Schweiz
Gesellschaft & Politik

Kesb 2023: So viele Fälle wie noch nie

So viele Kesb-Fälle wie noch nie – höchste Zunahme bei Kindern

26.09.2024, 10:0026.09.2024, 15:01
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Die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden haben 2023 so viele Fälle wie noch nie verzeichnet. Die Zunahme von Fällen widerspiegele die gesellschaftliche Entwicklung. Immer mehr Menschen benötigten Unterstützung.

Für total 154'981 Menschen wurde im Jahr 2023 eine Schutzmassnahme der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb) verfügt, wie die Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz (Kokes) am Donnerstag mitteilte.

Im Vergleich zum Jahr 2022 wurde eine Zunahme der Fälle um rund 3,5 Prozent (plus 5516 Personen) verzeichnet. Die Gesellschaft brauche offenbar allgemein mehr und öfter Hilfe und die Kesb sei einer der Akteure, die diese Hilfe leiste, hiess es weiter.

Höchste Zunahme bei Kindern

Bei Kindern registrierten die Behörden 6,5 Prozent mehr Fälle als 2022. Das sei die höchste Zunahme, die es je gegeben habe. Konkret habe per Ende 2023 für 49'132 Kinder eine Schutzmassnahme der Kesb bestanden. Kinder machen knapp einen Drittel der Fälle aus.

Hauptgrund für diesen Anstieg seien mehr Beistandschaften für unbegleitete minderjährige Asylsuchende, die von Gesetzes wegen zwingend anzuordnen sind, hiess es weiter.

Laut Kokes gab es auch mehr Gerichtsverfahren, in denen die Eltern potenziell gegenläufige Interessen haben zu ihren Kindern, und deshalb für die Kinder eigene Rechtsvertretungen eingesetzt wurden. Mehr Meldungen bekamen die Behörden wegen gefährdeten Kindern, unter anderem wegen häuslicher Gewalt, weil Kinder unter hochstrittigen Eltern leiden oder wegen Drogen- oder Alkoholproblemen von Eltern.

Demografische und gesellschaftliche Gründe

Zwei Drittel der Massnahmen hätten Erwachsenen gegolten. Die Behörden hätten 2,4 Prozent mehr erwachsene Personen als im Vorjahr unterstützt. Diese Zunahme entspricht laut Communiqué dem langjährigen Trend und hat sowohl demografische als auch gesellschaftliche Gründe.

Weil die Menschen immer älter würden, die Familienstrukturen weniger eng seien, die (erwachsenen) Kinder weiter weg leben würden, sich beruflich engagierten und zeitintensive Hobbys hätten, werde die Betreuung der älteren Generation allgemein weniger innerhalb der Familie gelöst. Der Staat und unter anderem die Kesb würden einspringen und Unterstützung leisten.

Gemäss Kokes brauchen Erwachsene am meisten Unterstützung wegen psychischer Probleme oder Problemen im Umgang mit Geld oder administrativen Aufgaben. Die häufigste Massnahme sei die Hilfe durch eine Beistandsperson.

Bei der Anordnung einer Beistandschaft werde in rund 30 Prozent der Fälle eine Privatperson als Beistand eingesetzt. In den übrigen Fällen käme eine Fachperson zum Einsatz. (rbu/sda)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butschina
26.09.2024 10:24registriert August 2015
Ich persönlich bin dankbar für meine Beiständin. Das ewige gestürm zwischen Suva, iv und Krankenkasse brauch extrem viel Kraft die ich schlicht nicht habe. Zudem konnte ich noch nie mit Geld umgehen. Meine Integritätsentschädigung hätte ich wahrscheinlich für viel unsinniges verpulvert. Interessant finde ich immer, dass die Beiständin (sie ist eine ausgebildete Fachkraft) genau die gleichen Argumente anbringen kann wie ich. Da sie eine Fachperson ist, versuchen die Versichere bei ihr deutlich weniger Tricks als bei mir. Das ist tragisch. Argumente müssten unabh. vom Vortrager gewertet werden.
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HARPHYIE
26.09.2024 10:34registriert Mai 2020
Merkt euch bei den nächsten Wahlen, dass die zuständigen Berufsbeistände die entsprechenden Ressourcen brauchen um auch wirklich ihre Aufträge erfüllen zu können und nicht nur Menschen zu "verwalten"!!! Als Beistand kann ich versichern, dass die bürgerliche Politik diesen Bereich die letzten Jahre kaputtgespart hat und immer mehr gute und motivierte Leute den Bettel hinschmeissen!
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