
Nicht immer geht es harmonisch zu und her: Lehrerinnen und Lehrer tun sich mit dem Konzept der integrativen Schule schwer. (Symbolbild)Bild: Shutterstock
2004 eingeführt, gibt es jüngst wieder deutliche Kritik am Konzept der integrativen Schule. Eine aktuelle Umfrage unter Lehrpersonen in den beiden Basel lässt aufhorchen.
29.09.2024, 07:4829.09.2024, 13:23
664 Lehrerinnen und Lehrer aus den beiden Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt nahmen jüngst an einer Umfrage zum integrativen Unterricht teil. Die «SonntagsZeitung» hatte darüber berichtet. Nachdem in jüngerer Vergangenheit vermehrt Kritik an dem Konzept geäussert wurde, signalisieren die Ergebnisse ebenfalls Handlungsbedarf.
Die wichtigsten Resultate im Überblick:
- Beinahe 90 Prozent der teilnehmenden Lehrpersonen sehen Handlungsbedarf bezüglich der aktuellen Situation: Sie beantworteten die Frage, ob das Konzept des integrativen Unterrichts überdacht und korrigiert werden soll, mit «Ja» oder «Eher Ja».
- Nicht ganz gleich eindeutig sind die Gründe für den ausgemachten Handlungsbedarf. Aber doch eine Mehrheit, etwa 70 Prozent der Befragten, sieht es als erwiesen an, dass die Integration von verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern den Unterricht so fest stört, dass sich ein negativer Einfluss auf das Leistungsniveau der Klasse ergibt.
- Beinahe einig sind sich die Lehrpersonen bei einer Massnahme: Sie wünschen sich, dass Kleinklassen für Schüler, die dem Unterricht nicht folgen können, wieder eingeführt werden – gut 85 Prozent sind dieser Ansicht. Ein Drittel würde es zudem begrüssen, wenn es wieder Spezialklassen für Schülerinnen und Schüler gebe, die den Unterricht häufig und stark stören.
Integrativer Unterricht
Beim Konzept des integrativen Unterrichts sollen Schülerinnen und Schüler mit besonderem Aufmerksamkeits- oder Bildungsbedarf zusammen mit allen anderen unterrichtet werden. Es kann sich dabei um Kinder mit Behinderungen, Lernschwächen, ADHS oder anderen Einschränkungen handeln. Die Idee dahinter ist, dass diese Art von Unterricht Toleranz fördern und Diskriminierung abbauen soll – die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in die Gesellschaft eben. Kritisiert wird in jüngerer Vergangenheit insbesondere der grosse Mehraufwand für Lehrpersonen und dass bei dieser Art von Unterricht Kinder ohne Einschränkungen zu kurz kommen.
Die Lehrpersonen konnten bei der Umfrage ihre Abstimmungsantworten auch kommentieren. Kritikpunkt ist unter anderem besonders der hohe Mehraufwand für Lehrerinnen und Lehrer, weshalb diese der Norm entsprechenden Kindern nicht mehr gerecht werden können.
Eine Lehrperson in der Basler Umfrage kommentiert die Lage wie folgt:
«Diese Pseudo-Integration von Kindern, denen in der Regelklasse die Handicaps nur noch stärker vor Augen geführt werden, die den Unterricht in hohem Masse stören und die den Arbeitsaufwand für die Lehrpersonen massiv erhöhen, ist kein Gewinn für die Schule.»
Eine andere alarmiert:
«Die Leistungen werden immer schlechter.»
Der Anteil der zu integrierenden Schülerinnen und Schüler sei mittlerweile so hoch, dass man Themen nicht mehr in der adäquaten Tiefe behandeln könne. Häufig müsste man sich mit den Basics beschäftigen – denn nicht einmal diese würden «sitzen».
Eine Umfrage des Schweizer Lehrerverbands im Sommer hat ergeben, dass die Probleme auch auf den andauernden Personal- und Ressourcenmangel im heilpädagogischen und therapeutischen Bereich zurückzuführen sind.
(con)
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