Das BAG hat einen weiteren wichtigen Abgang zu verzeichnen: Virgine Masserey, Leiterin Infektionskontrolle und Impfstoffverantwortliche des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), wechselt in die Romandie. Sie wird Generaldirektorin für Gesundheit im Kanton Waadt.
Der Wechsel erfolgt per 1. April 2022, wie die Waadtländer Staatskanzlei am Donnerstag mitteilte. Wieso genau Masserey das BAG verlässt, ist unklar. Die 56-Jährige ist seit 2002 beim BAG tätig, wo sie verschiedene Positionen innehatte.
Was jedoch klar ist: Es ist bereits der fünfte Abgang eines Kadermitglieds beim BAG seit letztem Sommer.
Der Abgang Massereys wirft Fragen auf. Ist der Druck im BAG zu gross? Wieso hat man es seit dem Abgang von Daniel Koch nicht geschafft, ein Aushängeschild für die Bekämpfung der aktuellen Situation zu finden?
Für Kommunikationswissenschaftlerin Dominique Wirz von der Universität Fribourg senden die vielen Abgänge ein klares Signal aus: «Es scheint niemanden im BAG zu geben, der Verantwortung tragen will.»
Dabei sei es wichtig, dass die Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit eine Identifikationsfigur habe. Das zeigen Beispiele aus Deutschland oder den USA, wo Christian Drosten und Anthony Fauci seit Beginn der Pandemie als Gesicht der Pandemie gelten.
«Aushängeschilder sind wichtig für das Vertrauen. Herr Fauci oder Herr Drosten geben den Menschen ein Gefühl der Sicherheit. Sie bieten Orientierung in einer Zeit, in der viele nicht wissen, wem sie glauben sollen.» In der Schweiz sei das Gegenteil der Fall. Die ständigen Wechsel des Führungspersonals werfen ein schlechtes Licht auf das BAG. «Vertrauensbildend ist das nicht», sagt Wirz.
Trotz aller Kritik hat Dominique Wirz Verständnis für die Abgänge. Der mediale Fokus sei seit über einem Jahr enorm. «Darauf war beim BAG wahrscheinlich niemand vorbereitet.»
Das Beispiel von Kim Sang Il scheint dies zu bestätigen. Er stiess im April des «Corona-Jahrs» zum BAG als Digitalisierer und erlebte den massiven Druck, dem das BAG tagtäglich ausgesetzt war – mit gesundheitlichen Folgen. Der Kadermitarbeiter erlitt im Frühling dieses Jahres ein Burnout.
Gegenüber watson berichteten im Mai mehrere BAG-Mediensprecherinnen anonym ebenfalls vom riesigen Druck, der auf Kim Sang Il lastete – nicht von innen, sondern von aussen.
«Wenn man weiss, wie viel Aufmerksamkeit man auf so einem Posten generiert und wie kritisch man in der Öffentlichkeit beurteilt wird, ist es nicht verwunderlich, dass sich kaum Leute finden lassen, die das in der jetzigen Situation in Kauf nehmen wollen», sagt Kommunikationsprofi Wirz.
Wie wichtig Aushängeschilder tatsächlich für den Verlauf einer Pandemie sind, ist nur schwer messbar. So haben die USA und Deutschland vergleichbare Impfquoten wie die Schweiz, trotz ihrer Galionsfiguren.
Trotzdem: Ein optimaler Kommunikationsplan würde definitiv nicht vorsehen, dass die Fluktuation in der Chefetage so hoch ist. «Das BAG hat sich aber wahrscheinlich nie auf eine solche lang anhaltende Ausnahmesituation vorbereitet», sagt Wirz.
Ich glaube niemand will diesen Job freiwillig. Alles was sie tun ist falsch und als Dankbarkeit erhalten sie noch Gewaltdrohungen! Ich verstehs!
Also bleiben eigentlich nur 2 Abgänge die nicht "Vertrauensbildend" sind. Also ein sehr kleines Karussell für diesen dramatischen Titel des Artikels.
Sind wir ehrlich, niemand auf dieser Erde war auf so was vorbereitet...