
Die Züge blieben 2020 oft verwaist. Bild: keystone-sda
Der neue SBB-Chef Vincent Ducrot erlebte wegen Corona ein Horrorjahr. Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Jahresbilanz 2020.
15.03.2021, 09:2915.03.2021, 17:13
Nach Jahren des schier grenzenlosen ÖV-Wachstums sorgt die Corona-Pandemie im Geschäftsjahr 2020 für einen beispiellosen Absturz für die SBB.
Die wichtigsten Zahlen:
- Die Anzahl der Passagiere sinkt um einen Drittel von 1,32 Millionen (2019) auf 843'000 pro Tag.
- Im Fernverkehr sinken die Personenkilometer gar um 44 Prozent. Im Regionalverkehr um 32 Prozent.
- Im internationalen Personenverkehr bricht die Nachfrage um 50,1 Prozent ein.
- GA: Die SBB verkaufen 12 Prozent weniger Generalabos (439'000 statt 500'000).
- Die SBB schreiben einen Verlust von 617 Millionen Franken. Es ist der grösste Verlust in der Geschichte der SBB.
«In der zweiten Welle haben viele Kunden ihr GA nicht verlängert. Das macht uns grosse Sorgen.»
Monika Ribar, VR-Präsidentin

SBB-Chef Ducrot will trotz Corona die Preise nicht erhöhen. Bild: keystone
SBB-Chef Vincent Ducrot glaubt, dass Passagierzahlen in den nächsten Jahren weiter tiefer bleiben werden als vor Corona. «Niemand weiss derzeit, in welchem Ausmass die ÖV-Reisenden zurückkehren.»

Die Zahl der Personenkilometer erreichte im April 2020 ihren Tiefpunkt. bild: sbb
Keine Preiserhöhungen
Good News für alle Pendlerinnen: In einer Mitteilung schreiben die SBB, dass trotz des Rekordverlusts keine Preiserhöhungen geplant sind. «Wir sind überzeugt, dass die Kundinnen nach der Pandemie zurückkehren», so VR-Präsidentin Ribar weiter.
Auch in den Bahnhöfen versiegten die Besucherströme. Weniger Reisende und Ladenschliessungen sind die Ursache für den Rückgang um einen Drittel. Für die SBB ist die wirtschaftliche Situation sehr angespannt, wie sie mitteilten. Die finanziellen Erträge im Personenverkehr sanken gegenüber dem Vorjahr um 28,9 Prozent, die Drittumsätze in Bahnhöfen um 26,8 und die Erträge aus den Trassen um 12,4 Prozent. Der Güterverkehr war um 2,4 Prozent rückläufig.
Sparmassnahmen eingeleitet
«Wir müssen kostenbewusster operieren können.»
Vincent Ducrot
Die SBB hat im Frühling 2020 mit Sparmassnahmen auf die Einnahmeausfälle reagiert, etwa mit einem Einstellungsstopp in der Verwaltung, dem Abbau von Ferienguthaben und der Verschiebung respektive Streichung von Projekten und Investitionen. Diese Massnahmen leisteten einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe. Der operative Bahnbetrieb und die Sicherheit seien durch die Sparmassnahmen nicht tangiert.
Update folgt...
(amü)
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Dank einer Wankkompensation sollten die neuen Doppelstock-Züge der SBB mithelfen, eine Milliarde Franken Ausbaukosten einzusparen. Doch daraus wird nun nichts. Die Bundesbahn verzichtet darauf, den «Schüttelbecher» in Kurven schneller fahren zu lassen.
Nach jahrelangen Problemen ist klar: Die neuen Fernverkehrs-Doppelstockzüge (FV-Dosto) der SBB werden nie wie geplant zum Einsatz kommen. Wie Bahnchef Vincent Ducrot am Freitag in Bern vor den Medien erklärte, will die Bundesbahn darauf verzichten, die extra entwickelte Wankkompensation an den Zügen vollständig einzusetzen. Konkret bedeutet dies, dass die FV-Dosto nicht wie vorgesehen schnellere Kurven fahren können. Betroffen davon sind vorab Fernverkehrsverbindungen in die Ostschweiz und Romandie.