Journalistinnen und Journalisten ausspioniert. Gemäss dem österreichischen Innenministerium hatte sie eine wichtige Funktion, indem sie als nachrichtendienstlicher Kontakt diente und für Desinformation und Überwachung eingebunden wurde, schreibt 20 Minuten.
Genauer gehörte zu ihren Aufgaben, für rechtsextreme Aufkleber und Graffitis und nationalistische Parolen in Wien zu sorgen. Diese sollten so aussehen, als stünden dahinter pro-ukrainische Aktivisten.
Sie observierte hochgestellte österreichische Beamte wie den Chef des Geheimdienstes, Omar Haijawi-Pirchner. Daneben horchte sie Journalistinnen und Journalisten wie Christo Grozev und Anna Thalhammer aus. Dafür sass sie öfters in einem teuren Restaurant gegenüber Thalhammers Büro. Wegen der horrenden Rechnungen bekam D. deswegen mehr Geld. Um das Zuhause von Investigativjournalisten Christo Grozev zu fotografieren, zog sie ihm gegenüber ein.
Nachdem Marsaleks Zelle in Grossbritannien aufflog und D. enttarnt wurde, verhaftete die österreichische Polizei die Spionin im Dezember 2024.
Sie gab der Polizei zunächst an, von den anderen in die Irre geführt worden zu sein. Diese hätten ihr zunächst erzählt, sie würden ein «Studentenprojekt» durchführen, und später, sie würden für Interpol arbeiten. Österreichische Ermittler sagten jedoch, es sei «unverständlich», dass Frau D. solche «zweifelhaften Geschichten» geglaubt habe.
D. gab dann doch zu, Teil des Netzwerks gewesen zu sein, das vom russischen Geheimdienst bezahlt wurde. Dies erklärte das Innenministerium. Tsvetanka D. sei jedoch aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
Wie Investigativjournalistin Anna Thalhammer bei Profil schreibt, kam D. 2014 von Sofia nach Wien. Ihre Mutter lebt schon in der österreichischen Hauptstadt. D. arbeitete für kurze Zeit in einer Reinigungsfirma. Ihr damaliger Vorgesetzter sagt dazu: «Ich hatte lange Zeit überhaupt keine Ahnung, wie diese Frau überhaupt ihren Lebensunterhalt bestreitet. Na ja, jetzt habe ich zumindest eine Ahnung.» Gemäss ihm könne die Frau auch keine Fremdsprachen sprechen, so auch kein Russisch.
Nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses in der Reinigungsfirma schlägt sich D. mit kleinen Gelegenheitsjobs durch, zu denen offenbar auch einige vom russischen Geheimdienst kamen. Geldprobleme scheint sie gemäss den Fotos von teuren Ferien, Kleidung und Beauty-OPs auf Social Media nicht zu haben.
Ab 2020 fing D. an, auf Social Media Corona-Verschwörungstheorien zu verbreiten. Später outete sie sich auch als Impfgegnerin und Unterstützerin der FPÖ und Herbert Kickl.
Mit dem Ukraine-Krieg postete D. zahlreiche pro-russische und anti-ukrainische Propaganda. Dazu gehörte auch das Posieren in Putin-Shirts.
Seit 2022 wirbt der russische Auslandsgeheimdienst GRU unter anderem gezielt Bulgaren an. Russland kontaktiert vor allem Personen aus dem organisierten Verbrechen, das in beiden Ländern gut organisiert ist und Kontakte zu hohen Politikern pflegt. Auch weil russische Spione es seit Beginn des Krieges schwerer haben zu reisen, bietet sich die Rekrutierung von bulgarischen Staatsbürgern an. Am besten sind dabei unauffällige und weniger gut gebildete Personen.
Das Äquivalent zu Wien ist bei uns Genf, das seit Jahren ausländische Spione anzieht. Die Frage ist nun, ob auch in der Schweiz Politiker und Journalisten von Spionen bespitzelt werden. Der Schweizer Nachrichtendienst sagt dazu auf Anfrage von 20 Minuten: «Der NDB hält es für äusserst wahrscheinlich, dass ausländische Nachrichtendienste – darunter die russischen – schweizerische und ausländische Politikerinnen, Politiker und Medienschaffende, die entweder in der Schweiz wohnhaft sind oder sich nur für eine gewisse Dauer hier aufhalten, aufklären».
Überwachung von Ländern wie Russland geschieht jedoch nicht nur mit Personen vor Ort, sondern auch durch Methoden wie Recherchen im Internet, Cyberangriffen und Kabelaufklärung. Gemäss NDB stellt die grösste Gefahr für schweizerische Politikerinnen, Politiker und Medienleute Aufenthalte im Ausland dar. «Denn auf dem eigenen Territorium haben Nachrichtendienste mehr Möglichkeiten», schreibt NDB. (kek)
Ich gehe sogar davon aus, dass die Schweiz mit an Sicherheit grenzender Sicherheit der Hauptrückzugsort und die Zentrale der russischen Spionage in Europa ist und sich die Zentrale in Bern in der russischen Botschaft befindet.
Leider ist die Schweiz zu feige, da mal endlich durchzugreifen.