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«Fünf Franken, bitte!»: Touris in Iseltwald müssen für Selfies bezahlen

Vietnamese visitors take pictures at the pier in Iseltwald, Switzerland, Tuesday, July 26, 2022. Lots of Asian TV fans and tourists visit the place because the romantic Korean Netflix drama 'Cras ...
Das perfekte Selfie kostet nun fünf Franken.Bild: KEYSTONE

«Fünf Franken, bitte!»: Touris in Iseltwald müssen nun für Selfies bezahlen

Aufgrund einer koreanischen Serie wird Iseltwald am Brienzersee von Touristen überrannt. Nun müssen die Besucher für ein Selfie am Wasser einen Fünfliber zücken.
28.04.2023, 09:3428.04.2023, 12:53
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Am linken Ufer des Brienzersees befindet sich ein einziges Dorf: Iseltwald. Es ist wunderschön, idyllisch und ruhig. Von den Einheimischen wird das 420-Seelen-Dorf auch als «Perle am Brienzersee» bezeichnet.

Iseltwald, Switzerland, May 2017: Pier into the lake Brienzersee
Der Steg zum Brinzersee.Bild: shutterstock

Derzeit ist es im kleinen Dörfchen aber nicht mehr so ruhig. Jeden Tag strömen Koreanerinnen und Koreaner in Scharen dahin – hinunter ans Seeufer. Da stehen sie bis zu einer Stunde an, um ein Selfie von sich auf dem Seesteg zu schiessen.

Auslöser: die koreanische Netflix-Serie «Crash Landing on You».

Die Serie handelt von einer Koreanerin, die ein Luxusleben führt und sich nach einem Gleitschirmunfall in den Bergen von Nordkorea in einen Offizier des Landes verliebt. Dieser wird vom Star Hyun Bin verkörpert. In einer Filmszene spielt er auf dem Steg von Iseltwald Klavier – und mit dieser Szene löste er den ganzen Ansturm aus.

In einer Filmszene spielt Hyun Bin Klavier auf dem Steg.
In einer Filmszene spielt Hyun Bin Klavier auf dem Steg.bild: screenshot twitter

Fünf Franken für ein Selfie

Das Selfie auf dem Steg war bisher gratis. Aber seit Donnerstag steht da nun ein Drehkreuz. Dieses blockiert den Zugang zum Steg und bewegt sich erst, wenn man einen Fünfliber hineinwirft. Ein weiteres Drehkreuz wurde an der öffentlichen Toilette installiert. Neu muss man einen Franken bezahlen, wenn es auf die Blase drückt.

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Eine Stunde für ein Selfie anstehen – kein Problem!Bild: KEYSTONE

Beide Drehkreuze wurden von der Gemeinde Iseltwald aufgestellt. Auf Anfrage vom Blick wollen sie keinen Kommentar zu den Massnahmen abgeben. Das Problem ist aber erkennbar: Obwohl die koreanischen Touris lange auf ein Selfie warten müssen, geben sie im Dörfchen kaum Geld aus. Mit den Drehkreuzen will sich die Gemeinde wohl etwas Geld dazuverdienen.

Zusätzliche Postautos

Der Besucherdrang hält nun schon eine Weile an. Seit Juli 2022 sind vier Zusatzkurse zwischen Interlaken und Iseltwald unterwegs. Fast ein Drittel mehr Gäste zählte das Postauto letztes Jahr.

Korean visitors take pictures at the bus stop Iseltwald Dorf, Tuesday, July 26, 2022 in Iseltwalt at the lake Brienzersee. Lots of Asian TV fans and tourists visit the place because the romantic Korea ...
Seit Juli sind vier Zusatzkurse zwischen Interlaken und Iselwald unterwegs.Bild: KEYSTONE

400'000 Touristen reisen pro Jahr ins Dörfchen. Auch die Parkplätze sind knapp. Aktuell gibt es nur zwei davon. Im vergangenen Sommer fuhren jedoch täglich fast zwölf Reisebusse zum Dorf am Brienzersee.

Der Ansturm scheint aber noch eine Weile zu bleiben. Angeblich soll nun auch ein thailändisches Team Interesse an einem Filmprojekt in der Idylle geäussert haben.

(oee)

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chummerbueb
28.04.2023 10:39registriert November 2015
Leider ein Paradebeispiel von Fantasielosigkeit, Missgunst und wohl auch Überforderung. In Iseltwald gibt es 3 Reataurants und eine Gartenwirtschaft. Die Gartenwirtschaft ist zu wenig spontan um auf das Wetter zu reagieren. So hat sie im Moment nur am Wochenende offen. Dann hat es noch ein Dorfladen… MO-MI am Nachmittag geschlossen, über den Mittag und Sonntags sowieso. Und das ist alles! Wo sollen nun die Touristen Geld ausgeben? Man hat den Eindruck, am liebsten wäre es, wenn sie das Geld auf die Strasse legen würden…
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土味肉
28.04.2023 10:02registriert Februar 2023
In der Schweiz ist grundsätzlich jeder Seeuferstreifen öffentlich zugänglich, da die Uferzone in der Regel dem Gemeinwesen gehört und als öffentlicher Raum gilt. Die Nutzung dieses Raums ist für alle kostenlos und darf nicht von Privatpersonen oder Unternehmen eingeschränkt werden.
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Drvo
28.04.2023 10:37registriert Mai 2020
Immer geht es um‘s Geld. Statt sich über die Gratis-PR zu freuen und etwa ein Café oder Plakate zur Serie aufzustellen, verärgert man die Touristen mit einer frechen, überteuerten Gebühr. Touristen abzocken ist ja ok… Reisen in der Schweiz ist ja sonst schon ein Schnäppchen, der CHF-Wechselkurs auch kein Witz. Eine Fechheit finde ich. Hoffentlich löst das eine Shitstorm in koreanischen Social Media aus.
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