Kein Röstigraben bei der Pelz-Initiative. Anders als im Falle der Stopfleber unterstützt sowohl die Deutschschweiz als auch die Romandie ein Importverbot für Pelzprodukte aus tierquälerischer Produktion.
Die Zustimmung bei der Bevölkerung der Deutschschweiz liegt bei 93 Prozent. In der Romandie sind es 71 Prozent, wie eine repräsentative Umfrage von watson zeigt.
Im Durchschnitt beträgt der Wert 89 Prozent, beide Sprachregionen stehen also klar hinter der Volksinitiative, die vor zwei Wochen mit 113'474 gültigen Unterschriften zustande gekommen ist.
Initiantin Katharina Büttiker – ihr Verein steht auch hinter der Stopfleber-Initiative – zeigt sich gegenüber watson sehr erfreut über das Umfrageresultat. Die Tierschützerin sagt: «Uns war bewusst, dass im Parlament Gesetzesentwürfe für ein Pelz-Importverbot vorliegen. Trotzdem wollten wir diese Initiative lancieren, um dem Vorhaben nochmals einen Schub zu geben.»
Bislang kam ein Importverbot für Pelz im Parlament nicht durch. Wird ein entsprechender Vorstoss eingereicht, formieren sich die Lobbys und dann wird dem Vorhaben eine Abfuhr erteilt. SP-Nationalrat Matthias Aebischer sagt gegenüber watson: «Das Umfrageresultat freut mich. Immer wieder hat die Pelzhändler-Lobby den Handel mit Quälpelzen gedeckt. Diesen Machenschaften dürfte die Initiative nun ein Ende setzen.»
Die Pelz-Initiative fordert, dass der Import von Pelzprodukten, die von misshandelten Tieren stammen, verboten wird. Gemäss den Initianten importiert die Schweiz pro Jahr rund 350 Tonnen Pelz, die Hälfte davon aus China. Rund 1,5 Millionen Tiere haben dadurch ein qualvolles Leben. Sie werden vergast, durch Elektroschocks getötet oder lebendig gehäutet.
Nebst Asien gelangen auch Felle aus Finnland, Dänemark, Russland, den USA, Kanada, den Niederlanden, Norwegen und Polen in die Schweiz. Die Tiere würden in diesen Ländern gemäss Initianten «unter schrecklichsten Bedingungen gehalten».
Inzwischen ist der Bundesrat aktiv geworden. Ein Importverbot für Felle aus Qual-Produktion wolle man prüfen. Bis Ende März 2024 soll das Departement des Innern von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eine Vorlage ausarbeiten.
Bereits seit 2012 existiert eine Deklarationspflicht für Pelze, die in der Schweiz verkauft werden. Herkunft, Haltung und Rasse der Tiere müssen auf einem Zettel aufgeführt sein. Funktionieren tut das System jedoch nicht, wie die NZZ schreibt.
Im Jahr 2022 waren 66 Prozent der kontrollierten Pelze falsch oder gar nicht deklariert. Zudem wird insgesamt zu wenig kontrolliert, weil es dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen an Ressourcen mangelt.
Bei Verstössen werden Verwarnungen und Bussen ausgesprochen, gebessert hat sich jedoch wenig. Mit der Volksinitiative für ein Pelz-Importverbot könnte sich dies ändern.
Von einem Verbot betroffen wäre auch Anja Marquardt. Die gebürtige Deutsche führt ein eigenes Atelier im Kanton Luzern, seit über 20 Jahren verkauft und verarbeitet sie dort Pelzprodukte. Doch Marquardt hat offene Fragen: «Der Schweizer Markt ist extrem klein, die Zahlen des Initiativkomitees können nicht stimmen. Bei einer importierten Canada-Goose-Jacke mit Pelzkragen wurde vermutlich die ganze Jacke gewogen, oder sie wiegen die Kleiderbügel noch mit.»
Auch die Bilder und Videos von gequälten Tieren, die im Internet kursierten, hätten nichts mit der Realität zu tun. Sie blieben jedoch in den Köpfen der Leute drin, so Marquardt.
Hätte eine Annahme der Volksinitiative für ein Pelz-Importverbot für Marquardt existenzielle Folgen? «In gewisser Weise wäre es schon fast ein Berufsverbot, weil alle Menschen dann denken, dass Pelz verboten sei. Dabei würde ja nur der Import von gemäss Schweizer Standards tierquälerischen Produkten verboten werden.» Zum Glück gebe es auch noch andere Felle. Marquardt verarbeitet etwa Schweizer Rotfuchs, Kaninchen oder Lamm.
Das Umfrageresultat bezeichnet Marquardt als «heuchlerisch». Sie sagt:
Die 47-Jährige betrachtet ihre Arbeit als ethisch vertretbar, zumal sie bereits jetzt freiwillig auf Pelz aus China verzichtet. «Mit diesen Qualzuchten habe ich nichts zu tun.» Die Umfrage zeige jedoch: «Die Pelzbranche hat definitiv eine zu kleine Lobby, da sind die Tierschützer viel besser aufgestellt.»
Die ehemalige Grünen-Nationalrätin Meret Schneider unterstützt nebst der Stopfleber auch ein Importverbot für Pelzprodukte. Dass die Bevölkerung der Romandie im Gegensatz zur Stopfleber beim Pelz ein solches Verbot befürwortet, leuchtet ihr ein. «Wenn es um den Konsum, ums Essen geht, wie zum Beispiel bei der Stopfleber, gehen die Emotionen besonders hoch. Dann hängen Menschen sehr stark an Traditionen. Pelz hingegen hat in der Romandie und auch in der ganzen Schweiz keine Tradition.»
Zugegeben: Fair Point.
Würden wir nur Pelz welcher aus dem Fleischkonsum anfällt weiter nutzen, würde ich das Argument gelten lassen.
Da dies ja aber offensichtlich nicht der Fall ist, ist dieses Argument obsolet.
Unterstütze jedoch jeden, der kein Fleisch ist. Leider bin ich nicht fähig dazu, auf meine zwei bis drei Tage der Woche, an denen ich Fleisch esse, zu verzichten.