Der Umweltschützer Franz Weber kämpft seit Jahren für eine intakte Natur. Vor zwei Jahren gelang ihm ein denkwürdiger Coup: Seine Volksinitiative «Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen» wurde vom Schweizer Stimmvolk knapp angenommen.
Nun aber gerät Weber in den Verdacht, Wasser zu predigen und Wein zu trinken. Er besitzt selber mehrere Zweitwohnungen, schreibt die Schweiz am Sonntag. Im Personalhaus des Grandhotels Giessbach am Brienzersee, das Weber 1983 vor dem Abriss gerettet hat, verfügen er, seine Frau Judith und Tochter Vera über eine 110 Quadratmeter grosse Vierzimmerwohnung, die sie nach eigenen Angaben nicht allzu oft nutzen.
Ausserdem gehört Franz Weber eine Zweizimmerwohnung an bester Lage auf dem Montmartre in Paris. Weiter besitzt die Familie ein Ferienhaus im mittelalterlichen Dorf Gordes in der Provence sowie eine Dreizimmerwohnung in Territet oberhalb von Montreux, wo sie eine Villa bewohnt. In der Wohnung würden Besucher oder Leute einquartiert, die für Webers Stiftung arbeiten, sagte Judith Weber gegenüber der Zeitung.
Die Ehefrau des Umweltschützers verwahrte sich gegen den Vorwurf, der Besitz mehrerer Zweitwohnungen stehe im Widerspruch zu ihrem Engagement: Dieses richte sich nicht gegen kalte Betten, «sondern gegen die masslose Überbauung der Schweiz mit immer neuen Zweitwohnungen, die dann doch leer stehen».
Weiter verweist Judith Weber darauf, dass sie keine neuen Häuser nutzen würden, sondern nur bestehende Gebäude. Das Haus in Gordes etwa sei mehrere hundert Jahre alt. Franz Weber wiederum betonte, die Zweitwohnungen dienten dem Umweltschutz: «Sie sind ein Zentrum, um in aller Ruhe Ideen zu studieren und Kampagnen vorzubereiten.» (pbl)