Schweiz
Forschung

Klimawandel verursachte 60 Prozent der Schweizer Hitzetote 2022

370 zusätzliche Tote – Klimawandel verursachte 60 Prozent der Schweizer Hitzetoten

04.07.2023, 16:0004.07.2023, 16:00
Mehr «Schweiz»

Die menschgemachte Klimaerwärmung ist gemäss einer neuen Studie für rund 60 Prozent der Schweizer Hitzetoten 2022 verantwortlich. Der Klimawandel führte demnach zu über 370 zusätzlichen Todesfällen.

Zu diesem Schluss kommt eine in der Fachzeitschrift «Environmental Research Letters» veröffentlichte Studie unter Leitung der Universität Bern, wie diese am Dienstag mitteilte. Beteiligt waren auch Forschende aus Zürich und Basel.

Studien, die den Beitrag des Klimawandels zu den Auswirkungen der Hitze berechnen, sind selten. Grosse Beachtung fand 2021 eine internationale Studie, die weltweit den Beitrag des menschgemachten Klimawandels an hitzebedingten Todesfällen zwischen 1991 und 2018 untersuchte.

Für den Hitzesommer 2022, der ganz Europa betraf, gebe es hingegen nur eine einzige Studie, hält die Uni Bern fest – diejenige aus der Schweiz.

Das Team um die Epidemiologin Ana Vicedo Cabrera stützte sich bei seinen Berechnungen auf sogenannte Attributionsstudien. Diese nutzen etablierte statistische Methoden und Klimasimulationen, um den Anteil des vom Menschen verursachten Klimawandels an der beobachteten Gesundheitsbelastung abzuschätzen.

Stadtbevölkerung leidet besonders

Die Studie zu den hitzebedingten Todesfällen kommt je nach Region zu unterschiedlichen Ergebnissen. Besonders betroffen waren die urbanen Kantone Genf, Waadt, Basel-Stadt und Zürich.

Nicht alle Kantone und Städte sind gleichermassen für den Umgang mit Hitze gerüstet. In Basel und Zürich etwa gibt es laut der Studie keine systematische und umfassende Strategie des öffentlichen Gesundheitswesens zur Hitzebekämpfung.

Foto Manuel Geisser 17.08 .2022 Tourismus,Tourismusbranche. Bild : Touristen Stadt Luzern. Rechts Tennisspielerin aus Brasilien *** Photo Manuel Geisser 17 08 2022 tourism,tourism industry image touri ...
Besonders die Stadtbevölkerung leidet unter der Hitze im Sommer.Bild: www.imago-images.de

In der Westschweiz und im Tessin hingegen wurden bereits nach dem Hitzesommer 2003 Aktionspläne erarbeitet. Sie umfassen unter anderem Sensibilisierungskampagnen und Verhaltensempfehlungen. So habe etwa in den Kantonen Genf und Waadt eine noch höhere hitzebedingte Sterblichkeitsrate verhindert werden können, sagte Vicedo-Cabrera.

Mehr Anstrengungen nötig

Die Epidemiologin empfiehlt den Behörden ausserdem, die bestehenden Massnahmenpläne zum Schutz vor Hitze zu optimieren. Denn, so heisst es in ihrer Studie: «Bei den derzeitigen Erwärmungsraten wird ein Hitzesommer wie 2022 bereits in den kommenden Jahrzehnten zu einem durchschnittlichen Sommer.» (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«Kreative» Möglichkeiten, wie du dich abkühlen kannst
1 / 36
«Kreative» Möglichkeiten, wie du dich abkühlen kannst
Wie ging das Sprichwort noch gleich: «Wo kein Kläger, da kein Richter.»
quelle: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Klimabericht: Wenn wir so weiter machen, nimmt die Erwärmung bis 2100 bis zu 3,5 Grad zu
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
16
    Blatten und der Wiederaufbau: Das Leben in den Bergen wird kompliziert
    Der Bergsturz von Blatten zeigt eindrücklich, wie alpine Regionen durch Naturkatastrophen bedroht sind. Eine «Entvölkerung» ist keine Lösung, aber eine ehrliche Debatte ist überfällig.

    Knapp drei Wochen sind vergangen, seit ein verheerender Bergsturz das Lötschentaler Dorf Blatten weitgehend zerstört hat. Was nicht unter der Eis- und Schuttlawine begraben wurde, versank in den Fluten der aufgestauten Lonza. Die eindrücklichen Bilder der Naturkatastrophe in den Schweizer Alpen dominierten weltweit die Schlagzeilen.

    Zur Story