Schweiz

Kommission überdenkt Sistierung des Räumungsprojekts in Mitholz

Kehrtwende: Kommission gibt grünes Licht für Räumung des Munitionslagers Mitholz

28.03.2023, 17:0928.03.2023, 18:52
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Die Arbeiten zur vollständigen Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz sollen nun doch rasch fortgesetzt werden. Die zuständige Nationalratskommission hat ihren Entscheid zur Sistierung des Dossiers rückgängig gemacht, auf Druck von verschiedenen Seiten.

ARCHIVBILD ZUR MITHOLZ-RAEUMUNG --- Sicht auf die Felsabrissstelle nach einer sich 1947 ereigneten Munitionsexplosion in Mitholz, aufgenommen am 17. August 2018 in Mitholz. In der Nacht vom 19. auf de ...
Bild: KEYSTONE

So hatte beispielsweise die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) am vergangenen Freitag in einem Communiqué von der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats (SIK-N) gefordert, auf ihren Entscheid von Ende Februar zurückzukommen. Gelder in Höhe von 50 Millionen Franken für den Kauf von zu räumenden Häusern sind seit dem Entscheid blockiert. Das hatte auch in der Bevölkerung von Mitholz für Unmut gesorgt. Damit werde den Bewohnern verunmöglicht, anderswo eine neue Existenz aufzubauen, hiess es.

Nun machte die Nationalratskommission eine Kehrtwende. Mit 17 zu 8 entschied sie, die Sistierung des Dossiers aufzuheben, wie die Parlamentsdienste am Dienstag mitteilten. Die Sistierung für maximal ein Jahr hatte vor fünf Wochen mit 11 zu 10 Stimmen bei 4 Enthaltungen eine Mehrheit gefunden. Die Mehrheit ging damals davon aus, dass die Varianten der Räumung nicht vertieft genug geprüft worden seien.

«Eine tickende Zeitbombe»

Die Befürworter einer raschen Fortsetzung der Arbeiten widersprachen: Für die Räumung des Munitionslagers seien zahlreiche Varianten geprüft worden. Aus einer erneuten Variantenstudie seien keine neuen Erkenntnisse zu erwarten. Die in den Diskussionen erwähnte Verkapselung des Munitionslagers werde das Problem keineswegs beseitigen. Vielmehr schaffe man so «eine tickende Zeitbombe». Spätere Explosionsrisiken oder auch eine Umweltgefährdung könnten nicht ausgeschlossen werden.

Die SIK-N schreibt zu ihrem neusten Entscheid, dass in den vergangenen Wochen offene Fragen hätten geklärt werden können. Mit den zusätzlichen vom Verteidigungsdepartement erhaltenen Informationen und Zusicherungen könne dem Projekt nun grünes Licht gegeben werden.

Beispielsweise werde die SIK-N jährlich über den Projektverlauf unterrichtet. Das VBS habe zudem zugesagt, dass weitere Sondierungsgrabungen durch das Kommando Kamir durchgeführt würden. Die Mehrheit habe sich überzeugen lassen, dass auch mit weiteren Abklärungen die Unsicherheiten nicht komplett aufgehoben werden könnten.

Projekt kostet Milliarden

Eine Minderheit bleibt dagegen bei der Auffassung, dass die anderen Varianten nicht vertieft genug geprüft worden seien. Ein Antrag auf Rückweisung des Geschäfts an den Bundesrat lehnte die SIK-N aber mit 18 zu 7 Stimmen ab. Damit ist nun der Nationalrat am Zug.

Im Dezember 1947 hatten sich im Munitionslager der Schweizer Armee in Mitholz in der Gemeinde Kandergrund BE grosse Explosionen ereignet. Wegen dieser Explosionen stürzte das Depot teilweise ein, mehrere Menschen starben, und es blieben einige Hundert Tonnen Sprengstoff in den Trümmern zurück.

Dezember 1947: Eines der Gebäude in Mitholz, das durch die Explosion im Munitionslager komplett zerstört wurde.
Eines der Gebäude in Mitholz, das durch die Explosion im Munitionslager komplett zerstört wurde.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Der Bundesrat möchte das ehemalige Munitionslager deshalb räumen. Er beantragte in seiner Botschaft ans Parlament 2,59 Milliarden Franken für die Arbeiten, einschliesslich Sicherheitsmarge wegen Unsicherheiten.

Geplant ist, die gefährlichen Munitionsrückstände zu beseitigen und das Gebiet im Umkreis von Mitholz danach instand zu stellen. Die Gefahr von Grossereignissen wie weiteren Explosionen könne so beseitigt werden. Die Räumung soll rund 25 Jahre dauern.

Der Entscheid für die Räumung sei nicht einfach gewesen, sagte Verteidigungsministerin Viola Amherd Mitte November 2022. «Sie hat einschneidende Konsequenzen für die Einwohner von Mitholz.» Die ersten Bewohner müssten wegen der Arbeiten bereits 2025 wegziehen, und spätestens 2030 sei es für die übrigen so weit. Betroffen vom Wegzug wären rund fünfzig Personen im Sicherheitsperimeter. (sda)

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