Schweiz

Korruptionsindex von Transparency: Schweiz macht keine Fortschritte

Lobbying und Vetternwirtschaft: Schweiz macht keine Fortschritte bei Korruptionsbekämpfung

30.01.2024, 07:1130.01.2024, 07:11
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Die Schweiz belegt im Index zur Wahrnehmung der Korruption im öffentlichen Sektor (CPI) von Transparency International 2023 den sechsten Platz. Sie erreichte 82 von 100 Punkten und hat laut der Organisation keine Fortschritte bei der Bekämpfung von Korruption gemacht.

Dies, auch wenn sich die Schweiz im Vergleich zum Jahr davor um einen Rang verbesserte. Die erreichte Punktzahl entsprach derjenigen von 2022, wie Transparency International am Dienstag mitteilte. Hohe Werte stehen für eine geringe Korruptionsanfälligkeit.

«Die Schweiz sollte sich auf allen drei föderalen Stufen den Umgang mit Interessenskonflikten und die Regulierung des Lobbyings verbessern sowie Massnahmen gegen die weiterhin stark verbreitete Vetternwirtschaft treffen.»
Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency Schweiz

Trotzdem habe sich die Schweiz auch in korruptionsrelevanten Bereichen, die der CPI nicht abdecke, kaum verbessert, hiess es weiter. Mängel bestünden vor allem bei der Bekämpfung von Geldwäscherei, der Korruption im Privatsektor, der Strafverfolgung von Unternehmen und beim Schutz von Whistleblowerinnen und Whistleblowern.

Die Schweiz «sollte sich auf allen drei föderalen Stufen den Umgang mit Interessenskonflikten und die Regulierung des Lobbyings verbessern sowie Massnahmen gegen die weiterhin stark verbreitete Vetternwirtschaft treffen», liess sich Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency Schweiz, zitieren.

Martin Hilti, Geschaeftsfuehrer Transparency International Schweiz, aufgenommen am Montag, 29. Januar 2024, in Bern. Die Institution bekaempft die Korruption in der Schweiz. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency Schweiz.Bild: keystone

Auch hierzulande «ereignen sich immer wieder strafrechtlich relevante Korruptionsfälle, so wie kürzlich in der Stadt Biel, wo Mitarbeitende des Migrationsamtes verdächtigt werden, Aufenthaltsbewilligungen gegen Geld und sexuelle Handlungen ausgestellt zu haben», sagte Hilti im Interview der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das grösste Problem sei in der Schweiz aber die Vetternwirtschaft, also «Verbandlungen und damit verbundene Interessenskonflikte». Lobbying sei in der Schweiz zudem «im Kern unreguliert», so Hilti weiter.

Der am Dienstag veröffentlichte CPI 2023 bekräftige, dass Korruption weltweit weiterhin stark verbreitet sei. Leider seien insgesamt keine signifikanten Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr zu erkennen. Noch immer erreichten über zwei Drittel der untersuchten Länder nicht einmal 50 der maximal möglichen 100 Punkte. Der Durchschnitt liegt unverändert bei rund 43 Punkten. Das Schlusslicht von 2023 bildet Somalia, während Dänemark weiter an der Spitze steht. Gemeinsam mit der Schweiz steht Schweden auf dem sechsten Platz.

Der CPI wurde 1995 als globaler Indikator zur Messung der Wahrnehmung von Korruption im öffentlichen Sektor rund um die Welt lanciert. Er erfasst mittlerweile 180 Länder. Die Einschätzungen zu den einzelnen Ländern werden durch Fachpersonen aus Wissenschaft und Wirtschaft vorgenommen. (sda)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yogi Bär
30.01.2024 07:38registriert August 2018
Die Wahrnehmung und die Wahrheit werden bei uns immer noch nicht so wahrfenommwn wie von aussen! Liegt es an den Ausdrücken wie Lobbying oder Vetternwirtschaft? Nun beides ist und bleibt Korruption und ist ein Verbrechen!
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Metro Man
30.01.2024 07:37registriert Februar 2022
Leider findet die verbreitetste und am wenigsten sanktionierte Form des "Umgangs mit Interessenskonflikten und der Regulierung des Lobbyings auf den drei föderalen Stufen" auf der untersten dieser Stufen statt. In meiner ZH Gemeinde erreicht man alles um ein Grössenordnung schneller und einfacher, wenn man sich aktiv an den "Mauscheleien" der Gemeinderäte und Beamten beteiligt. Die Leute tun das meistens nicht mal wirklich bösartig, sondern mangels fehlender Reflektion der Situation, oder aus Gewohnheit, unangebrachter Freundlichkeit, oder einfach nur aus Dummheit.
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Mama Jo
30.01.2024 08:09registriert November 2022
Wenn wunderts? Die ganzen Lobbyisten im Bundeshaus sehen vielen Politiker nicht als Problem. Mit den glatten Cheiben eins go zieh, warum nicht?
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