Unter den Freisinnigen scheint es bereits klar zu sein: Sollte Andri Silberschmidt zur Wahl als FDP-Präsident antreten, würde wohl niemand sonst kandidieren. Indizien deuten aber darauf hin, dass Silberschmidt Regierungsrat im Kanton Zürich werden will. Für das Präsidium sind vier weitere Personen im Rennen.
Sie sitzt seit 2019 im Nationalrat und legt nach sechs Jahren einen bemerkenswerten Leistungsausweis vor: Susanne Vincenz-Stauffacher. Die 58-jährige St.Gallerin war von 2020 bis 2025 Präsidentin der FDP-Frauen und gleiste das Projekt der Individualbesteuerung auf, mit dem sie in der Sommersession Geschichte schrieb. Das Parlament sagte gestern Ja zur bedeutenden Gleichstellungsreform.
Sie überlege sich eine Kandidatur «ernsthaft», sagte Vincenz-Stauffacher unlängst in der Politsendung «SonnTalk» der CH-Media-Sender. Sie brauche Zeit, um sich das Ganze gründlich zu überlegen, erklärt sie heute. Sie stelle sich zwei Fragen: «Erstens: Ist das Amt vereinbar damit, wie ich organisiert bin? Zweitens: Bin ich für die Partei die richtige Person?»
Sie macht sich Gedanken darüber, ob sie ihre Anwaltstätigkeit weiterführen kann und ob sie sonstige Nebentätigkeiten aufgeben muss. Generell habe sie aber Freude daran, Verantwortung zu übernehmen, betont sie. Sie sei Teamplayerin und würde die FDP entsprechend führen.
Sie will die Frage in Ruhe überlegen. «Kommt unter dem Strich heraus, dass es für mich und für die Partei mit dem Präsidium funktioniert», sagt sie, «würde ich mich mit Freude bewerben.» Indizien zeigen, dass die Tendenz zurzeit eher gegen eine Kandidatur spricht.
Er war 2015 erst 31 Jahre alt, als er im Kanton Luzern überraschend in den Ständerat gewählt wurde – als bisher jüngstes Mitglied. In den zehn Jahren in Bern machte sich der heute 41-Jährige einen Namen als Aussen-, Sozial- und Gesundheitspolitiker. Bei der AHV bestimmt er die FDP-Strategie entscheidend mit. In Migrationsfragen stützt er den «Hart-aber-fair»-Kurs der FDP, und in EU-Fragen ist er progressiver als Thierry Burkart. 2024 musste Müller eine Krise bewältigen, als er als Verwaltungspräsident des Luzerner Kantonsspitals vorgeschlagen wurde und es Bedenken wegen Interessenkonflikten gab. Müller zog seine Kandidatur daraufhin zurück.
«Das Amt ist sehr spannend und fachlich wie politisch äusserst interessant», sagt Müller. «Ich werde eine Kandidatur vertieft prüfen.» Aus Müllers Umfeld verlautet aber auch, Müller überlege sich gerade generell, wie sein Leben mit 45 oder 50 Jahren aussehen könnte, da er in sehr jungen Jahren Ständerat wurde. Ob eine Kandidatur da passt, ist unklar. Recherchen zeigen, dass hochkarätige Freisinnige versuchen, Müller von einer Kandidatur zu überzeugen.
Die Aargauerin Maja Riniker fällt als Nationalratspräsidentin 2025 positiv auf. Die 47-Jährige leitet die Debatten mit Freude und Sinn für Humor, aber auch mit Konsequenz. Damit hat sie sich indirekt als mögliche FDP-Präsidentin ins Spiel gebracht. Sie erhalte von der Basis Ermunterungen, das Amt zu übernehmen, sagt sie. Und hält fest: «Ich bin am Überlegen.»
Dabei macht sie sich etwas Druck. Sie wolle bis zum Maienzug am 4. Juli in Aarau klarer sehen. Dabei stellt sie sich Fragen wie: «Möchte ich vorne stehen – also an der Spitze der FDP? Könnte Maja Riniker damit glücklich werden?» Sie sagt: «Dieses Amt bietet eine hervorragende Gestaltungsmöglichkeit.» Und: «Mit diesem Amt kann man Brücken bauen.»
National bekannt geworden war Riniker 2023 mit ihrem Vorstoss, die Schweiz solle 25 jener 96 Leopard-Panzer ins Ausland weitergeben, die seit Jahren in einer Halle in der Ostschweiz eingestellt sind. Sie hätten zur Unterstützung der Ukraine dienen sollen.
Der ehemalige persönliche Mitarbeiter von Bundesrat Didier Burkhalter hat eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. 2018 wurde er Nationalrat, 2022 FDP-Fraktionspräsident. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine führte er für den Europarat eine Untersuchung durch zu den Menschenrechtsverletzungen in Kiew und Umgebung. In seinem Bericht fordert er ein internationales Sondertribunal für russische Politiker und Militärs in Den Haag.
Er müsse sich «in aller Ruhe» überlegen, ob er als FDP-Präsident kandidieren wolle, sagt Cottier. «Diesen Entscheid muss man reifen lassen.» Für ihn ist klar, dass es «viele Konsequenzen für das private und berufliche Leben» hätte, übernähme er das FDP-Präsidium. Als Westschweizer gilt er als Aussenseiter für das Amt.