Impfen gegen die Grippe oder bringt das nichts? Hier kommen 6 Fakten dazu
Heute ist nationaler Grippeimpftag. Für (empfohlene) 30 Franken kann man sich in diversen Arztpraxen und Apotheken gegen die Grippe impfen lassen. Schon zum 16. Mal findet der Aktionstag statt.
Der Schutz liegt nach einer Impfung bei rund 80 Prozent. Doch wie sehr die Impfung Grippefälle tatsächlich vorbeugt, ist praktisch unmöglich in Zahlen nachzuweisen. Mark Witschi, Leiter Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen am Bundesamt für Gesundheit (BAG), sagt: «Man weiss beispielsweise nicht, ob die Geimpften gleich exponiert waren wie die nicht Geimpften. Dazu kommen weitere Faktoren wie unter anderem die Virulenz (Hartnäckigkeit, Ansteckungsfähigkeit) der zirkulierenden Viren.»
Witschi hält aber fest: «Mit einer Wirksamkeit von bis zu 80% kann man aber klar davon ausgehen, dass es mehr Fälle gegeben hätte, als wenn gar niemand geimpft worden wäre.»
So verläuft die Grippe seit dem Jahr 2000
Hochgerechnet haben in der Saison 2018/19 rund 2 Prozent der Schweizer Bevölkerung (ca. 170'000) wegen grippeähnlicher Erkrankungen eine Ärztin oder einen Arzt konsultiert. Ein Wert, der ziemlich im langjährigen Durchschnitt liegt. Normalerweise suchen rund 111'000 bis 333'000 Einwohnerinnen und Einwohner wegen grippeartiger Symptome eine Spezialistin oder einen Spezialisten auf.
Ausreisser nach oben und unten sind nicht vorhersehbar. Auch sind sie im Nachhinein nicht immer klar zu erklären, da verschiedene Faktoren eine Rolle spielen – unter anderem auch, welche Altersgruppe am meisten betroffen ist. Haben viele kleine Kinder grippeähnliche Symptome, gehen ihre Eltern mit ihnen schneller zur Ärztin oder zum Arzt. Im Gegensatz dazu warten junge Erwachsene länger, bis sie bei Grippeverdacht tatsächlich eine Ärztin oder Arzt aufsuchen.
Wöchentliche Konsultationen wegen grippeähnlicher Erkrankungen pro 100'000 Einwohner:
Witschi und seine Kolleginnen und Kollegen haben aber Vermutungen für die Schwankungen: «2005 beispielsweise war der vorherrschende Virustyp in der Schweiz neu, also sehr verändert zu vorherigen Viren. Die Schweizer Bevölkerung war darauf nicht vorbereitet oder teilimmun, wie dies möglich ist, wenn sich der Virus gegenüber dem Vorjahr nicht stark verändert.»
Warum ein Jahr später die Grippe statistisch viel schwächer ausfiel, ist nicht ganz klar. Möglich ist hier das Gegenteil: Der vorherrschende Virus war vielleicht zu ähnlich zu solchen aus vergangenen Saisons. «Das Gleiche gilt für die Schwankungen von 2013 bis 2015. Das lässt sich weder vorhersehen, noch danach genau erklären», so Witschi.
Klar zu erklären sind im Nachhinein jedoch die Ausbrüche von 2009 und 2010. Es handelt sich um den H1N1-Virus (Schweinegrippe). Auch der frühe Anstieg im Sommer 2010 steht im Zusammenhang mit der Pandemie.
Wann geht es los?
Normalerweise dauert die Grippesaison von Woche 40 (2019: ab 30. September) bis Woche 16 (2020: bis 19. April). Der Verlauf und Höhepunkt sind dabei selten gleich. Das hängt unter anderem mit der Art der Grippeviren zusammen. Manchmal brauchen die Viren länger, um auszubrechen, manchmal passiert es praktisch auf einen Schlag. Definiert ist dagegen, ab wann man von einer Grippewelle spricht: Bei 69 Vorfällen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Die folgende Grafik zeigt: Während 2015/16 und 2018/19 die Saison «spät» startete, ging es in den Jahren dazwischen jeweils schon Ende Dezember richtig los. Wie eine Saison verläuft, lässt sich im Vornherein nicht abschätzen.
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Wen trifft's?
Kinder zwischen 0 und 4 Jahren werden normalerweise am häufigsten von einer Ärztin oder einem Arzt wegen grippeähnlicher Erkrankungen untersucht. Allerdings geht man mit ihnen auch viel schneller zur Ärztin oder zum Arzt, als beispielsweise Erwachsene dies tun würden.
Auch wenn sich hier die genaue Entwicklung jedes Jahr etwas verändert, bleibt das Grundmuster immer gleich, was die altersmässige Verteilung wöchentlicher Konsultationen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner betrifft. Wir zeigen es hier am Beispiel der Saison 2018/19:
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Anzahl Impfdosen seit 1996
Es ist nicht so, dass jedes Jahr immer mehr Impfdosen produziert werden, im Gegenteil: Der bisherige Höhepunkt wurde 2006 erreicht. Witschi sagt dazu: «Es ist uns noch nicht gelungen, die Bevölkerung richtig darauf zu sensibilisieren. Vermutlich hängt das auch damit zusammen, dass man jedes Jahr eine Impfung machen muss – und trotzdem kann man eine Grippe oder grippeähnliche Erkrankungen haben. Das schreckt viele ab.»
Soll ich mich impfen?
Kommen wir zur entscheidenden Frage: Soll ich mich impfen? Am besten machst du einfach kurz den Grippeimpfcheck des Bundesamtes für Gesundheit. Dort erhältst du eine Empfehlung.
Grundsätzlich ist der Körper nach einer Impfung besser geschützt. Zudem wird die Übertragung der Viren auf andere Personen eingeschränkt. Man schützt mit der Impfung also nicht nur sich selbst. Weshalb «Ich hatte noch nie die Grippe» kein besonders gutes Argument gegen die Grippeimpfung ist.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Impfungen insbesondere für:
- Schwangere
- Frauen, die in den letzten vier Wochen entbunden haben
- Säuglinge ab 6 Monaten mit erhöhtem Komplikationsrisiko
- Frühgeborene ab 6 Monaten für die ersten zwei Winter nach der Geburt
- Personen ab 65 Jahren
- Personen mit Herz- oder Lungen- oder weiteren chronischen Erkrankungen
- Personen in Pflegeberufen
Was kann ich neben der Impfung tun?
Die Impfung ist die wirksamste, aber nicht der einzige Weg, um gegen Grippe vorzubeugen. Die beste Vorbeugung ist:
- Hände waschen (mehrmals täglich)
- In ein Papiertaschentuch oder die Armbeuge husten oder niesen
- Zuhause bleiben bei Grippesymptomen
- Körperlich fit sein
- Das Immunsystem stärken
- Infizierte Personen so gut es geht meiden
Zudem scheint es so, dass ein Mangel an Vitamin D mit einem erhöhten Gripperisiko einhergeht. Bei Bedarf kann das Manko mit einem Vitaminpräparat ausgeglichen werden.
