Wer hatte das grösste Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung? Dieser Frage hat sich das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) angenommen. Die Gesundheitsforscher haben untersucht, wie stark soziale Ungleichheiten in einer Gesellschaft eine Rolle gespielt haben.
Einen Einfluss auf das Hospitalisierungsrisiko in der Schweiz der Bildungsstatus. Männer und Frauen, die ihre Ausbildung nach der obligatorischen Schule beendet haben, hatten ein fast doppelt so hohes Risiko für einen schweren Covid-Verlauf als Akademiker. Das grösste Risiko hatten invalide Nichterwerbstätige, aber auch bei Erwerbslosen war es um 40 Prozent grösser. Dieser Befund aus der Schweiz stimmt mit einer Studie aus Deutschland überein, die einen erhöhten psychosozialen Stress durch die Arbeitslosigkeit als Ursache sieht.
Die Studienautoren schreiben, es bestehe ein klarer Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau, der sich in der Phase der beschränkten Impfverfügbarkeit noch verstärkte. In jener Phase, als erst die Risikopersonen geimpft werden durften.
Wenn jemand zudem in beengten Verhältnissen wohnt, ist er oder sie in einer Pandemie besonders gefährdet. Das gilt auch für Familien mit Kindern im Vergleich zu Singles, vor allem in der ersten Phase der Pandemie, als noch kein Impfstoff zur Verfügung stand. Auch Menschen, die in einem Mehrfamilienhaus leben, haben ein grösseres Risiko, und zwar um 25 Prozent höher als Einfamilienhaus-Bewohner.
Die kantonalen Unterschiede sind gering. Am meisten betroffen war das Tessin, was mit dem heftigen Ausbruch in der ersten Phase der Pandemie zu tun hat. Mehr schwerere Verläufe gab es zudem in den Kantonen Genf, Waadt, Jura, St.Gallen, Wallis und Neuenburg.
Auch der Beruf hat eine Bedeutung für das Risiko. Ungelernte hatten ein 70 Prozent höheres Risiko als Menschen mit besser situierten Berufen. Und zwar unabhängig von Alter und Geschlecht. Stärker betroffen waren Hilfskräfte, Reinigungspersonal, Personal in industrieller Produktion und der Gastronomie. Generell Berufe, die nicht fürs Homeoffice geeignet sind. Die öfteren berufsbedingten menschlichen Kontakte und die fehlende Umsetzbarkeit von Schutzmassnahmen erhöht das Infektionsrisiko und damit auch jenes eines schweren Verlaufs.
Schliesslich haben nicht alle gleichermassen von der Impfverfügbarkeit profitiert, obwohl die Kampagne breit gestreut war. Denn einige hatten aufgrund ihres tiefen Bildungsstands Schwierigkeiten, die Informationen zu erhalten oder sich online für eine Impfung anzumelden.
Wenig überraschend nimmt mit dem Alter das Risiko für eine Hospitalisierung wegen Covid-19 zu. Bemerkenswert ist aber, dass bereits ab vierzig Jahren das Risiko stark zunimmt, zuvor ist es gering. Insbesondere Männer sind ab vierzig stärker gefährdet als Frauen.
Bei einer nächsten Pandemie müsse deshalb ein besonderes Augenmerk auf zeitnahe, genau gezielte Information benachteiligter Bevölkerungsgruppen gelegt werden. Zum Bespiel in der Industrie Impfangebote im Betrieb anbieten. (aargauerzeitung.ch/nzu)
Wer jedoch aus organisatorischen Gründen nicht zu Impfung kam...c'mon. Die Infos gab es in vielen Sprachen und war sie nicht sah, wollte sie nicht sehen.
Hinzu kommt, dass dieselben Leute ein viel grösseres Risiko haben, in einem Betrieb zu arbeiten, bei dem Menschen ohne Rücksicht auf Verlust ausgebeutet werden, um den Profit für den Patron zu maximieren.
Ist sehr lieb ausgedrückt. Ich würde einen Schritt weitergehen und die Behauptung aufstellen, ungebildete Personen waren häufiger auf dem Dunning-Kruger-Maximum zu finden und wussten "sehr gut" Bescheid über die ganzen Risiken und Nebenwirkungen.
Zahlen zur Impfung nach Schulabschluss gibt es ebenfalls. Zumal diese indirekt proportional zu den schweren Erkrankungen sind, hätte man auch auf diese eingehen können. Dann wäre jedoch nicht mehr nur "das System" schuld.