Am 9. Januar 2025 soll sich ein 64-jähriger Schweizer in einem iranischen Gefängnis erhängt haben. Dies die Darstellung der iranischen Behörden, die den Mann als «Spion» bezeichnen. Er sei im Oktober 2024 als Tourist in den Iran eingereist und später verhaftet worden, weil er militärische Einrichtungen fotografiert habe.
Am 22. Januar wurde der Leichnam in die Schweiz überführt. Die Bundesanwaltschaft eröffnete ein Verfahren, um «die Umstände des Todesfalls abzuklären». Eine Obduktion wurde angeordnet. Zum Stand des Verfahrens will sich die Bundesanwaltschaft derzeit nicht äussern.
Am Montag muss sich dafür jetzt der Bundesrat in der Fragestunde des Nationalrats zum Fall äussern. Der Züricher SP-Nationalrat Fabian Molina stellt fünf Fragen unter dem Titel «Ermordeter Schweizer im Iran?». Besonders brisant ist die letzte. Sie lautet: «Besteht ein Zusammenhang des Falls mit dem Fall Abedini/Sala?»
Gemeint ist der Fall des iranischen Agenten Mohamed Abedini, 38, der von Lausanne aus für die Revolutionsgarden arbeitete: Er belieferte sie mit amerikanischen Komponenten für Kampfdrohnen. Dies jedenfalls die Vorwürfe der USA, die Abedini am 16. Dezember in Mailand verhaften liessen. Drei Tage später verhaftete der Iran die italienische Journalistin Cecilia Sala. Mit diesem «Pfand» erwirkte der Iran im Januar 2025 die Freilassung von Abedini.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Fall Abedini, der eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz hatte, und dem Fall des verstorbenen Schweizers? Wurde dieser, wie SP-Nationalrat Molina zu vermuten scheint, im Iran verhaftet, um Abedini freizupressen?
Abwegig ist die These nicht, wie die Chronologie zeigt.
Nicht nur die Frage der Todesursache des Schweizers steht im Raum. Auch Fragen wie: Wann genau wurde der Mann verhaftet? Warum wurde die Schweiz so lange über seine Identität im Ungewissen gelassen? Warum wurde ihm der Kontakt zur Botschaft verweigert?
Die Erklärung für die Geheimniskrämerei des Irans könnte sein, dass die Iraner den Schweizer vorsorglich verhafteten, um ihn gegen Abedini austauschen zu können, falls dieser in der Schweiz in Auslieferungshaft gekommen wäre. Exil-Iraner in der Schweiz vermuteten von Anfang an einen solchen Zusammenhang.
Dafür spricht: Spätestens seit August 2024 musste der Iran damit rechnen, dass seine Agenten im US-Visier waren. Vielleicht wusste er vom US-Strafverfahren, das seit längerem lief. Im Fall von Abedini musste der Iran annehmen, dass die USA an die Schweiz gelangen würden, dass Abedini hier verhaftet würde: Der Mann wohnte ja schliesslich in Lausanne, hatte hier seine Firma, über die er die Waffenlieferungen organisierte.
Wenn man diese Überlegung weiterführt: Dann machte es für das iranische Regime Sinn, vorsorglich einen Schweizer als «Spion» zu verhaften. Und dies der Schweiz diffus zu signalisieren, vielleicht im Sinn einer Warnung: «Wir haben einen von euch, überlegt euch gut, ob ihr Abedini verhaften wollt.»
Wenn das so war, mussten die Iraner allerdings umplanen, als Abedini am 16. Dezember bei seiner Rückkehr aus dem Iran in Italien statt in der Schweiz verhaftet wurde. Sie benötigten nun ein italienisches anstelle des schweizerischen Pfands.
Rätselhaft ist nicht nur der Fall selbst, sondern auch die Person des so tragisch ums Leben gekommenen Schweizers. Er soll zwar seit Jahren in Namibia gelebt haben, aber bei der dortigen Schweizer Kolonie kennt ihn offenbar niemand. Ebenso rätselhaft scheint, was er im Iran wollte: War er wirklich nur ein naiver Tourist, oder war er halt doch ein als Hobbyfotograf getarnter Agent? Wenn ja, für welchen Staat war er unterwegs? (aargauerzeitung.ch)
Die Anklage des "Photographierens militärischer Anlagen" ist absoluter Quatsch. Sowohl Israelische als auch amerikanische Geheimdienste haben hochauflösende Satelliten-Bilder dieser Anlagen und brauchen ganz sicher keine Amateurbilder.