Die Armee sperrt die A1 zwischen Avenches VD und Payerne VD für Kampfjets vorübergehend. Dies, damit die Luftwaffe im Juni dort während 36 Stunden mit ihren F/A-18-Kampfjets trainieren kann. Das hat der Bundesrat am Mittwoch entschieden.
Das Ziel: Die Verteidigungsfähigkeit stärken und Kampfjets auch von «improvisierten Standorten» aus einzusetzen. Die Sicherheitslage in Europa habe sich «in den letzten Jahren weiter verschlechtert», schreibt der Bundesrat als Begründung.
Neu ist die Idee nicht: Kampfjet-Tests auf Autobahnen wurden bereits in den 70er- und 80er-Jahren durchgeführt. Einer, der die Wiedereinführung solcher Übungen befürwortet und früher daran teilgenommen hat, ist SVP-Nationalrat Thomas Hurter (SH): «Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals im Jet Start und Landung auf dem Autobahnabschnitt beim Militärflugplatz Alpnach OW geübt habe», sagt der ehemalige Kampfjetpilot. «Das ist schon etwas anspruchsvoller als auf einer präparierten Piste auf dem Flugplatz.»
Oft habe es in unmittelbarer Nähe Hindernisse wie Strommasten. «Wir mussten damals in der Beschleunigungsphase eine Brücke unterqueren.» Dies, damit die Startpiste genügend lang gewesen sei und der Flieger ausreichend habe beschleunigen können. «Das war schon eindrücklich, denn so ein Flieger ist gross.»
Neben den Herausforderungen für Piloten sei die ganze Logistik wichtig. Hurter: «Die Flieger müssen von der Felskaverne oder dem geschützten Unterstand erst einmal bis zur Autobahn gebracht werden – und das möglichst schnell.»
Der vom Bundesrat gewählte Autobahnabschnitt bei Payerne nahe beim Flugplatz mache deshalb Sinn. Es brauche schnelle Alternativen für die Luftwaffe, wenn im Ernstfall die Piste auf dem Flughafen zerstört wäre. Zudem müssten Truppen und Flieger schnell wieder in Sicherheit gebracht werden können.
Hurter: «Diese Übungen sind fälschlicherweise in der Zeit der ‹Friedenseuphorie› aufgegeben worden.»
Anders sieht das SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (ZH), die wie Hurter in der Sicherheitskommission SIK sitzt. «Momentan argumentiert die Armee ständig mit der veränderten Sicherheitslage, um ein Wunschkonzert nach dem anderen durchzubringen», sagt sie.
«Wie genau hat sich die Sicherheitslage in der Schweiz verändert?», fragt sie. Diese «ständige Argumentation» mit der veränderten geopolitischen Lage rechtfertige nicht jede Übung, sagt Seiler Graf. Auch wenn die Armee solche grundsätzlich natürlich durchführen dürfe.
Seiler Graf zeigt sich zudem erstaunt über den Zeitpunkt der Übung. Dass die Armee diese bereits im Sommer und also noch mit den F/A-18 durchführen will, macht für sie «keinen Sinn». Sie fände es sinnvoller, damit auf die F-35 zu warten. «Befürchtet selbst die Armee, dass es bei den F-35 zu Lieferverzögerungen kommt?»
Abgesehen von den Kosten für die Armee, welche Auswirkungen hat die Übung für die Autofahrer auf der A1?
Es werde eine Umleitung signalisiert, sagt ein Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra). Begonnen mit der Übung würde rund 48 Stunden vorher – indem man die Leitplanken der Autobahn demontiere. Nach dem Test dauere es 48 bis 72 Stunden, bis die Strasse wieder normal befahrbar sei.
Für SVP-Sicherheitspolitiker Hurter ist klar: «Ein solcher Mehraufwand ist zwar mit Kosten verbunden, aber es lohnt sich.»
SP-Nationalrätin Seiler Graf sieht es anders. Für sie ist «die momentane Bedrohungslage für die Schweiz nicht dermassen verändert, dass sie den beachtlichen logistischen und finanziellen Aufwand rechtfertigt, um eine Autobahn zu sperren».