Schweiz
Gesellschaft & Politik

SRF-Arena: Ronja Jansen von der Juso liest den Männern die Leviten

«Das ist kein Geschlechterkampf! Wir Frauen wollen bloss unseren gerechten Anteil»: Juso-Politikerin Ronja Jansen.
«Das ist kein Geschlechterkampf! Wir Frauen wollen bloss unseren gerechten Anteil»: Juso-Politikerin Ronja Jansen. bild: printscreen srf

«Das ist eine Frechheit»: Juso-Jansen liest in der AHV-«Arena» den Männern die Leviten

Länger leben, länger arbeiten? Die Altersvorsorge ist das grosse Sorgenkind der Schweiz. Die «Arena» dreht sich auch um die Gender-Frage, ganz und gar nicht zur Freude aller. Eine Jungpolitikerin gibt besonders Gas.
29.06.2019, 00:3329.08.2019, 10:43
Mehr «Schweiz»

Für hitzige Diskussionen sorgen in der AHV-«Arena» nicht nur die heissen Temperaturen. Nach dem Frauenstreik hat Bundespräsident Ueli Maurer angekündigt, er wolle das AHV-Alter nicht nur für die Frauen (auf 65 Jahre) erhöhen. Sondern auch für die Männer (auf 66 Jahre).

Jansen: «Vorschläge sind absurd»

Video: srf

Juso-Frontfrau Ronja Jansen ist erzürnt: «Das ist ein absurder Vorschlag!» Vielmehr sei wegen der stets wachsenden Produktivität der Arbeitnehmer nun der Moment, die Arbeitszeit zu reduzieren. Die 24-jährige Baselbieterin zeigt sich in der «Arena» äusserst angriffig, wortgewandt und mausert sich je länger je mehr zum neuen Sprachrohr der Jungsozialisten.

Ob den Voten Jansens verdreht Andri Silberschmidt, Präsident Jungfreisinnige Schweiz, fast die Augen. Mit einer Initiative wollen er und seine Gefolgsleute das Rentenalter für alle Geschlechter auf 66 Jahre erhöhen und an die Lebenserwartung koppeln. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, nimmt der 25-jährige Zürcher gleich mehrmals den verbalen Zweihänder hervor: «Wenn wir jetzt nichts machen, geht die AHV vor die Sau! Mit Klassenkampf ist die Altersvorsorge nicht sanierbar», so der Banker und Jungunternehmer, der in der Sendung lieber T-Shirt statt Anzug trägt.

Silberschmidt: «Die AHV geht vor die Sau!»

Video: srf

Egal aus welchem Blickwinkel man das Thema anschaut. Das Grundproblem bei der AHV ist unbestritten. Denn trotz der jüngst an der Urne beschlossenen, jährlichen 2-Milliarden-Finanzspritze ist das Loch in der AHV langfristig nicht gestopft. Immer mehr Menschen werden pensioniert. Und gleichzeitig werden wir immer älter. Es erstaunt wenig, dass im Sorgenbarometer 45 Prozent der Bevölkerung die Altersvorsorge als grösstes Problem der Schweiz angeben.

«Man darf die Probleme nicht schönreden. Der AHV fehlen in den nächsten 15 Jahren 60 Milliarden Franken. Dann ist sie bankrott», so der scharfzüngige Jungunternehmer Silberschmidt weiter. Dem neuen «Arena»-Dompteur Sandro Brotz gelingt es immer wieder, mit provokativen Fragen etwas Pepp in das trockene Thema zu bringen.

Ob CVP-Ständerat Pirmin Bischoff, SVP-Nationalrat Sebastian Frehner oder eben Juso-Jansen: Die «Arena»-Gäste sind sich einig, dass es Reformen braucht. Bloss was für welche?

Der Gender-Zank

Nach dem Frauenstreik ist auch bei der AHV die Geschlechterfrage ein zentraler Diskussionspunkt. Jansen wehrt sich energisch gegen die vom Bundesrat geplante Erhöhung des Rentenalters für Frauen. «Das ist eine absolute Frechheit. Denn Frauen haben viel tiefere Renten als Männer.» Dies insbesondere mit Blick auf die Pensionskasse, die zweite Säule.

Frehner Arena

Video: srf

SVP-Frehner wird da leicht säuerlich: «Ich finde es biz mühsam, dass man bei jedem Thema eine Geschlechterdebatte führen muss.» Man dürfe nicht vergessen: Männer zahlten 2/3 in die AHV ein, nähmen aber nur 1/3 der Leistungen raus. Bei den Frauen sei es genau umgekehrt.

Da bläst Jansen zum Gegenangriff: Für Hausarbeit bekämen Frauen keine Pensionskassengelder. «Das ist kein Geschlechterkampf! Wir Frauen wollen bloss unseren gerechten Anteil.»

Unterstützung kriegt Jansen von der Pfarrerin Gabriela Allemann: «Die Herren verweigern den Auftrag. Wir Frauen sind auch punkto Altersvorsorge längst noch nicht gleichgestellt.» Der Jungfreisinnige Silberschmidt will dies für die Zukunft nicht gelten lassen. Frauen würden heutzutage viel häufiger arbeiten als in früheren Generationen und bekämen später dementsprechend höhere PK-Gelder. Aus der zweiten Reihe ergreift dann Hildegard Zobrist, Unternehmerin und Oberstleutnant a. D., das Wort. Sie sieht sich nicht als Feministin und ist dem Frauenstreik bewusst ferngeblieben. «Frauen und Männer sollten längstens dasselbe Pensionsalter 65 haben.»

«Ein Bauarbeiter muss nicht gleich lang arbeiten wie ein Rechtsanwalt.»
Pirmin Bischoff, CVP

Zahlen, Zahlen, Zahlen. Für CVP-Ständerat Bischoff geht ein fixes Pensionsalter am Kern des Problems vorbei. Es brauche eine viel stärke Flexibilisierung. «Ein Bauarbeiter muss nicht gleich lang arbeiten wie ein Rechtsanwalt.»

Aber woher soll das Geld für die AHV kommen? Die Juso will mit zusätzlichen Steuern für Reiche die Altersvorsorge stützen. Es sei Unsinn, dass auf Aktiengewinne keine AHV-Beiträge gezahlt werden müssten, so Jansen. SVP-Nationalrat Frehner will davon nichts wissen und moniert, dass gut situierte Leute sehr mobil seien und bei neuen Steuern aus der Schweiz wegziehen könnten.

«Wenn Reiche fortgehen, ist das eine Katastrophe. Sie zahlen schon jetzt viel Geld in die AHV ein», sagt auch Silberschmidt. Mit Klassenkampf sei die Altersvorsorge nicht sanierbar, wie ein Blick in die umliegenden Länder zeige. «Eure Rezepte sind überall gescheitert. Es braucht halt Mut, der Wahrheit in die Augen zu schauen», sagt er und blickt Richtung Juso-Jansen.

Töngi: «Das Leben ist keine Excel-Tabelle»

Video: srf

In der zweiten Reihe wird Michael Töngi, Nationalrat Grüne, langsam richtig sauer. Man habe genug über Steuereinnahmen, Lohnprozente und Rentenalter geredet. «Das Leben ist keine Excel-Tabelle. Es braucht nun einen Ruck in der Politik, damit man im Alter weiterhin gut leben kann.»

Zum Schluss ergreift Oberstleutnant a. D. Zobrist nochmals das Wort und gibt Jansen in einem Punkt recht. Die AHV sichere die Existenz schon längst nicht mehr, man müsse an der Pensionskasse als zweite Säule weiter schaffen. «Die Bürger müssen halt für sich selbst sorgen!»

«Bürger müssen selber schauen»: Oberstleutnant a. D. Zobrist

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Frauenstreik am 14. Juni 2019
1 / 30
Frauenstreik am 14. Juni 2019
Sitzstreik in der Berner Kramgasse.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ueli Maurer diskutiert mit Magdalena Martullo-Blocher
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
244 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
dorfne
29.06.2019 01:26registriert Februar 2017
Jansen von den Juso hat es angesprochen: die Einkommen aus Arbeit werden höher besteuert, als die Einkommen aus Kapital. Und die Digitalisierung wird die Arbeit zum Verschwinden bringen. Die AHV lebt aber von Lohnprozenten. Die Digitalisierung ist es, die in den nächsten Jahren die Kassen leeren wird, nicht die Babyboomer-Generation. Deshalb werden wir neue Finanzierungsmodelle brauchen.
156
Melden
Zum Kommentar
avatar
Coffeetime ☕
29.06.2019 01:42registriert Dezember 2018
Leben auf Pump rächt sich immer. Wenn kein Geld da ist, kann man auch keines mehr ausgeben, so habe ich es gelernt. 🤷🏻‍♀️
61
Melden
Zum Kommentar
avatar
Töfflifahrer
29.06.2019 07:37registriert August 2015
Ind wieder einmal, Rentenalter soll erhöht werden.
Wenn die Ü50 endlich wieder Jobschancen bis zurm Rentenalter haben, diskutiere ich sehr gerne darüber. Vorher ist das aber reine Schaumschlägerei. Sorgt endlich dafür, dass Ü50 nich mehr zu teuer sind, gleicht die 2. Säule Sätze endlich an und für die Jobsuche soll ein Inländervorrang gelten. Aus- und Weiterbildung in den Firmen soll unterstützt werden, So bleiben auch Ü50 aktuell, das gepaart mit der Erfahrung ist doch unschlagbar. Wenn sich bloss ein junger Chef nicht dadurch bedroht fühlen würde.
00
Melden
Zum Kommentar
244
50-jähriger Rennvelofahrer stirbt nach Sturz in Winterthur

Der 50-jährige Rennvelofahrer, der am 20. Oktober auf der Steigstrasse in Winterthur gestürzt war, ist am Donnerstag an seinen schweren Verletzungen gestorben. Dies teilte die Stadtpolizei am Freitag mit.

Zur Story