Für hitzige Diskussionen sorgen in der AHV-«Arena» nicht nur die heissen Temperaturen. Nach dem Frauenstreik hat Bundespräsident Ueli Maurer angekündigt, er wolle das AHV-Alter nicht nur für die Frauen (auf 65 Jahre) erhöhen. Sondern auch für die Männer (auf 66 Jahre).
Juso-Frontfrau Ronja Jansen ist erzürnt: «Das ist ein absurder Vorschlag!» Vielmehr sei wegen der stets wachsenden Produktivität der Arbeitnehmer nun der Moment, die Arbeitszeit zu reduzieren. Die 24-jährige Baselbieterin zeigt sich in der «Arena» äusserst angriffig, wortgewandt und mausert sich je länger je mehr zum neuen Sprachrohr der Jungsozialisten.
Ob den Voten Jansens verdreht Andri Silberschmidt, Präsident Jungfreisinnige Schweiz, fast die Augen. Mit einer Initiative wollen er und seine Gefolgsleute das Rentenalter für alle Geschlechter auf 66 Jahre erhöhen und an die Lebenserwartung koppeln. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, nimmt der 25-jährige Zürcher gleich mehrmals den verbalen Zweihänder hervor: «Wenn wir jetzt nichts machen, geht die AHV vor die Sau! Mit Klassenkampf ist die Altersvorsorge nicht sanierbar», so der Banker und Jungunternehmer, der in der Sendung lieber T-Shirt statt Anzug trägt.
Egal aus welchem Blickwinkel man das Thema anschaut. Das Grundproblem bei der AHV ist unbestritten. Denn trotz der jüngst an der Urne beschlossenen, jährlichen 2-Milliarden-Finanzspritze ist das Loch in der AHV langfristig nicht gestopft. Immer mehr Menschen werden pensioniert. Und gleichzeitig werden wir immer älter. Es erstaunt wenig, dass im Sorgenbarometer 45 Prozent der Bevölkerung die Altersvorsorge als grösstes Problem der Schweiz angeben.
«Man darf die Probleme nicht schönreden. Der AHV fehlen in den nächsten 15 Jahren 60 Milliarden Franken. Dann ist sie bankrott», so der scharfzüngige Jungunternehmer Silberschmidt weiter. Dem neuen «Arena»-Dompteur Sandro Brotz gelingt es immer wieder, mit provokativen Fragen etwas Pepp in das trockene Thema zu bringen.
Ob CVP-Ständerat Pirmin Bischoff, SVP-Nationalrat Sebastian Frehner oder eben Juso-Jansen: Die «Arena»-Gäste sind sich einig, dass es Reformen braucht. Bloss was für welche?
Nach dem Frauenstreik ist auch bei der AHV die Geschlechterfrage ein zentraler Diskussionspunkt. Jansen wehrt sich energisch gegen die vom Bundesrat geplante Erhöhung des Rentenalters für Frauen. «Das ist eine absolute Frechheit. Denn Frauen haben viel tiefere Renten als Männer.» Dies insbesondere mit Blick auf die Pensionskasse, die zweite Säule.
SVP-Frehner wird da leicht säuerlich: «Ich finde es biz mühsam, dass man bei jedem Thema eine Geschlechterdebatte führen muss.» Man dürfe nicht vergessen: Männer zahlten 2/3 in die AHV ein, nähmen aber nur 1/3 der Leistungen raus. Bei den Frauen sei es genau umgekehrt.
Da bläst Jansen zum Gegenangriff: Für Hausarbeit bekämen Frauen keine Pensionskassengelder. «Das ist kein Geschlechterkampf! Wir Frauen wollen bloss unseren gerechten Anteil.»
Unterstützung kriegt Jansen von der Pfarrerin Gabriela Allemann: «Die Herren verweigern den Auftrag. Wir Frauen sind auch punkto Altersvorsorge längst noch nicht gleichgestellt.» Der Jungfreisinnige Silberschmidt will dies für die Zukunft nicht gelten lassen. Frauen würden heutzutage viel häufiger arbeiten als in früheren Generationen und bekämen später dementsprechend höhere PK-Gelder. Aus der zweiten Reihe ergreift dann Hildegard Zobrist, Unternehmerin und Oberstleutnant a. D., das Wort. Sie sieht sich nicht als Feministin und ist dem Frauenstreik bewusst ferngeblieben. «Frauen und Männer sollten längstens dasselbe Pensionsalter 65 haben.»
Zahlen, Zahlen, Zahlen. Für CVP-Ständerat Bischoff geht ein fixes Pensionsalter am Kern des Problems vorbei. Es brauche eine viel stärke Flexibilisierung. «Ein Bauarbeiter muss nicht gleich lang arbeiten wie ein Rechtsanwalt.»
Aber woher soll das Geld für die AHV kommen? Die Juso will mit zusätzlichen Steuern für Reiche die Altersvorsorge stützen. Es sei Unsinn, dass auf Aktiengewinne keine AHV-Beiträge gezahlt werden müssten, so Jansen. SVP-Nationalrat Frehner will davon nichts wissen und moniert, dass gut situierte Leute sehr mobil seien und bei neuen Steuern aus der Schweiz wegziehen könnten.
«Wenn Reiche fortgehen, ist das eine Katastrophe. Sie zahlen schon jetzt viel Geld in die AHV ein», sagt auch Silberschmidt. Mit Klassenkampf sei die Altersvorsorge nicht sanierbar, wie ein Blick in die umliegenden Länder zeige. «Eure Rezepte sind überall gescheitert. Es braucht halt Mut, der Wahrheit in die Augen zu schauen», sagt er und blickt Richtung Juso-Jansen.
In der zweiten Reihe wird Michael Töngi, Nationalrat Grüne, langsam richtig sauer. Man habe genug über Steuereinnahmen, Lohnprozente und Rentenalter geredet. «Das Leben ist keine Excel-Tabelle. Es braucht nun einen Ruck in der Politik, damit man im Alter weiterhin gut leben kann.»
Zum Schluss ergreift Oberstleutnant a. D. Zobrist nochmals das Wort und gibt Jansen in einem Punkt recht. Die AHV sichere die Existenz schon längst nicht mehr, man müsse an der Pensionskasse als zweite Säule weiter schaffen. «Die Bürger müssen halt für sich selbst sorgen!»
Wenn die Ü50 endlich wieder Jobschancen bis zurm Rentenalter haben, diskutiere ich sehr gerne darüber. Vorher ist das aber reine Schaumschlägerei. Sorgt endlich dafür, dass Ü50 nich mehr zu teuer sind, gleicht die 2. Säule Sätze endlich an und für die Jobsuche soll ein Inländervorrang gelten. Aus- und Weiterbildung in den Firmen soll unterstützt werden, So bleiben auch Ü50 aktuell, das gepaart mit der Erfahrung ist doch unschlagbar. Wenn sich bloss ein junger Chef nicht dadurch bedroht fühlen würde.