Schweiz
Gesellschaft & Politik

SVP zögert eigenen Vorstoss für schärfere Banken-Regeln raus – SP schäumt

Thomas Aeschi, SVP-ZG, spricht waehrend der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 5. Maerz 2024 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Thomas Aeschi will mit strengeren Bankenregeln nun doch zuwarten.Bild: keystone

«Gipfel der Heuchelei»: SVP macht Rückzieher bei schärferen Bankenregeln

Die SVP sorgt im Parlament dafür, dass ein Vorstoss – notabene ihr eigener – zur Verschärfung der Regeln für Grossbanken nicht behandelt wird. SP-Co-Chef Cédric Wermuth schäumt.
14.03.2024, 09:20
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Zwei Traktanden hätten am Mittwochabend im Nationalrat behandelt werden sollen. Eingereicht hatte die Vorstösse die SVP. Einer davon war ein Motion: Der Bundesrat hätte damit beauftragt werden sollen, ein Gesetz auszuarbeiten, das sicherstellt, dass es in der Schweiz keine «Too-big-too-fail»-Banken mehr geben wird.

Heisst: Banken, die so gross werden, dass ihr Untergang den Schweizer Finanzplatz existenziell bedrohen würde – und die darum vom Staat gerettet werden müssten – wären rechtlich verpflichtet, Anteile abzustossen, sobald sie eine gewisse Grösse erreichten.

Nach dem CS-Crash vor Jahresfrist waren sich SVP und SP für einmal einig: So etwas darf nie wieder passieren. Die SVP reichte deshalb den erwähnten Vorstoss ein, der das im Endeffekt sicherstellen sollte. Für die UBS, die mittlerweile gerne als Monster-Bank bezeichnet wird, hätte ein solches Gesetz direkte Folgen.

Doch nun machte die Rechtspartei einen Rückzieher, wie der Tagesanzeiger berichtet. Fraktionschef Thomas Aeschi intervenierte vor dem Eintreten auf die Motion. Er wünschte per Ordnungsantrag, dass der Vorstoss der zuständigen Kommission zugewiesen wird – und damit vertagt wird.

Als Gründe führte der Zuger an, dass man abwarten wolle, wie die Pläne des Bundesrats aussehen und bis man weiss, was der Bericht der Geschäftsprüfungskommission (PUK) hervorbringt. Dieser liegt erst Ende Jahr vor. «Ich denke, es wäre richtig, wenn wir die Motionen, die in diesem Bereich eine Regulierung fordern, erst dann behandeln würden, wenn dieser Bericht vorliegt», sagte Aeschi im Nationalrat.

Cedric Wermuth, Co-Praesident SP, spricht waehrend einer Medienkonferenz der SP zur Kampagne fuer die eidgenoessischen Wahlen am Montag, 7. August 2023 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Cédric Wermuth wirft der SVP Heuchelei vor.Bild: keystone

SP-Co-Chef Cédric Wermuth ist ob des Vorgehens der SVP sprachlos. «Das kommt eher selten vor», sagt er. Doch das Vorgehen der Volkspartei sei derart durchschaubar, dass ihm die Worte fehlten. Einige findet er dann doch: Es sei der «Gipfel der Heuchelei», so Wermuth. Und weiter:

«Offenbar hat die Bankenlobby gut gearbeitet und Ihre Partei wieder im Griff.»

Vor den Wahlen habe die SVP behauptet, das Bankenproblem im Land ebenfalls angehen zu wollen. Doch nun habe sie kalte Füsse gekriegt. Mit der Zustimmung der SP hätte der Vorstoss eine Mehrheit im Parlament erreicht, so Wermuth. Es gebe keinen plausiblen Grund für die Verschiebung, da es völlig normal sei, dass das Parlament vor einer Gesetzesrevision Stellung zu einer Vorlage nehme.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter, federführend bei der CS-Rettung, erachtete Aeschis Argumentation hingegen als schlüssig.

Unabhängig davon, ob Wermuth mit seinen Vorwürfen an den politischen Gegenpol Recht hat oder nicht – klar ist, dass die SVP ihre Prioritäten verglichen mit vergangenem Jahr anders beurteilt. Damals forderte die Partei nämlich, kurz nach dem CS-Crash, dass die aktuell zur Debatte stehende Motion sofort behandelt werden soll. Dies lehnte der Nationalrat damals aber ab.

(con)

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78 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lord_ICO
14.03.2024 07:33registriert März 2016
Was hat man denn von der Bankenpartei SVP erwartet? Dass sie dabei helfen härtere Regeln für Banken einzuführen? Sind denn die Wähler dieser Partei wirklich so naiv und glauben dieser Partei nur noch ein Wort?
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Eisvogel
14.03.2024 07:54registriert Februar 2019
Mit Worten für das 'Volk', mit Taten für die Banken, sprich für die Finanzwirtschaft.
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Walter-Brock Miami-FM
14.03.2024 07:34registriert August 2023
Ja, ja, zuerst hiess es, es braucht harte Gesetzte, dann nur noch Gesetzte, dann Regeln, nun will man diese Regeln auch nicht, vielleicht sind es dann am Ende Richtlinien.
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