An die 350 WEF- und Kapitalismuskritiker aus mehreren Ländern sind am Samstagvormittag in Küblis im bündnerischen Prättigau zu einer Protestwanderung nach Davos aufgebrochen. Die Strike-WEF-Bewegung kritisiert die Wirtschaftselite und kämpft für Klimagerechtigkeit.
Die Demonstrierenden versammelten sich am Samstagmorgen bei beissender Kälte am Bahnhof in Küblis, um in zwei Tagen bis ins 25 Kilometer entfernte Davos ans Weltwirtschaftsforum (WEF) zu wandern. Die Stimmung war trotz Minusgraden aufgeräumt und erinnerte eher an ein Wanderlager, denn an eine links-alternative Demonstration.
«Wir kritisieren die Elite, welche sich anmasst, für die Menschen zu sprechen, während schon heute Millionen Menschen am Klimawandel sterben», sagte eine Mediensprecherin des Strike-WEF-Kollektivs der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Grundanliegen von Strike WEF sei Kapitalismuskritik. In den letzten Jahren sei zudem die Forderung nach Klimagerechtigkeit ein zentrales Thema gewesen. «WEF green washing made in Switzerland» wurde denn auch in Küblis auf einem Transparent angeprangert.
Die mehrheitlich jungen Kapitalismuskritikerinnen und -kritiker waren hauptsächlich aus der Schweiz und aus Deutschland nach Graubünden gereist. Es fanden aber auch Demonstrierende aus Belgien, Portugal, England und sogar aus Peru den Weg ins tief winterliche Prättigau.
«Es könnten natürlich immer noch mehr Teilnehmende sein, aber wir sind mit der Zahl zufrieden», sagte die Mediensprecherin. Mit 350 Personen brachen etwa gleich viele Menschen zum Demonstrationsmarsch auf wie im Vorjahr.
Sie trugen Kartontafeln mit sich, auf denen sie eine gerechte Besteuerung «der Reichen» forderten und die Zerschlagung des «kolonialistischen Kapitalismus». «Burn the system», «viva l'anarchia» und «eat the rich» stand auf Transparenten. Trotz dieser anarchistischen Anklänge distanziert sich Strike WEF von Gewalt. «Wir sind explizit eine gewaltfreie Bewegung», betonte die Mediensprecherin.
Zufrieden sind die Organisatorinnen und Organisatoren auch mit der von den Bündner Behörden bewilligten Wanderroute. Nachdem der Strike-WEF-Marsch bei den letzten drei Auflagen des Weltwirtschaftsforums mit Wanderwegen vorliebnehmen und mit dem Zug nach Davos einfahren musste, können die Demonstrierenden dieses Jahr bis nach Klosters wieder sichtbar auf der Kantonsstrasse marschieren. Und auch nach Davos können sie publikumswirksam auf der Strasse einziehen.
Strike WEF hatte sich gegen die Verbannung von der Kantonsstrasse erfolgreich vor Bundesgericht gewehrt. Die komplette Verschiebung der «Winterwanderung» von der Kantonsstrasse weg stellte laut dem Gericht einen unverhältnismässigen Eingriff in die Meinungs- und Versammlungsfreiheit dar. Diese Grundrechte würden in einem gewissen Ausmass das Anrecht beinhalten, für Kundgebungen mit einer Appellwirkung öffentlichen Grund zu benützen. Die Behörden überarbeiteten daraufhin ihre Vorgaben.
Nach einer Übernachtung in einer Turnhalle in Klosters erreichen die WEF-Streikenden am Sonntag Davos und schliessen sich am Nachmittag auf dem Postplatz einer von der Juso Schweiz organisierten Demonstration an. Zusammen mit dem Klimastreik und der GSoA werden sie lautstark gegen das «internationale Lobbytreffen der Kapitalistinnen und -kapitalisten» demonstrieren, das vom 20. bis 24. Januar in der Alpenstadt über die Bühne geht. (sda)