Am Montag zeigten sich Bundesrat Alain Berset und Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, besorgt. Die Lage sei ernst und beunruhigend. Die Folge: Am Freitag wird der Bundesrat über weitere Massnahmen entscheiden.
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Geplant sei laut Recherchen von CH-Media ein Ampelsystem, das je nach epidemiologischer Entwicklung in einem Kanton gewisse Einschränkungen erlässt. Umliegende Länder wie Deutschland kennen ein solches System bereits seit einiger Zeit.
Konkret geht es um drei Eskalationsstufen. Während bei der ersten vorläufig nur Gastro- und Freizeitbetriebe geschlossen werden, würde die Stufe drei eine Schliessung aller nicht-systemrelevanten Geschäfte und Dienstleistungen bedeuten.
Abhängig machen will der Bundesrat die Eskalationsstufe von vier verschiedenen Indikatoren: der 14-Tage-Inzidenz, dem Reproduktionswert, der Positivitätsrate und der Auslastung des Gesundheitswesens. So sieht es aktuell bei den Kantonen bezüglich dieser Faktoren aus:
Ein wichtiger Parameter ist die 14-Tage-Inzidenz. Sie besagt, wie viele Personen pro 100'000 Einwohner eines Kantons in den letzten 14 Tagen positiv auf das Virus getestet wurden. Dieser Indikator kommt auch bei der Erstellung der quarantänepflichtigen Reiseländer zum Einsatz.
Mögliche Richtwerte:
Welcher Wertebereich zu welcher Eskalationsstufe führen soll, ist zu diesem Zeitpunkt nicht bestimmt. Letzte Woche stellte der Berner Epidemiologe Christian Althaus eine Grenze von 60 bestätigten Fällen pro 100'000 Einwohner zur Diskussion.
Deshalb wäre ein Ampelsystem begrüssenswert. Z.B. könnten eine 14-Tage-Inzidenz von über 60 bestätigten Fällen pro 100’000 Einwohner und eine Testpositivität über 5% stärkere Massnahmen für einzelne Kantone erforderlich machen. Aktuell sind alle Kantone über diesen Werten. https://t.co/EeKc5cAMO8
— Christian Althaus (@C_Althaus) December 9, 2020
Derselbe Wert galt im Frühling als Maximalwert für Reiseländer, damit bei der Rückkehr in die Schweiz keine Quarantäne nötig war. Inzwischen liegen sämtliche Kantone selbst deutlich darüber. Am tiefsten liegt Jura mit 315 Fällen pro 100'000 Einwohner, am höchsten St.Gallen mit 843.
Die effektive Reproduktionszahl R gibt an, wie viele weitere Personen eine mit SARS-CoV2 infizierte Person ansteckt. Sie basiert auf (verlässlichen) Fallzahlen – die letzten paar Tage sind wegen erwarteten Nachmeldungen ausgenommen – und bildet daher die Situation vor rund 10 Tagen ab.
Mögliche Richtwerte:
An welchem Wert sich der Bundesrat orientieren will, ist auch in diesem Fall unklar. Längerfristig gesehen muss die Reproduktionszahl aber auf jeden Fall unter 1 fallen, damit das Virus verschwindet. Aktuell erfüllen nur die 7 Kantone Jura, Neuenburg, Genf, Obwalden, Waadt, Wallis und Freiburg dieses Ziel.
Das Bundesamt für Gesundheit publiziert täglich für jeden Kanton separat, wie viele der durchgeführten Tests positiv ausfielen. Im verlässlicheren 7-Tage-Schnitt zeigte sich die Situation vor allem im Kanton Uri besorgniserregend: Die Positivitätsrate stieg seit Anfang Dezember deutlich an und lag zuletzt bei über 41 Prozent.
Mögliche Richtwerte:
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Positivitätsrate von unter 5 Prozent. Auch viele ausländische Länder kennen eine ähnliche Grenze bei der Bestimmung der quarantänepflichtigen Reiseländern oder bei ihren Ampelsystemen.
In der Schweiz liegt aktuell kein Kanton unter diesen Grenze. Die tiefste Quote – und damit den verlässlichsten Überblick über die Ausbreitung des Virus – hat zurzeit Genf mit einer Positivitätsrate von 9,9 Prozent. Welcher Wert zu welcher Eskalationsstufe führen wird, wird der Bundesrat auch hier erst noch entscheiden müssen.
Viel zu diskutieren wird der Indikator bezüglich der Auslastung des Gesundheitswesens geben. Mögliche Faktoren könnten freie Betten auf der Akut- oder Intensivstation oder auch die Verfügbarkeit des Personals sein. Einen guten Einblick geben die Zahlen zu den verfügbaren Betten auf Intensivstationen von icumonitoring.ch, eine von der ETH betriebene Plattform.
Mögliche Richtwerte:
Das angepeilte Ziel wird sein, jederzeit eine noch zu bestimmende Anzahl freier Betten für Notfallpatienten – sowohl solche mit Covid-19 als auch Unfallopfer und Patienten nach grossen Operationen – zur Verfügung zu haben. Zurzeit ist das beispielsweise im Kanton Zug nicht der Fall: Laut ETH sind alle sieben Betten belegt, vier davon mit Covid-19-Patienten.
dann sind die Massnahmen sogar kontraproduktiv...
am Anfang haben die regionalen Massnahmen noch gegriffen.
Mittlerweile gehen die Regeln aber offensichtlich zuvielen Leuten am A..... vorbei und sie halten sich nicht daran.
Deshalb bräuchte es momentan schweizweit gültige Restriktionen - leider!
Und zu den Laien zähle ich auch Politiker, Lobbyisten und Journalisten.
Wäre die Frage: Welche Zahlen stimmen denn nun?