Die Belegschaft der Westschweizer Titel von Tamedia hat am späten Donnerstagmorgen in Genf und Lausanne für eine Stunde die Arbeit niedergelegt. Rund 100 Personen versammelten sich vor den Büros der «Tribune de Genève» und «24 heures». An der Aktion nahmen Journalistinnen und Journalisten, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sowie Politikerinnen und Politiker teil. Die Waadtländer Kantonsregierung traf die Sozialpartner.
Zum Protest kam es rund zwei Wochen nach der Ankündigung eines Abbauplans vonseiten des grössten Verlegers der Schweiz. Der Plan sieht die Streichung von 90 Stellen in den Redaktionen sowie von 200 Stellen bei den Druckereien in Bussigny VD und Zürich vor, die geschlossen werden sollen.
Die Westschweizer Titel wie die «Tribune de Genève», «24 heures» oder «Le Matin Dimanche» könnten besonders stark betroffen sein. Ihren Hochrechnungen zufolge würde jede vierte oder sogar jede dritte Stelle wegfallen.
Dieser massive Umstrukturierungsplan bedeute den langsamen Tod für die «Tribune de Genève», die in den letzten zehn Jahren bereits rund ein Drittel ihrer Kräfte verloren habe, sagte ihr Personalvertreter Rocco Zacheo am Donnerstag. Für seinen Kollegen von «24 heures», Erwan Le Bec, handelt es sich um «eine schlichte und einfache Zerstörung der Redaktionen».
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte Le Bec, dass Fragen an die Geschäftsleitung von Tamedia gerichtet worden seien, insbesondere um zu erfahren, was die «genauen Pläne» der Gruppe seien und wie viele Personen entlassen würden.
Diese Fragen seien bislang unbeantwortet geblieben. Einzelheiten der Umstrukturierung sollen schrittweise nächste Woche und in der ersten Oktoberwoche bekannt gegeben werden.
Der Waadtländer Staatsrat besprach mit der Geschäftsführung von Tamedia an einem gemeinsamen Treffen die geplante Umstrukturierung, wie die waadtländische Regierung am Donnerstag mitteilte. Der Staatsrat habe die Verantwortlichen des Medienhauses gebeten, das Konsultationsverfahren im Zusammenhang mit der geplanten Schliessung der Druckerei zu verlängern. Das Unternehmen habe eingewilligt.
Die Regierung kam an einem anderen Treffen auch mit Personalvertretern von Tamedia, der Druckerei in Bussigny VD und der Gewerkschaften zusammen. Der Staatsrat verstehe und teile die Sorgen der Belegschaft, hiess es weiter. (sda)